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Bürgermeister angezeigt

„Wir sind keine Lügner“: Landwirt wirft Gemeinde Söchtenau Versäumnisse vor

Philipp Wimmer musste drei seiner Kühe notschlachten, weil die sich bei der Überflutung ihres Stalles verletzt hatten.
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Philipp Wimmer musste drei seiner Kühe notschlachten, weil die sich bei der Überflutung ihres Stalles verletzt hatten.

„Wir sind keine Lügner!“ - Philipp Wimmer ist entsetzt ob der Anschuldigung von Bürgermeister Bernhard Summerer. Dieser hatte bezweifelt, dass Wimmer drei Kühe nach Panikreaktionen aufgrund einer Überschwemmung des Stalls verloren hat. Der Streit geht weiter.

Söchtenau - Philipp Wimmer kann die Reaktion des Bürgermeisters nicht nachvollziehen, schließlich sei die Versicherung der Gemeinde schon eingeschaltet, Schlachtbelege gebe es auch. Die Tiere hätten sich die Verletzungen zugezogen, als der Stall nach einem Starkregen mit Hagel an einem Juni-Abend 2021 innerhalb von Minuten vollgelaufen sei, sagt Wimmer. Die Verletzungen und deren Folgen seien derart gewesen, dass er die Kühe vorzeitig habe schlachten lassen müssen. „Ich hab das nicht zwecks der Gaudi gemacht. Das waren drei gute Milchkühe.“ Der wirtschaftliche Schaden - Wimmer schätzt ihn auf einen mittleren fünfstelligen Bereich - sei für einen kleinen Betrieb wie seinen heftig.

In den Tagen und Wochen nach der Überschwemmung behandelten mehrere Tierärzte einer Praxis im nördlichen Chiemgau Wimmers Tiere. Aus der Praxis - die Wimmer von der Schweigepflicht entbunden hat - heißt es, die behandelten Verletzungen und die zum Teil erheblichen Schmerzen der Tiere könnten durchaus im Zusammenhang mit Panikreaktionen stehen. Da zum Zeitpunkt der Überschwemmung kein Veterinär anwesend war, will man sich zwei Jahre später nicht festlegen, dass die Überschwemmung hundertprozentig der Grund war. Aber: „Wasser im Stall tut den Tieren sicher nicht gut.“

Gemeinde in der Pflicht?

Philipp Wimmer und Carmen Spohn sind nach wie vor erbost, dass die Gemeinde nichts dagegen unternimmt, dass ihr Hof mitten in Untershofen bei jedem Starkregen von allen Seiten vom Niederschlagswasser überschwemmt wird. Es sei Pflicht der Gemeinde, etwas dagegen zu tun, so ihre Überzeugung.

„Die Gemeinden sind grundsätzlich zur ordnungsgemäßen Niederschlagswasserbeseitigung im Bereich der öffentlichen Verkehrsflächen verpflichtet“, bestätigt Tanja Pfeffer, Sprecherin des Landratsamtes. Sie schränkt ein: „Allerdings übersteigen die immer häufiger vorkommenden Starkregenereignisse oft die Kapazitäten der vorhandenen Straßenentwässerungen, die aber grundsätzlich nicht auf Starkregen auszulegen sind.“ Der Freistaat habe ein Förderprogramm für das Sturzflut-Risikomanagement der Gemeinden aufgelegt. Dafür hat sich Söchtenau gemeldet.

Gemeinde hat Ingenieurbüro beauftragt

Wimmer weist auf einen Nachbarn hin, der nach einem Wasserschaden bei der Gemeinde Sturm lief und sofort mittels eines Gullys entlastet worden sei. Wimmer müsse hingegen nach wie vor zusehen, „wo ich bleibe und die Gemeinde schaut tatenlos zu.“ Anton Wenisch vom Bauamt der Gemeinde sagt auf Nachfrage der Redaktion, es sei ein Ingenieurbüro beauftragt, dass sich die Situation rund um Wimmer Hof ansehe und dann Vorschläge zur Behebung des Problems mache.

Wimmer sieht die Gemeinde auch deshalb in der Pflicht, weil durch die Überschwemmungen seine Güllegrube bei jedem Starkregen in Gefahr ist. „Grundsätzlich sollten Güllegruben so gebaut werden, dass Niederschlagswasser nicht in die Grube fließt, sondern ordnungsgemäß abgeleitet oder versickert wird“, erklärt Tanja Pfeffer. „Hierfür trägt der Landwirt die Verantwortung“, sagt die Sprecherin des Landratsamtes. Aber: „Eine pauschale Aussage, wer die Verantwortung trägt, wenn eine Güllegrube bei Starkregen überläuft, ist nicht möglich. Hierzu muss jeder Einzelfall überprüft werden.“

Bürgermeister angezeigt

Ein Friedensschluss zwischen der Gemeinde Söchtenau einerseits sowie Philipp Wimmer und seiner Lebensgefährtin Carmen Spohn andererseits scheint aktuell eher unwahrscheinlich. Wimmer und Spohn haben den Bürgermeister wegen übler Nachrede angezeigt. „Wir können uns nirgends mehr blicken lassen, wenn uns der Bürgermeister der Lüge bezichtigt“, sagt Carmen Spohn. Die Polizeiinspektion Rosenheim hat, wie ihre Sprecherin Johanna Heil mitteilt, die Angelegenheit an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Summerer wusste bis zur Nachfrage der Redaktion noch gar nichts von der Anzeige, die Staatsanwaltschaft hat sich bei ihm bisher noch nicht gemeldet. Er wartet ab, wie es weitergeht.

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