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Carina Pilz und Kerstin Riemer im Doppelporträt

Sehnsuchtsort Alm: Warum zwei Autorinnen ein Buch über die Chiemgauer Berge geschrieben haben

Haben zusammen das Buch „Almfrieden“ gestaltet: (von links) Die Autorinnen Carina Pilz und Kerstin Riemer.
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Haben zusammen das Buch „Almfrieden“ gestaltet: (von links) Die Autorinnen Carina Pilz und Kerstin Riemer. 

Zwei Frauen kennen sich nicht und beschließen ein Buch zu schreiben. Über den Sehnsuchtsort Alm, die Natur der Chiemgauer Berge und die dortigen Bräuche. Die „Almfrieden“-Autorinnen Carina Pilz und Kerstin Riemer im Doppelporträt.

Staudach-Egerndach/Söchtenau - Die Helfer versammeln sich im Kreis, beten ein „Vater Unser“ und treiben die Rinder den Berg hinab. So beschreibt Carina Pilz ihren emotionalsten Moment während der Recherche. „Mir sind so oft die Tränen gekommen“, sagt die Autorin. Die Verbindung zwischen Tier und Mensch habe sie berührt. Ebendiese Momente hat sie mit Kerstin Riemer in dem Buch „Almfrieden - A G‘spür für d‘ Natur, de Leid, de Viecha und mi“ festgehalten.

Kein „idyllisches Heidi-Bild“

Darin finden Leser Fotografien und Texte über die Chiemgauer Alpen. Die Autorinnen wollten kein „idyllisches Heidi-Bild“ darstellen, sondern die harte Arbeit auf den Almen. Aber auch Beschreibungen von Wildkräutern und Rezepte gibt es in dem Buch.

Ein Blick in das Buch „Almfrieden“.

„Und eine bunte Mischung von Menschen“, sagt Kerstin Riemer. Jung und alt, Singles und Ehepaare, ein Mädchen in ihrem ersten und eine Frau in ihrem 30. Almsommer kommen auf den Seiten vor. Riemer nennt das Buch ein „Familienprojekt“, in dem der Leser verschiedene Perspektiven findet.

Um Einblick in Welt der Almen zu erhalten, mussten sich die Autorinnen viel Zeit nehmen. Meist waren sie einen Tag auf jeder Alm aus dem Buch und haben die Menschen bei der Arbeit beobachtet. „Es braucht Respekt und Vertrauen“, betont Riemer. Sie hätten eine Verbindung zu den Menschen aufgebaut. Denn die Autorin weiß: „Die Stimmung muss passen.“

Wunsch nach mehr Verbindung mit der Natur

„Es ist schön zu sehen, wie sich die Menschen öffnen“, sagt Carina Pilz. „Wir haben nie versucht, etwas zu stellen. Es ist alles total echt.“ Zudem hätten die beiden Frauen verschiedene Themen in Verbindung gebracht: Erhalt der Natur, Bewirtung, Brauchtum, Almauftrieb und -abtrieb. Alles mit dem Ziel, den Alltag in den Chiemgauer Bergen authentisch darzustellen.

„Das Thema hat in uns geschlummert“, sagt Pilz. Für beide Autorinnen seien die Berge Kraftorte zum Auftanken. Carina Pilz lebt in Söchtenau und Kerstin Riemer in Staudach-Egerndach. In der Kindheit seien sie viel in den Bergen gewesen. Desto älter die beiden wurden, desto weniger seien sie jedoch mit der Natur verbunden gewesen. Das wollten die beiden Frauen ändern.

Deshalb hat es wohl auch gleich geklickt, als sie sich kennengelernt haben. Carina Pilz sei auf einen Instagram-Beitrag von Riemer zu ihrem ersten Buch „Glücksorte in Oberfranken“ gestoßen und habe die Autorin kontaktiert. „Es hat gleich gepasst“, erinnert sich Riemer. Sie beschlossen ein Buch über die Chiemgauer Berger zu gestalten. Durch das Projekt sei eine Freundschaft entstanden. „Es ist total spannend, was sich durch den beruflichen Kontext auf privater Ebene entwickelt hat“, bestätigt Pilz.

Die beiden fallen sich nie gegenseitig ins Wort, ergänzen ihre Aussagen dennoch und lachen immer wieder. Riemer nickt, wenn Pilz spricht und andersherum. Sie scheinen zu harmonieren. Dass sie ein Team sind, wollen sie auch nach außen zeigen. „Wir treten beide gleichberechtigt als Autorinnen auf“, sagt Riemer. Sie hat die Texte geschrieben, Carina Pilz hat die Menschen und Landschaft fotografiert.

Der Traum vom eigenen Buch

Kerstin Riemer hat bereits für die Schülerzeitung geschrieben, anschließend hat sie Medien und Kommunikation studiert - mit Fokus auf Journalismus. Dennoch habe sie sich nach dem Studium auf Unternehmenskommunikation und Marketing konzentriert. Sie habe viele Texte in ihrer Arbeit verfasst, doch ein Wunsch sei immer auf ihrer Liste gestanden: Ein Buch schreiben.

Deshalb hat sich Riemer als Autorin für die Reihe „Glücksorte“ des Droste Verlags beworben. Nach zwei Probetexten habe sie einen Verlagsvertrag bekommen. Nun schreibe sie zwei bis drei Bücher pro Jahr. Mitte Juni 2023 erscheint „Meine Auszeiten - Chiemgau“. Darin präsentiert sie 70 Orte für eine Auszeit zwischen Rosenheim und Traunstein.

Der Weg von Carina Pilz verlief anders. Ein Kunstlehrer habe sie zur Fotografie inspiriert. Sie sollte ihre Mimik anhand von Selbstporträts festhalten. „Da war meine Leidenschaft geweckt“, erinnert sich Pilz. Sie habe viel auf Reisen fotografiert und schließlich Fotodesign studiert.

Mittlerweile ist Pilz selbstständig und hat bereits einigen Autoren Fotos für ihre Bücher geliefert. Bald seien nur noch zwei Sachen auf ihrer Todo-Liste gestanden: Mehr in die Berge gehen und ein eigenes Buch gestalten. Mit „Almfrieden“ hat sie sich diesen Wunsch erfüllt.

Die ersten 1000 Exemplare sind laut Kerstin Riemer bereits ausverkauft. Die zweite Auflage wird nun gedruckt. Noch einmal 1000 Bücher, die ihre Leser auf den Sehnsuchtsort Alm mitnehmen sollen.

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