Initiativen setzen auf Zusammenarbeit
So soll der nachhaltige Baustoff Holz im Raum Rosenheim noch attraktiver gemacht werden
Sie wollen sich gemeinsam auf den Holzweg begeben – aber im positiven Sinne. Zwei Initiativen aus der Region Rosenheim forcieren die Zusammenarbeit mit Waldbauern, Sägern, Bauherren und Co., um das heimische Holz als Baustoff noch attraktiver zu machen. Das ist bislang passiert, das sind die Pläne.
Rosenheim – „Die Kooperation ist die Mutter des Erfolges“ – mit diesem Satz könnte man eine derzeit laufende Aktions- und Veranstaltungsreihe beschreiben, deren Organisatoren die heimische Holzwirtschaft fördern wollen. Eine der beiden Antriebskräfte ist die Initiative „proHolz“, jüngstes Element eines bereits seit 16 Jahren existierenden Projektes der Staatsregierung, heimische Holzherstellung und Weiterverarbeitung zu fördern.
Konkrete Maßnahmen
Richtig Fahrt aufgenommen hat die Initative „proHolz“ im Raum Rosenheim vor ziemlich genau einem Jahr. Im Juli 2021 trafen sich 40 Waldbauern, Säger und Weiterverarbeiter, um sich zu einem lockeren Aktionsbündnis zusammenzuschließen, der „Regionalen Holzkette Südostoberbayern“. Eine der konkreten Maßnahmen war ein zwölfköpfiger Arbeitskreis, der unter der Leitung von Jorun Klinger-Illner ausloten sollte, wie die Situation aller Beteiligten zu sichern und zu verbessern wäre.
Eine Kette ist aber nur dann richtig sinnvoll, wenn sie wirklich vom Anfang bis zum Ende reicht. Bei der regionalen Holzbaukette fehlte zunächst genau dieses Ende, diejenigen nämlich, die bereit sind, Bauwerke tatsächlich aus heimischem Holz zu errichten: also Architekten und Bauherren, private wie öffentliche. Auch innerhalb dieser Gruppe gab es aber bereits erste Kontakte, initiiert vom Unternehmer Dr. Max von Bredow. Er veranstaltete im letzten Jahr ein Seminar unter dem Titel „Holzbauregion Rosenheim“.
Ein schlagkräftiges Bündnis
Durch das Zusammenfinden der Holzbauregion Rosenheim mit der regionalen Holzkette ist nun ein wirklich schlagkräftiges Bündnis entstanden, das tatsächlich die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Holz umfasst. Der Schwung, den das Bündnis entwickelt, ist beachtlich. Zwei offene Treffen gab es in den vergangenen drei Wochen. Sie waren gut besucht, etwa 70 Teilnehmer hatten sich jeweils versammelt. Bei den Treffen wurden zunächst die gemeinsamen Ziele benannt und erste Strategien zur Umsetzung überlegt.
Vom „Endverbraucher“ her beschrieben geht es bei den Zielen vor allem darum, immer noch bestehende Vorurteile gegenüber dem Holzbau aufzulösen. Das gilt nicht zuletzt für die Kommunen. Bad Endorfs Bürgermeister Alois Loferer, in dessen Gemeinde gerade zwei kommunale Holzbauten verwirklicht werden – eine Kindertagesstätte und eine Schule – sagte auf dem ersten Treffen: „Die Vorteile eines Holzbaus liegen auf der Hand, hinsichtlich der Klimaneutralität und auch der Ressourcenschonung ist er unübertroffen.“ Holzbau sei, das zeigten die Bad Endorfer Bauvorhaben, trotz aller Schwankungen über die Bauzeit hinweg auch preisstabil. Sein Kollege aus Riedering, Christoph Vodermaier, ergänzte: „Wenn solche Bauten erst einmal stehen, sind alle davon begeistert, auch die, die vorher mehr als skeptisch waren.“
Brand- und Schallschutz im Fokus
Eine Skepsis, die, so meinte Loferer, auch daher rühre, dass man sich in den Gemeinden Sorgen mache, ob mit einem Holzbau wirklich alle Auflagen in Sachen Brand- und Schallschutz zu gewährleisten seien, die gerade bei öffentlichen Bauten besondere Bedeutung haben. Hier seien engagierte Architekten notwendig, die ihre Bauherren entsprechend aufklärten. Es sei aber auch wichtig, dass die prüfenden und begutachtenden Stellen das, was das Baurecht hier erlaube, tatsächlich in Ansatz brächten. Größere Schwierigkeiten sahen die beiden Bürgermeister bei einer Änderung des Vergaberechtes, das derzeit dem Ziel, Holz auch tatsächlich nur aus der Region einzusetzen, entgegenstünde.
Auf all diesen Felder Verbesserungen zu erreichen, geht, da waren sich alle Teilnehmer einig, nur über einen auch in Zukunft engen Zusammenschluss. Vorbei die Zeiten, als es zum Beispiel zwischen Sägern und Holzweiterverarbeitern so gut wie keinen Austausch gab. Die beteiligten Firmen lobten auf den beiden Veranstaltungen ausdrücklich das seit einem Jahr deutlich verbesserte Klima.
Gemeinsamer Markenname?
Dies eine wichtige Voraussetzung, um alle Beteiligten unter einem gemeinsamen Markennamen, etwa Chiemgauer Holz, zusammenfassen zu können. Wenn unter einer solchen Marke die gesamte regionale Holzproduktionskette vereint werden könnte, sei auch eher das zu erreichen, was für Waldbauern, Holzweiterverarbeiter aber vor allem auch für die Säger überlebenswichtig sei: Eine gewisse Preisstabilität.
Nicht zuletzt mache es eine gemeinsame Marke leichter, einen wichtigen Bewusstseinswandel bei den einzelnen Bauherren zu erreichen: Dass Holzbau nicht gleich Holzbau ist, sondern dass nur Holzbau aus regionalem Holz tatsächlich alle klima- und ressourcenschonenden Vorteile beinhaltet und worauf man stolz sein könne.