Laut der KKH Kaufmännische Krankenkasse steigen bundesweit die Zahlen von krankhaft übergewichtigen Kindern und Jugendlichen. Zwischen 2011 und 2021 wuchs die Zahl der von Adipositas betroffenen Sechs - bis 18-Jährigen um 34 Prozent. Laut den KKH-Daten scheinen die Lockdowns während Corona dieses Problem verschärft zu haben. Von 2019 auf 2021 gab es eine Zunahme von elf Prozent.

Bettina Kuba kennt die Zahlen. Sie unterstützt Familien bei der Umsetzung einer ausgewogenen und gesunden Ernährung. Sie ist zudem Teil des Lufti-Teams Rosenheim. Der Verein setzt sich dafür ein, dass Kinder, Jugendliche und Eltern lernen, mit ihren Erkrankungen eigenständig umzugehen. Angefangen haben sie mit Asthma-Schulungen. Nun will das Team - unter der Leitung von Kinderarzt Otto Laub - sich auch auf Übergewicht fokussieren. Seit 2021 organisiert Kuba die Adipositas-Schulung. Jetzt starten sie ein neues Projekt – speziell für Kinder.

„Computer- und Handyzeitalter“

„Viele Kinder, die adipös sind, werden es auch als Erwachsene sein“, sagt Kuba. Daher wollen sie mit dem Projekt bei Elfjährigen ansetzen. Mit dem zusätzlichen Gewicht gehen viele Folgeerkrankungen einher, die nicht unterschätzt werden sollten. Diabetes, Bluthochdruck und Fettleber sind nur einige von ihnen. Grund für das hohe Übergewicht sei vor allem die mangelnde Bewegung. „Wir sind im Computer- und Handyzeitalter“, sagt Kuba. Früher haben die Kinder draußen gespielt und sind Fahrrad gefahren. Heute befinden sie sich vermehrt in einer inaktiven Zeit – denn technische Geräte sind wichtiger denn je. Für Kuba steht damit eins klar: „Wir haben eine bewegungsarme Generation.“

Zu Übergewicht habe aber auch die Pandemie geführt. „Sie haben in der Zeit auch soziale Ängste entwickelt“, erklärt sie. Der Grund: Bewegungsangebote fielen weg. Die Kinder waren gezwungen, zu Hause zu bleiben. Zu Hause isoliert, fiel es vielen Kindern schwer, sich wieder in soziale Gruppen zu integrieren. Ein weiteres Problem für Kuba: „Für übergewichtige Kinder gibt es zu wenig Sportangebote.“

Mit Football gegen die zusätzlichen Pfunde

Daraus entstand die Idee, mit dem Football-Team der Rosenheimer „Rebels“ zu kooperieren. „Wir sind immer auf der Suche nach Kindern, die Football spielen wollen“, sagt der Jugendtrainer, Simon Schröder. Über die Anfrage des Lufti-Teams habe sich der Verein sehr gefreut. „Wir haben als Sportverein einen sozialen Auftrag zu erfüllen“, sagt Schröder. Der Trainer weiß, dass es manche Kinder schwerer haben, als andere im Sport Fuß zu fassen.

Und das sei das Schöne am Football. „Menschen aller Körpergrößen finden ihren Platz, denn jeder wird hier gebraucht“, sagt Schröder. Die Kinder lernen Ausdauer, Techniken und sich an Abläufe zu halten. „Beim Football ist jeder auf den anderen angewiesen“, sagt Schröder. Und das sei für ihn das Besondere an diesem Sport, denn das Gemeinschaftsgefühl sei sehr groß.

Perspektive für die Zukunft

Zweimal die Woche sollen die Kinder am Training teilnehmen. Daneben wird es von dem Lufti-Team auch einen Theorieteil für die ganze Familie geben. „Wir arbeiten in einem interdisziplinären Team“, sagt Kuba. Zu dem Team gehören Experten aus Medizin, Sport, Ernährung und Psychosozialem. Einmal pro Woche erhalten die Familien zusätzlich praktische Tipps zum Thema gesunde Ernährung und Bewegung. „Die Kinder sollen herausfinden, was gut für sie ist und was ihr Körper braucht“, sagt Kuba. Auch wird es gemeinsame Einkäufe und Kochstunden geben.

Ein Jahr sollen die Schulungen und das Training dauern. „Wir freuen uns, wenn die Kinder auch danach im Team bleiben“, sagt Schröder. Auch das Lufti-Team will die Familien noch zwei Jahre in einer Nachkontrolle begleiten. Einmal pro Quartal soll es zu einem gemeinsamen Austausch kommen. Eine erste Infoveranstaltung findet Donnerstag, 13. Juli, im Bildungswerk Rosenheim statt. Familien können sich noch unter info@lufti-team.de anmelden.