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Kostüme aus Games, Filmserien, Comics

100 Kostüme genäht: Warum sich eine Rosenheimerin am liebsten in die Eiskönigin verwandelt

Aufmacher
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Julia Karl hat viele Variationen vom Kleid der Eiskönigin.

Egal, ob Eiskönigin, Amber aus dem Videospiel „Genshin Impact“ oder „Edward mit den Scherenhänden“: Julia Karl aus Rosenheim verwandelt sich in ihrer Freizeit gern in fiktive Charaktere. Warum sie das tut und wie viel Arbeit dahintersteckt.

Rosenheim – Julia Karl (26) ist nie wirklich zufrieden mit sich selbst. Sie steht vor dem Spiegel, legt Make-Up auf. Mit einigen Pinselstrichen verwandelt sie sich in einen hohlwangigen Bösewicht mit bleicher Gesichtsfarbe. Immer wieder nimmt sie Korrekturen vor, prüft, ob ihre Schminke symmetrisch ist. Bevor sie in ihr Ledergewand schlüpft, frischt sie die an manchen Stellen abblätternde schwarze Farbe auf. Dann verwandelt sie sich vollständig in die Figur „Edward mit den Scherenhänden“ aus dem gleichnamigen amerikanischen Film der Neunziger.

Das ist Edward mit den Scherenhänden: Julia Karl verwandelt sich in ihrer Freizeit gern in fiktive Charaktere. So viel Arbeit steckt dahinter.

Mit Kostümspiel anderen Freude machen

Julia Karls Hobby nennt sich Cosplay – ein zusammengesetztes Wort aus dem englischen „costume“ (Kostüm) und „play“ (spielen). „Cosplay ist genau das – wir verwandeln uns in fiktive Charaktere und spielen deren Verhalten auf Fotos und Videos nach“, sagt Karl. Seit sie 16 Jahre alt ist, näht sie ihre eigenen Kostüme und hat seitdem bis zu 100 Kleider gebastelt.

Julia Karl näht alle ihre Kostüme selbst. Dieses hier sei laut ihr dank der Rüschen besonders aufwändig.

Mit ihrem Hobby wird Karl manchmal zu Kinder-Events eingeladen. Besonders beliebt sei dabei ihr Kostüm der „Eiskönigin“. Karl hat mehrere „Eiskönigin“-Kleider, manche hat sie umgestaltet. „An der Eiskönigin gefällt mir, dass ihre Kleider so schön glitzern“, sagt Karl. Neben Prinzessinnen verkörpert sie auch Filmbösewichte. Auf einen Lieblingscharakter möchte sie sich aber nicht festlegen, dazu finde sie zu viele Charaktere interessant.

Julia Karl hat viele Variationen von dem Kleid der Eiskönigin. Am besten gefällt ihr, dass ihre Kleider immer glitzern.

Die größte Schwierigkeit bei der Anfertigung der Kostüme sei, dass manche Charaktere oft unrealistische Kleidung haben, etwa leuchtende Eiszapfen, die aus dem Kopf wachsen. „Da muss man kreativ werden und sich überlegen, wie man das trotzdem hinbekommt“, sagt Karl. Eines ihrer schwierigsten Kostüme habe über 100 Einzelteile gehabt. „Da habe ich zehn Tage daran arbeiten müssen, bis es gepasst hat“, sagt sie.

„Zehn Tage Hölle“ beschreibt Karl dieses Cosplay der Figur „A“ aus dem Videospiel „Xenoblade Chronicles“. Die Jacke ist nur ein Teil des Kostüms, das insgesamt aus 100 Einzelstücken besteht, die Karl zusammennähen musste.

Ein Hobby, viele Fähigkeiten

Ihre Leidenschaft fürs Cosplay entdeckte sie auf einer Videospielmesse, die sie mit ihrer Familie besuchte. „Da war ein zwei Meter großer Cosplayer auf Stelzen“, sagt sie. Das begeisterte sie so sehr, dass sie ebenfalls Kostüme zu schneidern anfing. Ihr Hobby inspirierte sie zu ihrem Beruf: Sie ist Kunstpädagogin. Neben den schauspielerischen Fähigkeiten, die sie durch das Cosplay erlernt hat, sind das Basteln und kreative Umgestalten mancher Kostüme genau das, was sie für den Beruf braucht.

Eines ist Julia Karl wichtig: Sie möchte nicht, dass Cosplayer als realitätsfremd verurteilt werden. „Wir sind kreativ, wir sind Kostümdesigner, Schneider, Makeup-Künstler, Schauspieler und Models in einem“, sagt sie. Durch die Beschäftigung mit vielen Filmen und Geschichten gebe es einen intensiven Kulturaustausch. Auch sei die Szene sehr international, jedes Land hat laut Karl Cosplaygruppen. Sie hat Freunde und Bekannte aus Ländern wie den Niederlanden und Frankreich, mit denen sie öfter auf Messen wie der niederländischen „Elfia“ zu sehen ist.

Nur ein kleiner Auszug aus ihrem Kleiderschrank: Julia Karl hat bis zu 100 Kostüme genäht.

Manchen Fans kommen Freudentränen

Beleidigende Kommentare habe sie auch erhalten, besonders wenn sie auf dem Weg zu einer Messe ist. „Gerade Leute, die nicht verstehen, warum ich im Kostüm bin, lassen manchmal dumme Bemerkungen fallen“, sagt sie. Das empfinde sie als nervig. Auch in der Szene selbst gebe es manchmal negative Stimmung: Besonders auf Social Media und auf Wettbewerben seien Neid und Konkurrenzdenken laut Karl nicht unüblich.

Trotzdem lässt Karl sich davon nicht entmutigen. Besonders schön finde sie es, wenn sie auf den Messen einen wenig bekannten Charakter verkörpert, etwa Rosie aus der Amazon-Serie „Hazbin Hotel“. „Die wenigen Leute, die den Charakter kennen, sind dann ganz aus dem Häuschen, weil sie es nicht erwartet haben, diese Figur hier zu sehen“, sagt sie. Manchen Fans kämen sogar Freudentränen.

Positives Feedback und eine Kunstausstellung

Ihre Zwillingsschwester Lena Karl habe ebenfalls mit dem Cosplay angefangen. „Manchmal verkleiden wir uns als Charaktere aus derselben Geschichte und gehen zusammen auf Messen“, sagt Julia Karl. Auch ihre Eltern unterstützen ihre Leidenschaft. Seit Karl ein Kind ist, besuchte sie die Jugendkunstschule „Kind & Werk“. Katrin Lottner, Mitarbeiterin der Jugendkunstschule betreute die junge Künstlerin von klein auf.

Julia Karl wird auch für Auftritte als Prinzessin auf Kinder-Events eingeladen. Das rechte Bild ist ein Teil der Young Art Festival Ausstellung Rosenheim.

„Mich fasziniert, wie Julia fiktive Wesen in die Realität bringt“, sagt Lottner. So lag es laut ihr nahe, dass Karl bei dem von Kind und Werk unterstützten Ausstellung „Young Art Festival“ mitmachte. Die Ausstellung findet in Rosenheim unter dem Motto „Digitale Welten“ bis zum 9. März im Lokschuppen statt. Weiterhin betreibt Karl einen Instagram Account mit über 5.000 Followern, auf dem man ihre Werke sehen kann.

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