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Besonderer Bildtypus

Spektakuläre Entdeckung in Titlmoos: „Wahre Länge Christi“ ist einmalig für die Region

Fragment in Titlmoos.
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Fragment in Titlmoos.

In der Filialkirche von Titlmoos wurde ein Fragment einer gotischen Tafel entdeckt, das vermutlich Teil einer Darstellung der „Wahren Länge Christi“ war. Die mit Gebetsformeln bedruckten Amulette dieser Art gehörten im Mittelalter trotz kirchlicher Verbote zu den gängigsten Abwehr- und Heilszeichen.

Wasserburg/Titlmoos – Trotz aller kirchlichen Verbote schon im Mittelalter gehören die Amulette der „Wahrhaften Länge Christi“, lange, mit Gebetsformeln bedruckte und mit dem Namen des Besitzers beschriebene Pergament- oder Leinenstreifen, zu den gängigsten Abwehr- und Heilszeichen (ab dem 15. Jahrhundert). Die ältesten Belege sind kleine Maßstäbe in mittelalterlichen Handschriften (9./10.Jh.), die 16 mal genommen die Größe des Herrn ergeben haben sollen.

Statue in Konstantinopel

Grundlage dafür sei eine Statue in Konstantinopel gewesen. Im 17.Jahrhundert kam die „Länge Mariens“ auf, aber auch andere Religionen kennen die „Länge des Mohammed“, die „Länge des Buddha“ oder die des alt-ägyptischen Thot. Eine andere Ableitungsmöglichkeit sei die Steinbank im Hl. Grab in Jerusalem gewesen, auf der Christus einen Abdruck seines Körpers hinterlassen habe. Daneben gab es Längen der Geißelsäule, des Kreuzes, der Seitenwunde oder des Fußabdrucks, den Christus bei seiner Himmelfahrt auf dem Ölberg hinterlassen habe.

Eine besondere Darstellungsform neben Amuletten stellen im Spätmittelalter die gotischen Tafelmalereien dar, bei denen auf einem schmalen, über zwei Meter langen Brett Christus dem Betrachter frontal gegenübertritt. Die rechte Hand ist zum Segensgestus erhoben, während die linke eine Weltkugel hält. Eines der schönsten Beispiele ist die „wahre Länge Christi“ von 1487 im Museum im Prediger in Schwäbisch Gmünd, wobei drei zentrale Typologien hier vereint sind: Christus als Salvator Mundi (Erlöser und Beherrscher der Welt), da wahre Antlitz Christi (Vera Icon – Schweißtuch der Veronika) und die „Wahre Länge Christi“ (Darstellung in Lebensgröße). Es gibt aber auch andere Vorstellungen, die mit der „wahren Länge“ kombiniert werden, wenn im Dom von Piacenca auf einer langen Tafel Christus dargestellt ist, aus dessen Händen Heilsgaben in Form von Hostien fallen.

Über der Türe

Nun konnte in der kleinen Filialkirche von Titlmoos das Fragment eines solchen Bildtypus entdeckt werden, auf den Georg Brenninger in seiner Kunsttopographie in den 90er Jahren hingewiesen hatte. In der Sakristei hängt über der Türe an zwei Haken der 49 mal 59 Zentimeter große Rest einer gotischen Tafel, die einmal rigoros beschnitten wurde, sodass nur das Haupt Christi aufbewahrt wurde. Während das Bild oben und unten abgesägt wurde, sind die seitlichen Rahmenleisten noch erkennbar, sodass man davon ausgehen kann, dass auf der schmal-länglichen Tafel einst eine Christus-Gestalt in voller Größe dargestellt war.

Künstler lässt sich nicht mehr feststellen

Ob der untere Teil des Gemäldes zerstört war oder ob eine kirchliche Anweisung der Grund für diese Zerstückelung war, lässt sich nicht mehr feststellen. Auch wird man sich fragen, wie ein solcher Bildtypus in die abseits gelegene Filialkirche gelangt ist – möglicherweise durch Abgabe aus der Pfarrkirche. Natürlich lässt sich auch der Künstler dieser nicht unbedingt erstklassigen Malerei nicht mehr feststellen. Immerhin stellt das Fragment aber das einzige Beispiel für die „Wahre Länge Christi“ nicht nur im Altlandkreis Wasserburg, sondern in der ganzen Region dar.

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