Leidenschaft für einen Superhelden
Mehr als 5000 Comics gesammelt: Warum Spider-Man für den Priener Heiko Mehlhart der Größte ist
Wenn der Priener Heiko Mehlhart eine Leidenschaft hat, dann Spiderman. Mehr als 5000 Comics hat er in seinem Bestand. Und sein Wissen über die Geschichte der Figur ist derart umfassend, dass er sogar ein Filmstudio auf ihn aufmerksam wurde.
Prien – Eines vorweg: In dieser Geschichte sollte es nach dem Wunsch des Protagonisten eigentlich nicht um Heiko Mehlhart gehen, sondern um jenen Superhelden, den er seit seiner Kindheit bewundert: Spiderman. Genauer gesagt um das Jubiläum der Figur aus der Feder des US-Zeichners Stan Lee, die im August seit 60 Jahren existiert. Mehlhart nennt inzwischen mehr als 5000 Exemplare der Comics sein Eigen. Und hat sogar einmal den Entwurf für ein Drehbuch geschrieben.
Kein Kostüm, keine Bettwäsche
Das Klischee des gemeinen Comicsammlers erfüllt Heiko Mehlhart nicht: blaues Hemd, leicht gescheitelte Haare. Und im Kostüm seines Superhelden auf Kongresse fahren, das käme ihm genauso wenig in den Sinn, wie seine Kissen und Decken mit Spiderman-Bettwäsche zu überziehen. „Dafür bin ich als Geschäftsmann seriös genug“, sagt Mehlhart, der im Vertrieb des Softwareunternehmens Oracle arbeitet.
Aber die Leidenschaft für Peter Parker, alias Spiderman, ist da. Genauso das Wissen über die unterschiedlichen Versionen seines Superhelden, die alle ihre jeweilige Serie eingeflossen sind: Spiderman, „New Spiderman“, „The Ultimative Spiderman“. Fiktive Paralleluniversen, wie Mehlhart erklärt, die sich um den gleichen Superhelden drehen.
Von Grund auf ehrlich
Was ihn an der Figur reizt? „Das Tolle an Peter Parker, an Spiderman ist: Er ist verwundbar“, antwortet der Priener. Die Figur habe ganz normale Probleme, wie jeder andere auch. Und sei es nur der blaue Fleck nach einem Kampf, der am nächsten Tag eben nicht wieder einfach verschwunden ist. „Er leidet, und das macht ihn sehr menschlich“, sagt Mehlhart über Peter Parker oder sein Alter Ego Spiderman.
Eine Figur, mit der man sich identifizieren könne, wie er findet. Gerade weil gezeigt werde, welche Probleme selbst ein Superheld privat habe. Nicht zuletzt deswegen, um das Geheimnis seiner Identität zu wahren. „Er muss Menschen anlügen, die er nicht anlügen will. Er muss Dinge tun, die er nicht machen will“, schildert der Priener. Und das, obgleich die Figur von Peter Parker von Grund auf ehrlich sei. „Dieser Zwiespalt hat mich total interessiert.“
Den ersten Comic mit 15
Im Spanienurlaub war es einst um ihn geschehen. Damals war er zehn Jahre alt und hat mit seiner Familie einen Spiderman-Trickfilm geschaut. Auf Spanisch zwar, aber: „Allein die Figur hat mich geflasht“, sagt der heute 50-Jährige. Es sollte noch fünf Jahre dauern, bis er mit 15 seinen ersten Spiderman-Comic kaufte. Auf Deutsch. „Aber irgendwann war ich mit den deutschen Comics fertig.“
Er wandte sich auf Empfehlung seines damaligen Comic-Händlers den amerikanischen Originalen zu. Zumal diese wesentlich früher erschienen als die deutschen Nachdrucke, welche oft erst anderthalb Jahre später in den Handel kamen. Heute nennt er mehr als 5000 Hefte sein Eigen, neben anderen Devotionalien rund um den Marvel-Helden.
Bei der Premiere in Berlin
Mehlhart schaut auch die Kino-Adaptionen seines Helden an. Auch, um die Umsetzung der Handlung aus den Comics zu bewerten. Bis auf kleine Details wie die Augenfarbe des Helden. Doch vom dritten Teil der ersten Kino-Reihe war er nicht begeistert –gelinde gesagt. Und das, obgleich er 2007 zur Premiere nach Berlin reisen durfte. Als Gewinner im Rahmen einer Auktion für die SOS-Kinderdörfer. „Ein Zufallstreffer“, wie er heute über seinen Gewinn sagt.
Dort traf er Spiderman-Darsteller Tobey Maguire, als Teil des Preises. Der habe sich anfangs eher reserviert gegeben. Bis er im Gespräch mit dem Priener herausfinden konnte, wie umfassend der Fan aus Prien die Geschichte von Maguires Filmfigur kannte. Aber Mehlhart hielt auch mit der Kritik am Film nicht hinter dem Berg. Zumal die Fans den Streifen damals zerrissen hätten. Unter anderem deswegen, weil er die Chronologie der Comic-Reihe zu sehr durcheinandergewirbelt habe.
Konzept für vierten Kinofilm
Seine Einwände wurden offenbar weitergetragen, denn vier Wochen später hätten Sony Pictures bei ihm angerufen. Ob er seine Gedanken zu einem Spiderman-Film nicht einfach mal niederschreiben könne. Mehlhart erstellte ein Konzept für einen möglichen vierten Teil der Kinofilmreihe. Auf 29 Seiten versuchte er, die Unordnung, die der Vorgänger hinterlassen hatte, wieder aufzuräumen.
Umsonst, denn die Rückmeldung der Produktion habe gelautet: „Herr Mehlhart, das wird nichts.“ Allerdings wohl auch deshalb, weil sich die Produktionsfirma und der Regisseur nebst Hauptdarsteller überworfen hatten. „Damit war meine Geschichte obsolet.“
Sei’s drum: Die Werte, für die Spiderman stehe, seien hoffentlich auch in 50 Jahren noch aktuell. Seine Geradlinigkeit, ausgedrückt durch das wohl bekannteste Zitat der Comic-Reihe: „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.“