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Verstärkung für Landkreis-Feuerwehren

Spezialisten für neuen Alleskönner: Pullacher legen jetzt auch „Bypässe“

Der neue Versorgungs-Lkw mit Kran kann Fahrbahnteiler – jeder rund drei Tonnen schwer – aus ihrem Verbund heben. Damit werden Unfallstellen für Rettungsfahrzeuge und Einsatzkräfte auch von der Gegenfahrbahn aus zugänglich. Die Pullacher Feuerwehr hat sich auf seine Bedienung spezialisiert.
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Der neue Versorgungs-Lkw mit Kran kann Fahrbahnteiler – jeder rund drei Tonnen schwer – aus ihrem Verbund heben. Damit werden Unfallstellen für Rettungsfahrzeuge und Einsatzkräfte auch von der Gegenfahrbahn aus zugänglich. Die Pullacher Feuerwehr hat sich auf seine Bedienung spezialisiert.

Verstärkung für die Feuerwehren: Ein Versorgungs-Lkw mit Kran kann „Bypässe“ auf Autobahnen legen, Schnee von den Dächern räumen und Großtiere retten. Doch warum ist der neue Alleskönner ausgerechnet in Pullach stationiert?

Pullach – Es ist so weit. Der neue Versorgungs-Lkw mit Kran der Feuerwehren des Landkreises konnte am Wochenende einsatzbereit gemeldet werden. Stationiert ist er bei der Feuerwehr Pullach. Rettungseinsätze auf den Bundesautobahnen – insbesondere der A93, der Autobahn Richtung Kiefersfelden – sind damit wesentlich effektiver zu unterstützen. Das Kranfahrzeug macht es möglich, die Betongleitwände, die dort die Fahrbahnrichtungen trennen, aus ihrem Verbund herauszuheben.

Neue Chancen bei Unfällen und Staus

Damit ist ab sofort bei Unfällen für alle Rettungs- oder Einsatzfahrzeuge ein ungehinderter Zugang von allen Seiten ermöglicht. Auch bei lang anhaltenden Staus auf der A93 kann diese Möglichkeit der Öffnung von erheblichem Vorteil sein, denn der stehende Verkehr kann nun über „Bypässe“ auf der Gegenrichtungsfahrbahn abgeleitet werden. Ebenfalls wird die Versorgung von im Stau eingeschlossenen Urlaubern dadurch erheblich erleichtert.

Einsatz auch bei Hochwasser und Schnee

So entscheidend der Zeitgewinn gerade bei Unfällen sein kann, sie sind beileibe nicht die einzige Einsatzmöglichkeit des Kranes. Auch bei Hochwasserlagen wird er die Effektivität der Wehren deutlich erhöhen: Paletten mit Sandsäcken bis circa eine Tonne können auch noch bei der maximalen Auslegerlänge des Krans von 18 Metern gehoben werden – genau dorthin, wo man wo sie braucht, auch auf Dammkronen hinauf.

Erhebliche Erleichterung bietet der Kran auch im Winter, wenn ergiebige Schneefälle zu gefährlichen Schneelastauflagen nicht nur auf Flachdächern führen. Am Kranauslieger kann dafür eine rotierende Schneebürste angebracht werden, mit der schnell auch große Dachflächen freigelegt werden können. Die große Auslegerlänge macht es dabei möglich, dass selbst Dachflächen höherer oder schwer zugänglicher Gebäude zu erreichen sind. Nicht zuletzt kann der Kran dank einer binnen fünf Minuten anzubringenden Seilwindeneinrichtung auch bei der Großtierrettung zum Einsatz kommen – Pferde oder Kühe etwa, die sich in sumpfiges Gelände verlaufen haben oder in Gruben eingebrochen sind.

Ein imposantes Bild. Selbst bei voll, das heißt auf 18 Meter ausgefahrenem Ausleger, kann der Kran noch eine Last von einer Tonne heben (links). Auch die Befestigung der Seilführung der Seilwinde will geübt sein. Mit diesem Anbauteil kann der Kran auch für die Großtierrettung eingesetzt werden.

Die genannten Beispiele sind keine etwaigen Möglichkeiten, sondern reale Szenarien, mit denen die Wehren des Landkreises in den vergangenen Jahren immer wieder konfrontiert wurden. So ist der rund 360.000 Euro teure Versorgungs-Lkw mit Kran also eine maßgeschneiderte Antwort auf tatsächliche Erfordernisse aus dem Brand- und Katastrophenschutz, wie Kreisbrandrat Richard Schrank sagt.

Zentrale Lage zur Autobahn

Dass er in Pullach stationiert ist, liegt zum einen an der zentralen Lage dieser Feuerwehr im Landkreis und natürlich an der Nähe der Feuerwache zu den Autobahnen A8 und A93. Zudem verfügt das neue Feuerwehrgerätehaus über die nötige Raumhöhe für den Kran. Doch auch die spezielle Kompetenz der Pullacher Wehr spielt eine entscheidende Rolle: Sie hat ihren Reihen sechs Männer, die beruflich bereits mit Kranfahrzeugen zu tun haben. Das ist ein großer Vorteil, denn wie bei jedem Einsatz der Feuerwehr gilt auch hier: Einsatzfahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände müssen „im Schlaf“ beherrscht werden, um sich im Ernstfall rein auf die angetroffene Situation konzentrieren zu können.

Der Kran wird vom Kranführer per Fernbedienung gesteuert (rechts). Der „Anschläger“ befestigt die Last am Haken und unterstützt den Kranführer beim Einweisen.

Gerade bei komplexen Geräten wie einem Kran ist das wichtig, denn nur mit sehr viel Übung und Erfahrung wird der Haken am Ende des Ausliegers einfach zu einer „Verlängerung der Hand“. Ohne solche Übung und Erfahrung bliebe es eine herausfordernde Koordinationsaufgabe, die gerade unter Stressbedingungen kaum bewältigt werden kann: Um eine gewünschte Richtungsänderung zu erreichen, müssen je nach Lage des Kranes zum Zielobjekt gleichzeitig Höhe, Neigung und Drehung des Ausliegers verändert werden.

Ausbilder aus den eigenen Reihen

Verständlich also, dass die Pullach Kameraden schon seit Mitte Februar mehrmals pro Woche und an Samstagen am und mit dem Kran üben. Ein großes Plus war dabei, dass der Ausbildungsleiter, Georg Wagenstaller, gleichzeitig Mitglied der Pullacher Feuerwehr ist. So konnte er seinen Kameraden die Kranbedienung und alles, was dabei zu beachten ist, besonders praxisnah vermitteln. Das Ergebnis: Alle 14 Pullacher Feuerwehrmänner, die die Befähigung zum Führen dieses Kranes haben sollen, bestanden jetzt ihre schriftliche Prüfung. Drei von ihnen haben auch schon die praktische Prüfung abgelegt.

Auch kleine Wehren sind leistungsfähig

Für Kreisbrandrat Richard Schrank ist das ein doppelter Erfolg, denn einerseits beweist es, dass sein Konzept richtig ist, herausfordernde Sonderaufgaben an kompetente kleinere Wehren zu vergeben, weil hier oft die Kapazitäten für eine Spezialisierung vorhanden sind. Andererseits ist es ein Erfolg für die Pullacher Feuerwehr, weil sie wieder einmal ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen kann.

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