Ältester Schausteller auf dem Rosenheimer Herbstfest
„Pausen brauche ich nicht“: Werner Herrmann (81) röstet täglich Mandeln
Ob der Klassiker Mandeln, Pistazien, Pekannüsse oder Macadamia - die Herrmanns und ihr Team versorgen die Herbstfestbesucher 16 Tage lang mit frischen, heißen und knusprigen Spezialitäten. Täglich an der Röstmaschine anzutreffen ist Senior-Chef Werner, einer der ältesten Schausteller auf der Wiesn.
Rosenheim – Sein ganzes Leben lang schon steht Werner mit viel Liebe und Leidenschaft in seinem Schaustellerwagen. Von Kindesbeinen an hat ihn die Mandelbrennerei fest im Griff: Das erste Mal brannte er Mandeln unter der Aufsicht seines Vaters mit gerade einmal zehn Jahren. Schon als kleiner Junge fühlt er sich pudelwohl im Schaustellerleben.
Von Maroni im Bauchladen über Eis zu gebrannten Mandeln
Begonnen hat damals alles mit einem Bauchladen, mit dem der Vater im Winter heiße Maroni verkaufte. Es folgte ein Eisverkauf, das auf den Volksfesten nach dem Weltkrieg verkauft wurde. 1973 übernahm Werner das Geschäft vom Vater. Die Schaustellerfamilie aus Rosenheim sattelte rasch um auf Mandeln. Seither gibt es nur mehr Nüsse aller Art.
Inzwischen existieren drei Wagen der „Mandelbrennerei Herrmann“ mit nostalgischer Aufschrift. Mit dem größten haben sie hier ihren Standplatz neben dem Glückshafen gegenüber des Flötzinger Festzelts eingenommen.
Know-How und Geschick zur Herstellung gebrannter Mandeln vonnöten
„Früher, da war Mandeln rösten noch harte Arbeit“, erinnert sich der Senior-Chef im Gespräch mit rosenheim24.de. Maschinen, die einem zur Hand gingen, die gab es noch nicht. Werner kann heute noch die vielen Blasen an den Händen zählen. Seit der Erfindung der Mandelröstmaschine in den 50er-Jahren geht das Ganze zwar leichter zur Hand, allerdings benötigt es doch ein gewisses Know-How und Geschick zur Herstellung gebrannter Mandeln.
Denn beim Mandeln rösten muss es schnell gehen, denn viel zu schnell kann der Zucker im Kupferkessel verbrennen oder ausgehen. Vier Zutaten, mehr braucht Werner für seine Mandeln nicht.
Werner braucht keine Pausen: „Höchstens einmal eine Mass Bier zwischendurch“
Zucker, Zimt, Wasser und Nüsse drehen angetrieben von einem Elektromotor unter den wachsamen Augen des Senior-Chefs ihre Kreise in der Röstmaschine. „Dranbleiben und aufpassen lautet die Devise, sonst muss man wieder von vorn anfangen“, erklärt er mit einem Blick auf den karamellisierenden Zucker.
Werner ist zusammen mit dem Team den ganzen Tag am Stand anzutreffen. „Pausen brauche ich nicht. Ich bin hier von elf Uhr morgens bis zum Schluss um 23.30 Uhr. Ich genehmige mir höchstens einmal eine Mass Bier zwischendurch“, erzählt er lachend. Die 81 Jahre sieht man dem agilen Rosenheimer wirklich nicht an.
Die vergangenen zwei Jahre waren von Corona gezeichnet und führten zum Ausfall des Herbstfests. Die Pandemiezeiten nagten an dem Schausteller mit Leib und Seele. „Das war gar nicht schön und für mich gscheid fad. Wir hatten zwar einen Stand in der Fußgängerzone in Rosenheim, um uns so über Wasser zu halten, doch das ist mit dem Herbstfest in keinster Weise vergleichbar.“
Umso schöner ist es für die Familie und das Team jetzt wieder auf der Loretowiese sein zu dürfen: „Wir haben alle sehnlichst darauf gewartet, dass es weiter geht und uns darauf gefreut. Das ist unser Leben, mein Leben.“
Ruhestand kommt für Werner nicht infrage
Er freut sich, dass das Geschäft dank Sohn Alexander auch die kommenden Jahre weiterläuft. Die Zukunft des Familienbetriebs ist gesichert und - wer weiß - mit seinem kleinen Enkel steht womöglich schon die vierte Generation in den Startlöchern.
Werner selbst denkt so schnell nicht an den Ruhestand, viel zu sehr liebt er seine Arbeit rund um die Mandeln. „Solange ich mich fit genug fühle, findet ihr mich an der Röstmaschine“, schließt er seine Erzählungen mit einem breiten Grinsen.
mb

