Folge 2 der OVB-Serie: Blick hinter die Kulissen Lokschuppen
So baut man Saurier - Einblick in die Entstehung der Rosenheimer Giganten der Meere
Für die Ausstellung „Saurier – Giganten der Meere“ im Lokschuppen hat ein internationales Team aus Künstlern, Handwerkern, Paläontologen und anderen Wissenschaftlern 22 Modelle in Venetien angefertigt. Die OVB-Heimatzeitungen blicken dazu über die Schultern.
Rosenheim – Sie sind die echten Stars der Urzeit: der Tylosaurus mit seinem weit aufgerissenen Maul, der riesige Spinosaurus mit seinen gewaltigen Krallen, oder der Liopleurodon, der im Freien aus dem Wasser auftaucht. Dazu die eher niedliche Pflasterzahnechse, die im Küstenmeer vor unserer Zeit lebt. Und die Riesenschildkröte „Archelon“, die in der Ausstellung ganz oben an der Decke hängt und eines der Lieblingstiere der Besucher ist.
22 Modelle in Venetien erstellt
Diesen widmet sich der zweite Teil der OVB-Serie. Doch wie entsteht so ein großer Meeres-Saurier? Eines vorweg: Solche lebensechten Modelle für die Ausstellung zu bauen, macht richtig viel Arbeit und ist sehr teuer. Das geht nur mit guter Planung. „Am wichtigsten ist die Diskussion ganz am Anfang, wie das Modell aussehen muss. Die Haltung, die Haut, die Augen, die Farben, alles muss stimmen! Wenn die Werkstatt mit dem Bau des Modells begonnen hat, ist es zu spät für Änderungen“, sagt der Kurator der Ausstellung Dr. Bernd Herkner. Er hat gemeinsam mit Dr. Simone Maganuco von der Universität Mailand und dem Zeichner Davide Bonadonna die Meeres-Saurier geplant.
Das Team hat nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen jede Kleinigkeit besprochen und festgelegt. Auch technisch steckt beim Modellbau der Teufel im Detail. Große Modelle müssen zerlegbar sein, ohne dass es in der Ausstellung auffällt. Sie dürfen auch nicht zu schwer werden, damit sie noch gut zu transportieren sind. Manche Modelle sollen in der Ausstellung auch an die Decke gehängt werden. Trotzdem: Das fertige Modell vom Tylosaurus wiegt gut 500 Kilogramm.
Ein virtuelles 3D-Modell
Davide Bonadonna bringt als Zeichner die Vorstellungen der Wissenschaftler auf’s Papier und von dort in den Computer. Mit speziellen Programmen und Zeichenwerkzeugen erstellt er ein virtuelles 3D-Modell eines Sauriers. Beraten wird er dabei von den Wissenschaftlern: Passt die Kralle? Kann sich ein Saurier vor Millionen von Jahren so bewegt haben? Jedes Detail ist wichtig. Dieses Computermodell dient als räumliche Vorlage für eine Maschine. Diese fräst aus Styroporblöcken ein echtes Modell heraus. Kleine Saurier können am Stück gefräst werden. Von den großen Tieren fräst die Maschine Einzelteile, und das Team setzt sie dann zusammen.
Überzug aus Kunstharz und Polyester
Der Styroporkörper bekommt einen Überzug aus Kunstharz und Polyester. So wird er gehärtet. Auf die Oberfläche des Körpers wird dann Ton aufgetragen. Im Ton kann man jetzt die Hautschuppen modellieren, manchmal per Hand, auf größeren Flächen benutzen die Modellbauer dafür Stempel oder Rollen. Über den noch feuchten Ton bekommt der Körper eine Hülle aus Kunstharz. Auf der Innenseite der Hülle drückt sich die Tonhaut mit allen Einzelheiten ein. Diese Hülle wird wieder abmontiert und so erhält man Gussformen für einzelne Abschnitte des Saurierkörpers. Mit diesen Gussformen werden die Teile des endgültigen Modells gegossen. Sie müssen zusammengefügt werden, und dann werden sie bemalt.
Fertig ist der Saurier! Nun mussten die großen Tiere „nur“ noch von Italien nach Rosenheim zum Lokschuppen transportiert werden. Mehrere Lkw brachten die Modelle ins Ausstellungszentrum – wo sie jetzt die Besucher begeistern.
Quelle: Albrecht Pfrommer, SAURIER – Giganten der Meere, das Familien-Mitmachbuch zur Ausstellung, Nünnerich-Asmus Verlag & Media


