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„Meine Kunst hilft mir, zu verarbeiten“

Nach schwerem Schicksalsschlag: Rosenheimer Künstler schneidet sich Kummer von der Seele

Künstler Roman Bobaz und Seniorentagesstättenpflegerin Claudia Weiß
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Künstler Roman Bobaz und Claudia Weiß, die Leiterin der Tagesstätte

Roman Bobaz gehört zu den wenigen Menschen, die noch die Kunst des Scherenschnittes beherrschen. Jetzt plant der Rosenheimer seine erste eigene Ausstellung - und versucht damit, über einen ganz persönlichen Schicksalsschlag hinwegzukommen.

Rosenheim - „Die Kunst lenkt mich ab“ sagt Roman Bobaz. Vor zwei Jahren ist die Frau des Rosenheimer Künstlers überraschend an Lungenkrebs gestorben. „Wie waren 26 Jahre lang verheiratet“ sagt er. Kurz wird er leise, erinnert sich an die Zeit, als auch er um das Überleben gekämpft hat. Denn während seine Frau im Sterben liegt, erleidet er einen Herzinfarkt. Seine Organe versagen, er muss zwei Wochen lang im Koma liegen. „Das hat mich gebrochen“, sagt Bobaz. Kurz hält er inne, kämpft mit den Tränen. Dann spricht er weiter: „Aber meine Kunst beruhigt mich.“

Dieses Kunstwerk ließ Bobaz auf ein Shirt drucken, welches er seiner Frau schenkte, bevor sie vor zwei Jahren verstarb.

Der Rosenheimer ist eigentlich gelernter Elektriker. Kunst sei immer ein Hobby gewesen, das er nebenbei betrieb. Von Linolschnitten zu Modellbauten und seit 20 Jahren der Scherenschnitt. Meistens würde er Tiere darstellen. „Ich liebe Tiere. Besonders Pferde.“ Er sei früher in seiner Jugend viel auf seinem Pferd geritten und Mitglied im Rosenheimer Reitverein gewesen.

Jetzt will er seine Scherenschnitte der Öffentlichkeit zeigen. Eine Möglichkeit dazu hat er in der Senta-Tagesstätte Rosenheim. Er sitzt in einem der Aufenthaltsräume, holt sein Telefon aus der Tasche und zeigt auf das Foto eines Scherenschnitts. Zu sehen ist ein amerikanischer Ureinwohner, der auf einem Pferd sitzt. „Den habe ich auf ein T-Shirt drucken lassen und damals meiner Frau geschenkt“.

Seine Frau sei es auch gewesen, die ihn dazu ermutigt habe, seine Bilder in einer Ausstellung zu zeigen. „Aber ich bin eigentlich nicht der Typ der gern im Mittelpunkt steht“, sagt Bobaz. Es sei auch nicht sein Ziel, an seiner Kunst zu verdienen. „Ich will nur, dass meine Kunst die Menschen erfreut.“

Bobaz sei es wichtig, dass seine Bilder so realistisch wie möglich aussehen. „Wenn mir ein Bild nicht gefällt zerwutzle ich es, fange neu an und mache es nächstes mal besser.“ Meistens brauche er eine Woche für ein Bild, manche dauern Monate.

Bobaz‘ Portrait von Jesus brauchte 4 Monate, bis es fertig war.

Die Arbeit mit Schere und Papier helfe Bobaz, zu verarbeiten, dass seine Frau tot ist und er mit den Folgen seines Herzinfarktes zu leben hat. „Beim Schaffen kann ich endlich Ruhe haben und die Gedanken abschweifen lassen. Neben der beruhigenden Wirkung, die Kunst auf ihn hat, hat Bobaz noch eine andere Motivation: „Ich freue mich, wenn den Menschen meine Bilder gefallen.“

Künstler Roman Bobaz und Claudia Weiß, die Leiterin der Tagesstätte.
Dieses Zebra war die Inspiration für die Ausstellung

Claudia Weiß, die Leiterin der Senta-Tagesstätte ist, hat er schon überzeugt: „Ich fände es schade, wenn man sowas kann und es nicht offen gezeigt wird.“ Das Ziel der Ausstellung ist, die Menschen nach den Corona-Lockdowns wieder zusammenzuführen und sich gegenseitig kennenzulernen. „Wir wollen vor allem gegen die Einsamkeit mancher Menschen vorgehen.“ Eines weiß Bobaz ganz sicher: „Meine Frau würde sich sehr über meine erste Ausstellung freuen.“

Die Ausstellung findet vom 30. Mai bis zum 9. Juni 2023, jeweils montags bis freitags, in der Senta-Tagesstätte in der Heilig-Geist-Straße 42 in Rosenheim statt.

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