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„Ho(a)mie“ im Marktgemeinderat vorgestellt

Bruckmühl hat jetzt eine eigene KI – doch nicht immer gibt sie intelligente Antworten

Die Bruckmühl-KI „Ho(a)mie“ kann direkt über die Homepage der Gemeinde aufgerufen und befragt werden.
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Die Bruckmühl-KI „Ho(a)mie“ kann direkt über die Homepage der Gemeinde aufgerufen und befragt werden.

Die Marktgemeinde Bruckmühl setzt jetzt auf eine Künstliche Intelligenz (KI) mit dem Namen „Ho(a)mie“, um ihren Bürgern rund um die Uhr wertvolle Informationen zu liefern und die Verwaltung zu entlasten. Doch nicht immer sind die Antworten wirklich intelligent.

Bruckmühl – Sie hat viele sinnvolle Antworten auf Lager, ist manchmal aber doch mit Vorsicht zu genießen: Die neue Bruckmühl-KI „Ho(a)mie“, die Bürgern aus der Marktgemeinde rund um die Uhr wertvolle Informationen rund ums Leben in der Marktgemeinde liefern soll. Was sie in der Regel auch tut, wie unter anderem eine kurze Vorführung in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats zeigte. Doch manchmal liefert die Künstliche Intelligenz, die seit wenigen Tagen auf der Homepage der Gemeinde zu finden ist, – vorsichtig gesagt – recht kuriose Antworten.

„Wir hoffen damit auf ein weiteres Stück Bürgerfreundlichkeit.“ Mit diesen Worten kündigte Bruckmühls Bürgermeister Richard Richter (CSU/PW) auf der Oktober-Sitzung des Marktgemeinderats den Start der neuen Bruckmühl-KI mit dem Namen „Ho(a)mie“ an, die mittlerweile in Form einer Art runden Sprechblase links unten auf der Homepage www.bruckmuehl.de zu finden ist. Mit einem Klick des Nutzers auf die Sprechblase wird ein Fenster geöffnet, in dem der Bürger Fragen rund um die Kommune formulieren kann. Nur wenige Sekunden später wird dort dann – wie in einem Chat-Programm – die Antwort veröffentlicht.

Gemeinderat bekommt „Ho(a)mie“ in der Sitzung vorgeführt

Was Rainer Weidner, Leiter der Bruckmühler Marktgemeindeverwaltung, den Ratsmitgliedern noch während der Sitzung vorführte. Mit einem durchaus beachtlichen Ergebnis. So brachte die Frage, was man tun solle, wenn man eine Waffe findet, nicht nur eine richtige und hilfreiche Antwort („Melden Sie dies umgehend bei der Polizei oder dem Fundbüro der Gemeinde“). Bei der Nachfrage, welche Polizeiinspektion denn zuständig sei, antwortet die KI auch mit „Polizeiinspektion Bad Aibling“.

Beim OVB-Selbstversuch offenbart „Ho(a)mie“ dann aber doch ein paar dicke Schnitzer und kuriose Antworten. Während die Frage „Wie viele Einwohner hat Bruckmühl?“ noch korrekt beantwortet wird („Bruckmühl hat zum 01.01.2024 eine Einwohnerzahl von 17.977.“), wird‘s beispielsweise bei der Frage nach den Ortsteilen der Marktgemeinde kurios. Denn von den 45 Gemeindeteilen, die zur Marktgemeinde gehören, nennt „Ho(a)mie“ fünf, wobei nur eine – Bruckmühl – richtig ist. Laut der Bruckmühl-KI gehören stattdessen Hohenfurch, Mitterhart, Obermühl, Untermühl und Wörnsmühl zur Kommune. Und – besonders spektakulär – auch der Münchner Stadtteil Giesing, der vor allem als Heimat des TSV 1860 München bekannt ist.

Dass der Münchner Stadtteil Giesing jetzt zu Bruckmühl gehört, wie von der Bruckmühl-KI „Ho(a)mie“ angegeben, würde zumindest sicherlich die Fans der Münchner Löwen in der Marktgemeinde freuen.

Hat die Marktgemeinde etwa einen neuen Bürgermeister?

Weitere „Ho(a)mie“-Kuriositäten? Bei der Frage, welche Parteien im Bruckmühler Marktgemeinderat vertreten sind, unterschlägt die KI die Offene Liste Bruckmühl (OLB), die immerhin drei Sitze hat. Zudem scheint die Kommune laut „Ho(a)mie“ einen neuen Rathauschef zu haben. Denn als Antwort auf die Frage nach dem Bürgermeister gibt die KI zunächst den Namen „Heinritzi“ aus und bezieht sich dabei wohl auf Franz Xaver Heinritzi, der das Amt von 1999 bis 2014 innehatte. Auf Wiederholungen der Frage nach dem Bürgermeister gibt „Ho(a)mie“ dann allerdings immer die korrekte Antwort „Richard Richter“ aus.

Hat die Marktgemeinde einen neuen Bürgermeister? Das lässt zumindest die Antwort der Bruckmühl-KI „Ho(a)mie“ vermuten.

Eine Erfahrung, die Weidner, der sich federführend um das KI-Projekt gekümmert hat, noch während der Sitzung selbst machte. „Auch wir haben der KI die Frage nach dem Bürgermeister gestellt“, berichtet Weidner gegenüber dem OVB. „Die KI hat dann kurioserweise einen Mitarbeiter der Verwaltung als Bürgermeister genannt.“ Vermutlich sei die KI zu diesem Zeitpunkt durch die Anhäufung an Anfragen „komplett durcheinander gebracht“ worden.

Giesing ein Ortsteil von Bruckmühl? Das sagt der Anbieter zu den skurrilen Antworten

Wieso die Bruckmühl-KI bei einer Abfrage den Münchner Stadtteil Giesing als Ortsteil von Bruckmühl ausgibt, stellt auch Johannes Vollnhals, Gründer und Geschäftsführer des Anwedung-Anbieters Cosmema GmbH, vor Rätsel. „Eigentlich gibt die KI nur richtige Antworten“, sagt Vollnhals auf OVB-Anfrage. „Wenn sie etwas nicht beantworten kann, dann sagt sie eigentlich gar nichts.“ Die Anwendung sei auch so programmiert, dass sie nicht vom Nutzer lernen könne, da sonst die Gefahr bestünde, dass „dann viele falsche Sachen ausgegeben werden“.

Letztlich sei die Anwendung nur so gut, wie die Datensätze, von denen sie ihre Informationen beziehe. Was im Falle der Bruckmühler KI „Ho(a)mie“ beispielsweise die Homepage der Gemeinde und die Gemeindezeitung „Bürger Bote“ ist. Und hier könnte laut OVB-Recherche zumindest die Erklärung liegen, wieso die KI überhaupt auf das Wort „Giesing“ kommt. Denn bei einer Suche auf der Gemeindehomepage nach dem Stichwort „Giesing“ werden zwei Treffer angezeigt: Einmal taucht das Wort im Bericht über die MVV-Erweiterung im „Bürger Bote“ auf, einmal beim „Bürger Bote“-Bericht über eine Fahrt in den Münchner Stadtteil.

Eine Erklärung, die Vollhals als „möglich“ bezeichnet, aber auch betont, dass das „wirklich vogelwild“ wäre. Bislang nicht erklärbar ist hingegen, wieso die KI als weiteren Bruckmühler Ortsteil „Hohenfurch“, eine Gemeinde im Landkreis Weilheim-Schongau, auswirft. Denn eine Suche nach dem Wort „Hohenfurch“ auf der Homepage Bruckmühls ergibt überhaupt keinen Treffer. In den kommenden Tagen will sich Vollnhals nun mit seinen Entwicklern zusammensetzen, um herauszubekommen, wie „Ho(a)mie“ zu diesen skurrilen Antworten gekommen ist.

Doch trotz der wenigen fehlerhaften Antworten ist der Verwaltungsleiter bislang recht zufrieden mit den Ergebnissen, die „Ho(a)mie“ liefert. „Ich bin wirklich erstaunt, wie fundiert die meisten Fragen beantwortet werden“, sagt Weidner, der von „erstaunlich guten Ergebnissen“ spricht. So liefere die Bruckmühl-KI, die ihre Infos und Daten unter anderem von der Homepage, der Bruckmühl-App und der Gemeindezeitschrift „Bürger Bote“ bezieht, nicht nur die korrekten Verweise auf die richtigen Ansprechpartner in der Gemeindeverwaltung, sondern verweise auch auf andere Behörden. „Das hat mich wirklich positiv überrascht“, so Weidner über das Produkt des Anbieters Cosmema aus Gaimersheim, das nach eigenen Angaben mittlerweile über 500 Kommunen mit KI-Lösungen versorgt.

Für die Anwendung hat die Gemeinde eine Einrichtungsgebühr von gut 5300 Euro bezahlt. Hinzu kommen monatliche Service-Kosten von knapp 280 Euro. Kosten, die sich nach Einschätzung von Weidner aber lohnen werden. „Wir sehen da ganz klar einen Mehrwert für unsere Bürger“, sagt der Verwaltungsleiter und verweist darauf, dass die Bürger nun auch „außerhalb der Geschäftszeiten der Verwaltung“ eine Anlaufstelle hätten. Wobei nicht nur die Bevölkerung davon profitiere, sondern auch die Verwaltung. Denn die Fragen, die durch die KI beantwortet würden, würden letztlich nicht mehr bei den Mitarbeitern landen.

Digitalisierung der Kommunen soll weiter voranschreiten

Damit die Bruckmühl-KI aber auch fleißig genutzt wird, will Weidner „Ho(a)mie“ in naher Zukunft auf der Homepage der Gemeinde noch präsenter platzieren. Und aus Sicht des Verwaltungsleiters muss mit der Bruckmühl-KI noch lange nicht das Ende der Digitalisierung der Verwaltung erreicht sein. So kann sich Weidner durchaus vorstellen, dass in Zukunft Dokumente wie beispielsweise Geburtsurkunden nach der Beantragung vollautomatisch erstellt und verschickt werden, ohne dass – wie derzeit noch notwendig – „ein Sachbearbeiter das manuell auslöst“. Weidner: „Das ist doch letztlich auch das, was man sich unter Digitalisierung vorstellt.“

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