„Eine ziemlich aufwändige Geschichte“
Sanierung mit Überraschung: Wann aus der Bernauer Quelle Reit II wieder Wasser fließt
Die Sanierung der Quelle Reit II in Bernau ist in vollem Gange. Dabei kam es allerdings zu einer unerwarteten Überraschung. Nun müssen die Pläne angepasst werden. Wie diese aussehen und ab wann der Gemeinde wieder Wasser aus der Quelle zur Verfügung stehen werden.
Bernau – Die Quelle Reit II in Bernau ist ein wichtiger Wasserlieferant für die Gemeinde. Rund 120.000 Kubikmeter Wasser werden ihr jedes Jahr entnommen, rund ein Fünftel des Wasserverbrauchs Bernaus. Die Quelle selbst wird seit den 1940er Jahren benutzt, die Quellfassung wurde im Jahr 1993 zum letzten Mal saniert. Seit vergangenen Oktober sind die Arbeiten nun bereits im Gange. Dabei wurde allerdings eine Situation im Boden vorgefunden, die die ursprünglichen Pläne etwas umwerfen und das Projekt teurer werden lassen.
Sanierung ist „unerlässlich”
Die Sanierung der Quelle Reit II wurde „bereits immer wieder in der vorherigen Legislaturperiode durch das Gesundheitsamt festgestellt“, wie Bernaus 1. Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber schon im März dieses Jahres betonte. „Eine Vollsanierung des Quellstranges mit Sammelschacht in Reit II ist unerlässlich.“ Die Maßnahme wurde erforderlich, da im Lauf der Zeit Wurzeln in die Quelle hineingewachsen sind, und die der Quellfassung schaden könnten. Das anfallende Quellwasser muss während der Bauzeit entsprechend abgeleitet werden.
Unerwartete Gesteinsschicht
Eigentlich hätte sich unterhalb der derzeitigen Quelle ein sogenannter Stauer befinden sollen. Hierbei handelt es sich um einen dichten Untergrund, der das Quellwasser aufstaut. So war zumindest die Annahme. Während der Erdarbeiten wurde nun allerdings entdeckt, dass sich dort anstelle des Stauers ein durchlässiger, kiesiger Boden bis in eine Tiefe von 3,50 Meter befindet. Das würde laut den Planern zu einer Unterläufigkeit der Quelle führen. Deswegen, und auch weil zusätzlich Nagelfluheinlagerungen im Boden entdeckt wurden, muss nun das geplante Vorhaben umgedacht werden.
Lehmdichtung erforderlich
Damit das Wasser so abfließen kann, wie sich das die Planer vorstellen, muss nun eine Dichtwand bis zu dem vorhandenen Stauer gebaut werden. Diese Wand soll aus wasserunduchlässigem Lehm bestehen, vier Meter tief, 20 Meter lang und einen Meter dick werden. „Der Einbau ist eine ziemlich aufwändige Geschichte”, sagt Josef Bichler vom Büro Bichler & Klingenmeier. Er stellte die veränderte Situation dem Bernauer Gemeinderat am vergangenen Donnerstag, den 30. November vor. „Die Bauelemente müssen ziemlich tief eingebaut werden. Diese Elemente sind notwendig, damit der Graben, den wir ziehen müssen, nicht einfällt.” Die Bauarbeiten an der Quelle sind dabei nicht einfach. Der Bereich um die Quelle ist ein Wasserschutzgebiet. „Dort müssen wir sauber arbeiten, also keine tropfenden Ölleitungen, man muss beim tanken der Fahrzeuge acht geben.”
Kosten erhöhen sich
Aufgrund der neuen Lage ändern sich auch die Kosten. 79.000 zusätzlich wurden hierfür veranschlagt. Allerdings hat Sache auch etwas gutes an sich. Der im ursprünglichen Plan vorgesehene Filterkies, sowie die Betondichtelemente können nicht mehr in vollem Umfang eingebaut werden. Dadurch verringert sich die Masse deutlich. Die sich daraus ergebenden Einsparungen belaufen sich auf 49.000 Euro. Verrechnet man die beiden Werte und fügt die Mehrwertsteuer hinzu, kommt insgesamt eine Summe von derzeit geschätzten 35.700 Euro an Mehrkosten auf die Gemeinde Bernau zu. „Mehrkosten sind immer unschön”, sagt Bürgermeisterin Biebl-Daiber. „Wir haben natürlich Bodenuntersuchungen gemacht, aber wie der Herr Bichler das auch in der Gemeinderatssitzung erklärt hat, kann man im laufenden Quellwasserbetrieb nicht alles zu 100 Prozent abklären.” Dass sich die Mehrkosten gegenrechnen lassen sei gut, die Gemeinde hätte von Anfang an damit gerechnet, dass die Gesamtkosten von 550.000 Euro für die Sanierung nicht reichen könnten, da die Pläne aus den 40er Jahren sind. „Wir sind also nicht unvorbereitet.”
Keine Mehrkosten für das Trinkwasser
Für die Bernauer Bürger sollen keine zusätzlichen Kosten für das Trinkwasser entstehen. „Wir haben gerade unsere Trinkwassergebühren neu kalkuliert, da ist die Maßnahme schon mit dabei”, sagt Bürgermeisterin Biebl-Daiber. Der Preis würde sich also deswegen nicht ändern. Trinkwasser werde so kalkuliert, dass die vier zurückliegenden und die vier voraus liegenden Jahre betrachtet werden und daraus der Preis gebildet wird. Im Mittel der Kalkulation war man immer noch bei dem Preis, der auch bisher galt. „Trinkwasser ist einfach unser höchstes Gut und deswegen müssen wir schauen, dass die Quelle wieder läuft. Deswegen ist es auch richtig, diese Mehrkosten in die Hand zu nehmen”, sagt sie.
Quelle künftig etwas ertragreicher
Nach der Sanierung kann der Quelle auch etwas mehr Wasser entnommen werden als bisher. Aber nur “etwas”, wie Bichler klarstellt. Sollte wesentlich mehr Wasser entnommen werden, würde sich das auf die Fläche des Wasserschutzgebietes auswirken. Das hätte zur Folge, dass bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche für diesen Zweck nicht mehr zur Verfügung stehen würden. „Damit könnten wir unsere andere Quelle eventuell entlasten”, sagt Biebl-Daiber. „Geplant ist es aber nicht, dass wesentlich mehr Wasser entnommen wird.” Laut Josef Bichler gingen die Bauarbeiten planmäßig voran, mit einer Fertigstellung und der Wiederinbetriebnahme der Quelle sei im Februar zu rechnen.
- 0 Kommentare
- Weitere
