Neues Angebot in Rosenheim
Rosenheimer „Bikekitchen“: So funktioniert die neue Fahrradwerkstatt zum Mitmachen
Wer sein Rad liebt, der schraubt. Weil nicht jeder Radler weiß, wie man mit Inbusschlüssel, Flickzeug und Schraubendreher umgeht, gibt es jetzt die „Bikekitchen“ am Klosterweg 5 in Rosenheim. Eine Werkstatt, in der nicht nur repariert wird.
Rosenheim – Fabian Köppel sieht man schon von Weitem. Der drahtige Mann mit der Jeans-Kutte und dem tätowierten Fahrrad auf dem linken Schienbein ist, neben Adrian Wojaczek, einer der Mitbegründer des Projekts. Vom Hinterhof führt er durch ein braun gestrichenes Blechtor in die „Bikekitchen“ – eine Mischung aus Werkstatt und Wohnzimmer. Es riecht nach kaltem Metall, Gummi und Schmiermittel. In der Mitte des Raums arbeiten Philip Hecker und Raphael Danhauser an einem blauen Mountainbike, das auf einem Montageständer klemmt. In der Ecke des Raums steht ein orangfarbenes Sofa, daneben hängen Fahrradrahmen von der Decke. Auf einem Regal befinden sich verschiedene Boxen, die mit Werkzeug gefüllt sind.
„Wir haben schon immer gerne Fahrräder repariert und selbst gebaut“, sagt Fabian Köppel. Nur ein Ort habe gefehlt, um diese Leidenschaft so richtig ausüben zu können. Bis jetzt. Denn vor einigen Wochen haben sie die „Bikekitchen“ am Klosterweg 5 eröffnet.
Werkzeug und Wissen wird zur Verfügung gestellt
Neu ist die Idee dahinter nicht. So gibt es ähnliche Konzepte in Augsburg, Wien und Nürnberg. Dabei handelt es sich um ein offenes, gemeinnütziges und kostenloses Angebot, bei dem die Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund steht. „Wir möchten die Menschen aktiv in die Reparatur einbinden, anstatt sie nur ihre Fahrräder bei uns abgeben zu lassen“, sagt Philip Hecker. „Wir stellen das Werkzeug und unser Wissen zur Verfügung“, ergänzt Raphael Danhauser der im Umgang mit dem Schweißgerät ebenso vertraut ist, wie mit dem Schraubenschlüssel oder dem Kettentrennerl.
Doch in der „Bikekitchen“ geht es nicht nur um das Reparieren von Rädern. „Wir haben eine Mission“, sagt Fabian Köppel. Die beinhalte zum einen Rosenheims Straßen sicherer zu machen und zum anderen dafür zu sorgen, dass „Mobilität kein Privileg der Schönen und Reichen“ ist.
Deshalb setzt das Team auf Nachhaltigkeit, hat sich zur Aufgabe gemacht Altes wieder gangbar zu machen und Grenzen zu überwinden. So konnten erst vor kurzem mehrere instandgesetzte Kinderfahrräder an ein Flüchtlingsheim übergeben werden. „Bei uns ist jeder willkommen, unabhängig von Herkunft, Status oder Lebensmodell“, sagt Philip Hecker.
Einmal in der Woche öffnen sie ihre Türen für die Bürger. Zur Reparatur durch Selbsthilfe, aber auch zum kulturellen Austausch. „Dafür, dass wir erst seit kurzer Zeit auf haben, ist der Zulauf sehr gut“, sagt Fabian Köppel, der mit seinen Freunden, nach eigenen Angeben, inzwischen einen großen Teil seiner Freizeit in der „Bikekitchen“ verbringt.
Angebot soll weiter ausgebaut werden
Ziel sei es, das Angebot in den kommenden Monaten weiter auszubauen. Geplant seien verschiedene Veranstaltungen und auch für Kooperationen sei das Team offen. „Unser größter Traum wäre es, wenn sich die ‚Bikekitchen‘ irgendwann selbst finanzieren würde“, sagt Hecker. Aktuell stemme die Gruppe die Kosten größtenteils aus eigener Tasche. Auch deshalb seien Solibeiträge aus der Bevölkerung willkommen. „So könnte sich unser Angebot im Stadtgebiet noch weiter etablieren. Wir haben schließlich noch viel Arbeit vor uns“, sagt Fabian Köppel und lässt seinen Blick durch die Werkstatt schweifen.
Ausführliche Informationen
Die „Bikekitchen“ am Klosterweg 5 hat jeden Mittwoch von 18.30 bis 22 Uhr geöffnet. Mehr Infos gibt es unter bikekitchen@rosencime-bikecrew.de
