Bekämpfen – ja oder nein?
Stechmücke löst Emotionen aus: So hat Rimsting über BTI-Einsatz entschieden
Eine Plage, die bekämpft gehört, oder ein hinnehmbarer Zustand? Der Gemeinderat Rimsting zeigte sich uneins zur Frage, ob die Stechmücken mit dem Mittel BTI bekämpft werden sollen. So hat er nach emotionaler Debatte entschieden.
Rimsting – Mit neun zu sieben Stimmen haben sich die Gemeinderäte in Rimsting dafür entschieden, sich an der möglichen Stechmückenbekämpfung des Abwasser- und Umweltzweckverbands (AUV) zu beteiligen. Seit 20 Jahren besteht diese Möglichkeit über das Ausbringen von BTI, zwei Mal kam es in dieser Zeit zum Einsatz. Zum wiederholten Mal kam es im Rimstinger Rat diesbezüglich aber zu klaren Standpunkten und einer kurzen aber wesentlichen Diskussion, die offenbarte: Kompromisse können wohl bei diesem Thema nicht gefunden werden.
Stechmücke: Zeitfenster zur Ausbringung in Rimsting war heuer sehr knapp
Bürgermeister Andreas Fenzl erläuterte in der jüngsten Gemeinderatssitzung, warum das Thema in diesem Jahr wieder auf der Agenda stehe. Seit 25 Jahren führe der Abwasser- und Umweltverband (AUV) für die Chiemsee-Gemeinden die Stechmückenbekämpfung (Überschwemmungsmücke) durch. Von den zehn Chiemsee-Gemeinden beteiligen sich derzeit neun mit ihrem Unkostenbeitrag an der Bekämpfung. Auch heuer wäre sie möglich gewesen, erläuterte Fenzl in der Sitzung. Aber die Kapazitäten seien ausgeschöpft gewesen, zumal das Zeitfenster zur Ausbringung des Mittels und einer effektiven Wirkung auch sehr knapp gewesen sei. Denn neben dem Wirkstoff, habe es auch an Personal und am Hubschrauber gemangelt, so Fenzl.
Im März 2023 hatte der Gemeinderat beschlossen, nach einer kontrovers geführten Diskussion, sich bis 2025 an der Mückenbekämpfung zu beteiligen. Der jetzige Bewilligungsbescheid für den AUV seitens der Regierung von Oberbayern läuft noch bis Ende 2025. Wie Fenzl erklärte, beabsichtige der AUV, eine Verlängerung zu beantragen und dieses Ansuchen auf Bewilligung müsse circa ein Jahr vorher (entweder Ende 2024 oder Anfang 2025) eingereicht werden. Die Entscheidung darüber erfolgt in der Verbandsversammlung des AUV im Dezember 2024.
Monika Walter (Grüne) betonte, dass sie „immer schon dagegen gewesen sei, denn am Ende „trifft es den Menschen“, war sie sich sicher. Sie wies daraufhin, dass die Mücke eine wichtige Nahrungsquelle für die Fische sei und man schon viele Erfolge bei den Vögeln erzielt habe.
Bürgermeister erhielt viele Beschwerde-Anrufe
Bürgermeister Fenzl unterstrich, dass er in den vergangenen Wochen viele Briefe und Anrufe wegen der zahllosen Stechmücken am Chiemsee bekommen beziehungsweise geführt habe. Er erinnerte an den Beschluss von 2023.
Raimund Feichtner (UWG) war, so wie Walter, auch gegen eine Stechmückenbekämpfung. Ersten würden sie gar nicht wissen, welche Auswirkungen das Ausbringen von BTI habe und außerdem würden ihn die Mücken aus anderen Überschwemmungsgebieten trotzdem stechen. Vom BTI-Einsatz am Chiemsee, seien diese nicht betroffen.
Von Feichtner nach den Kosten gefragt, bezifferte Fenzl diese auf circa 30.000 Euro für die Gemeinde Rimsting.
Stefan Julinek (CSU) erinnerte an die Diskussionen in der Vergangenheit zum gleichen Thema und erklärte: „Wir haben jetzt die Argumente hundert Mal ausgetauscht“, auch die Kosten für die Gemeinde seien überschaubar. Diese Meinung teilte auch Max Huber (WGG) und hob hervor, dass „es für die Leute, die hier Urlaub machen, schlichtweg eine Katastrophe ist“. Nina Weinland (Grüne) kritisierte, dass heuer überregionale Medien versucht hätten, eine Mückenplage förmlich herbei zu reden. „Die haben bei uns angerufen und gefragt: „Sag doch mal, ihr habt eine Mückenplage!“. Huber konnte da nur widersprechen, weil er mit vielen geredet und oft angesprochen worden sei. „Einheimische und Touristen“, teilten die negative Meinung über die Stechmücken.
Bürgermeister weist auf Bedeutung für Tourismus hin
Während Fenzl auf die Größenordnung des Tourismus und der Tourismusbranche für die heimische Wirtschaft verwies (etwa 800 Mio Euro Brutto-Umsatz für das Chiemgau-Alpenland), sah Mary Fischer (FW) eine aktive Stechmückenbekämpfung als sinnvoll an für Einheimische und Touristen. „Außerdem hat das etwas mit Imagepflege zu tun“ und die Gemeinde Seeon-Seebruck wolle auch wieder dazu kommen. Mit neun zu sieben Stimmen wurde beschlossen, sich an einer möglichen Stechmückenbekämpfung des AUV zu beteiligen.
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