Neue Projekte, neue Baustellen
Staus ohne Ende: Warum Verkehrschaos auf der A8 zwischen Rohrdorf und Bernau alltäglich wird
An Staus auf der A8 müssen sich Autofahrer und Anwohner der angrenzenden Orte gewöhnen. Sie werden zur Normalität, denn um die Lebensader A8 zu erhalten, sind zwischen Rohrdorf und Bernauer Berg weitere Reparaturen und Neubauten erforderlich. Ein Überblick.
Rohrdorf/Frasdorf/Bernau – Der Neubau der A8 zwischen Achenmühle und Bernauer Berg hätte längst beginnen sollen. Doch kaum war der Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt da, gab es Klagen. Im März 2024 von einer Privatperson aus Hötzing und der Gemeinde Bernau am Chiemsee. Im April 2024 vom Bund Naturschutz. Seitdem stehen die Räder still.
Kein Verhandlungstermin in Sicht
Ein Jahr später liegen dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig drei Klagen vor: „Ein Termin zur mündlichen Verhandlung wurde bisher nicht festgelegt“, heißt es auf OVB-Anfrage. Die Bernauer Klagen sind theoretisch bereits vom Tisch. Dabei geht es um den Lärmschutz für Hötzing, der den Bernauern noch von Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer (2018-2021) versprochen wurde, dann aber in den Planungen nicht enthalten war.
„Wir haben inzwischen eine Lösung und damit eine gute Einigung gefunden“, informiert Josef Seebacher, Sprecher der Autobahn GmbH Südbayern. Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber bestätigt das. Bei einem Erörterungstermin am Bundesverwaltungsgericht soll diese vorgestellt und als Ergänzung in den Planfeststellungsbeschluss aufgenommen werden. Doch auch dafür gibt es noch keinen Termin.
In den Pfingstferien rollt der Verkehr
Der sechsstreifige Neubau der A8 lässt also weiter auf sich warten. Trotzdem muss die 90-jährige Autobahn befahrbar bleiben. Und das geht nur mit Erhaltungsmaßnahmen. Die maroden Brücken bei Rohrdorf (Bahnbrücke) und Frasdorf (Prientalbrücke) werden gegenwärtig saniert. „In Rohrdorf sammeln wir Erfahrungen, wie solche Turbobaustellen funktionieren“, sagt Seebacher. Die innovative Schnellbauweise, bei der Fertigteile mit direkt befahrbaren Spezialbetonoberflächen eingehoben werden, ermögliche eine kürzere Bauzeit, die zu weniger Verkehrseinschränkungen führe.
Die Bauarbeiten an der Rohrdorfer Bahnbrücke liegen im Plan. Am Wochenende (24./25. Mai) werden die Betonfertigteile auf der Fahrbahn in Richtung München eingebaut. Die Fertigstellung der Brücke und die Freigabe von zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung erfolgt noch vor den Pfingstferien.
„Nach den Pfingstferien sind in Fahrtrichtung Salzburg noch Stabilisierungsarbeiten an den Flügelwänden der Brücke erforderlich, die wegen des äußerst knappen Zeitplans in die aktuelle Bauphase nicht mehr integriert werden konnten“, so Seebacher. Dazu werde wegen der engen Autobahn ohne Seitenstreifen wieder eine zeitweise Sperrung einer Fahrspur erforderlich sein. Nach derzeitigen Vorplanungen sind die Arbeiten für die Zeit vom 22. bis 27. Juni geplant.
Nächtliche Sperrung am Wochenende
Ein paar Kilometer weiter – an der Prientalbrücke östlich von Frasdorf – markieren die Pfingstferien die Halbzeit der Bauarbeiten. Die Sanierung der Fahrbahn in Richtung Salzburg soll bis dahin abgeschlossen sein. Für kurze Zeit stehen dann wieder zwei Spuren pro Fahrtrichtung zur Verfügung.
Am Wochenende (23. bis 25. Mai) kommt es zwischen den Anschlussstellen Frasdorf und Bernau aber erst einmal zu starken Einschränkungen. In den Nächten von Freitag (23. Mai) bis Sonntag (25. Mai) ist die Fahrtrichtung Salzburg jeweils von 20 Uhr bis 6 Uhr gesperrt. „Der Verkehr wird an der Anschlussstelle Frasdorf aus der Autobahn ausgeleitet und über die ausgeschilderte Umleitungsstrecke über Aschau zur Anschlussstelle Bernau und dort wieder auf die Autobahn geleitet“, informiert der Autobahn-Sprecher. Der Verkehr in Fahrtrichtung München ist von der Sperrung nicht betroffen.
Die Sperrungen sind erforderlich, um nach Abschluss der Schweißarbeiten zur Sanierung der Prientalbrücke den schadhaften Fahrbahnbelag auf der rechten Fahrspur zu erneuern. Dazu muss in der ersten Nacht die alte Fahrbahn abgefräst und in der zweiten Nacht wieder ein neuer Fahrbahnbelag auf der Brücke eingebaut werden. Gleichzeitig wird die vorhandene Verkehrsführung abgebaut, um nach dem Auskühlen der neuen Fahrbahn auf der Autobahn schnell wieder zwei Fahrspuren freizugeben.
Nach den Pfingstferien beginnt die Sanierung der Brücke auf der Fahrtrichtung München, wieder mit teilweiser Sperrung einer Fahrspur. Die Schweißarbeiten finden überwiegend unterhalb der Brücke statt. Bis Mitte Juli soll die Sanierung der Prientalbrücke abgeschlossen sein.
Neubau der Seehauser Brücke beginnt
Schon im Juni startet wenige Kilometer weiter ostwärts das nächste Projekt: der Neubau der Autobahnbrücke bei Seehaus. Der Auftrag wurde jetzt an die Porr Gruppe vergeben. Schon am Montag (26. Mai) beginnen die Bauvorbereitungen, nach den Pfingstferien die Bauarbeiten. Dazu gehört unter anderem auch eine Verbreiterung der Fahrbahn. Es muss also auch hier mit Verkehrseinschränkungen gerechnet werden. Wann genau diese erfolgen und mit Staus zu rechnen sein wird, soll nach der detaillierten Bauzeitenplanung Ende Juni bekannt gegeben werden.
Die Kosten für den Neubau der Autobahnbrücke bei Seehaus – einschließlich eines Viehdurchlasses, des Kanals und der Arbeiten zur Anpassung der Gemeindeverbindungsstraße – liegen bei circa acht Millionen Euro. Anfang 2027 soll die Brücke fertig sein.
Archäologische Grabungen gehen weiter
Die archäologischen Grabungen in diesem Bereich haben bereits im Herbst begonnen. Damit wurde der Boden für den Brückenbau bereitet. Entlang der Autobahn werden die Untersuchungen nach Informationen der Autobahn GmbH weitergeführt. In diesem Bereich sollen sich Bodendenkmäler – Siedlungen und Brandgräber der späten Bronzezeit und der Urnenfelderzeit sowie der römischen Kaiserzeit – befinden.
Offenbar wurden tatsächlich bedeutsame archäologische Funde gemacht. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege will sich dazu allerdings erst nach Abschluss aller archäologischen Untersuchungen äußern. „Während laufender archäologischer Maßnahmen sehen wir zum Schutz der aufgedeckten Bodendenkmäler von einer Information der Öffentlichkeit ab“, informiert ein Sprecher auf OVB-Anfrage. Im Fall von Seehaus komme hinzu, dass durch die Nähe zur Autobahn sicherheitstechnische Bedenken bestehen.
Überalterte Brücken brauchen Reparaturen
Die Autobahn GmbH kontrolliert regelmäßig etwa 205 Brückenbauwerke an der A8 Ost. 81 von ihnen stammen aus den 1930er-Jahren. So auch die Autobahnbrücke über die Rohrdorfer Ache – etwa 800 Meter westlich der Anschlussstelle Rohrdorf. Die Brücke muss dringend saniert werden. Die Planungen dafür laufen bereits. „In diesem Jahr haben wir dafür kein Zeitfenster mehr, denn wir müssen immer abwägen, wie wir Brücken erneuern können, ohne die Region durch Staus lahmzulegen“, informiert Seebacher. Deshalb wird die Brückensanierung erst 2026 stattfinden.
Was an Ginnertinger Brücke geplant ist
Nächstes Projekt im Abschnitt zwischen Rohrdorf und Frasdorf ist die Ginnertinger Brücke. Derzeit prüfen die Ingenieure der Autobahn GmbH, ob die Brücke bis zum Ausbau des Abschnittes nur abgestützt oder mit einem Neubau bereits ihr endgültiger Ausbauzustand geschaffen werden soll.
Die A8 zwischen Rohrdorf und Bernauer Berg bleibt also eine Baustelle. Urlauber, Berufspendler und Einwohner der angrenzenden Gemeinden Rohrdorf, Frasdorf, Aschau und Bernau scheinen sich an die enorme Belastung durch Staus und Ausweichverkehr gewöhnen zu müssen.




