Verkehrspolitik in Tuntenhausen
Schönau: Millionenteure Ortsumfahrung sorgt für hitzige Diskussionen
Der Gemeinderat in Tuntenhausen hat sich erneut mit der geplanten Ortsumfahrung in Schönau beschäftigt. Trotz positiver Gespräche mit Grundstückseigentümern herrscht Unmut. Das sind die Gründe.
Tuntenhausen/Schönau – Abermals stand die Ortsumfahrung Schönau auf der Agenda des Gemeinderates. Diesmal schilderte das Staatliche Bauamt die verschiedenen Realisierungsmöglichkeiten. Bei den Räten gab es aber trotzdem viel Stirnrunzeln. Die Planungen einer Ortsumfahrung in Schönau wurden erstmals schon 2016 vom Staatlichen Bauamt untersucht, verkündete Bürgermeister Georg Weigl im übervollen Sitzungssaal in Tuntenhausen.
Thema bewegtbetroffene Bürger
Das Thema bewegt die Bürger im nördlichen Gemeindesektor. „Die Gespräche mit den betroffenen Grundstückseigentümern verliefen größtenteils positiv“, erzählte der Bürgermeister. Nun informierte Veronika Nies vom Staatlichen Bauamt Zuhörer und Räte über die Vorgehensweise und die Zeitschiene. Letztere schockierte die meisten Beobachter mit über zehn Jahren Dauer gleich am Beginn des Vortrags. Nies schilderte dazu die Stufen: Nach der Aufnahme in den Ausbauplan, wofür der Rat jetzt „Ja“ sagen muss, erfolgen Voruntersuchungen (Dauer drei bis fünf Jahre), dann gibt es einen Vorentwurf (weitere ein bis zwei Jahre) bevor das Planfeststellungsverfahren anläuft (zwei bis drei Jahre). Erst dann, sofern keine Rechtsmittel eingelegt werden, geht es in die Realisierungsphase (Grunderwerb, Ausschreibung, Bau), die weitere zwei bis vier Jahre in Anspruch nimmt.
Wirtschaftlichkeitist entscheidend
Positiv für die Gemeinde ist allerdings, dass die Aufnahme neuer Projekte mittlerweile jederzeit möglich ist (bisher nur Fortschreibung). „Entscheidend ist hier aber die Wirtschaftlichkeit des Projektes mit einer Kosten-Nutzen-Analyse“, erklärte Nies. Hier fließen dann Aspekte wie die Auswirkung auf die Anwohner, die Umwelt, den Raum und die Entwicklung des Verkehrs ein. Eine schwere Hürde für das Vorhaben. Die Räte störten sich sehr daran, schon jetzt entscheiden zu müssen, obwohl noch überhaupt kein Plan einer Trassenführung vorliegt. „Können wir das später denn noch stoppen?“, fragten beispielsweise Franz Reil (CSU/FW) und Martin Lurz (WG Hohenthann). Laut Nies sei dies bis zu den Voruntersuchungen im Bereich des Möglichen. Weigl gefiel der Ansatz auch, denn ohne Trassenführung sei eine Entscheidung schwer zu treffen. Den Flächenverbrauch wollte Margit Kraus (Liste 83104) wissen, was angesichts fehlender Planunterlagen unbeantwortet blieb. „Viel landwirtschaftlicher Grund geht hier verloren“, monierte Josef Bodmaier (WG Hohenthann), der ehemalige Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Für ihn ist es durch Hohenthann und Beyharting viel enger als durch Schönau. „Die Querungshilfe in Schönau wäre viel eiliger“, appellierte Bodmaier. Auch Margit Kraus schlug in dieselbe Kerbe: „Beyharting und Hohenthann haben mehr Verkehr“, befürchtet sie und plädierte für eine Verkehrsberuhigung.
Fragen nach Kosten und Akzeptanz
Johann Stürzer (CSU/FW) fragte nach der Akzeptanz der Bevölkerung und meinte, nach einer Kosten-Nutzen-Analyse besser entscheiden zu können. Auch die Frage nach den Baukosten kam auf, die Nies auf rund vier Millionen Euro bezifferte. Lurz plädierte erneut dafür, die Voruntersuchungen abzuwarten. Auf Interesse stießen auch die zusätzlichen Ausführungen von Nies zur Frequentierung des Verkehrs durch Schönau: 4750 Fahrzeuge fahren täglich durch den Ort, davon 250 im Bereich Schwerlastverkehr. Der Bayerndurchschnitt liegt hier ein wenig niedriger bei 3957 beziehungsweise 218. Bemerkenswert: In den Jahren 2021 bis 2023 gab es keine Unfallhäufungen. Ferner verkündete Nies, dass die Querungshilfe für 2025 vorgesehen ist, zusammen mit der kompletten Sanierung der Staatsstraße. Am Ende der Diskussion wurde der vorgeschlagene Beschluss wie folgt abgeändert: „Die Ortsumfahrung Schönau soll für den Ausbauplan Staatsstraßen des Freistaates Bayern angemeldet werden. Nach dem Ergebnis der Kosten-Nutzen-Analyse erfolgt eine nochmalige Vorlage im Gemeinderat.“ Mit 13:5 Stimmen wurde dieser Beschluss verabschiedet. Der nächste Schritt ist jetzt, dass die Gemeinde sämtliche zur Kosten-Nutzen-Analyse notwendigen Unterlagen einreicht.
