Nach jahrelanger Diskussion in Rosenheim
Weinstraße wird zur Fußgängerzone - doch der Entschluss sorgt nicht nur für Freude
Die Entscheidung ist gefallen: In der Weinstraße soll eine Fußgängerzone eingerichtet werden. Dafür hatten sich nicht nur die Stadträte, sondern im Vorfeld auch zahlreiche Bürger und Anlieger ausgesprochen. Kritik gab es trotzdem – zum Unverständnis der Verwaltung.
Rosenheim - Für Maria Knott-Klausner ist es ein Erfolg. „Ich bin zufrieden“, sagte sie während der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses. Seit vielen Jahren setzt sich die FDP-Stadträtin dafür ein, dass in der Wein- und Adlzreiterstraße eine Fußgängerzone eingerichtet wird – unter anderem um die dortige Aufenthaltsqualität zu erhöhen.
Unterschriftenaktion mit eindeutigem Ergebnis
Nach vielen Diskussionen, einer Anliegerbefragung der Stadt und einer Unterschriftenaktion hat sich das Gremium jetzt dafür ausgesprochen, in der Weinstraße – zwischen Anwesen 10 und 2 – eine kleine Fußgängerzone einzurichten. „Das Ergebnis der Anliegerbefragung und der Unterschriftenaktion stimmen überein“, sagte Bürgermeister Daniel Artmann (CSU) während der Sitzung.
Anliegerbefragung mit vier Optionen
Im Oktober 2021 hatten die Stadträte die Verwaltung beauftragt, eine schriftliche Befragung der Anlieger der Wein- und Adlzreiterstraße durchzuführen, um ein Meinungsbild einzuholen. Auf den Fragebögen der Stadt konnten die Anlieger ankreuzen, ob sie eine kleine Fußgängerzone in einem Teil der Weinstraße wollen, eine große Fußgängerzone in der Wein- und Adlzreiterstraße, eine Installation von versenkbaren Pollern oder aber alles so belassen wollen, wie es im Moment ist.
Vorschlag der Nachbarschaftsinitiative
Von der Nachbarschaftsinitiative Weinstraße, die von weiteren zwölf Anliegern unterstützt wird, kam zudem der Vorschlag einer kleinen Fußgängerregelung im Bereich zwischen Weinstraße 10 und Weinstraße 2. Durch diese Regelung würde die Erreichbarkeit von privaten Garagen und Stellplätzen, die sich in der Weinstraße befinden, aus Richtung Ludwigsplatz möglich bleiben, ohne den Fußgängerzonenbereich befahren zu müssen.
86 Rückmeldungen von 450 Anliegern
„Bis Ende September gingen von circa 450 angeschriebenen Anliegern bei der Straßenverkehrsbehörde insgesamt 86 Rückmeldungen ein“, heißt es von der Verwaltung. 74 davon hätten sich direkt zu den Fragen der Stadt Rosenheim geäußert.
18 Anlieger wollen Beibehaltung
29 davon sprachen sich für eine kleine Fußgängerzone aus, 23 für eine große Fußgängerzonenregelung in der Adlzreiter- und Weinstraße, den Einbau von Pollern wünschten sich zehn Anlieger, das Beibehalten der bestehenden Regelung ohne weitere Maßnahmen präferierten 18 Anlieger. „Fünf Anlieger gaben den Rückmeldebogen ab, ohne eine Wertung vorgenommen zu haben“, heißt es aus dem Rathaus.
Direkte Anfahrt zu Anwesen nicht mehr möglich?
Zudem hätten einige Anlieger der Wein-, aber auch Adlzreiterstraße Kritik an der Einrichtung einer Fußgängerzonen-Regelung geäußert, da dadurch Parkplätze entfallen würden und die direkte Anfahrt zu den Anwesen nicht mehr möglich sei. Ein weiterer Kritikpunkt: Einige Anlieger befürchten laut Stadt, dass durch eine Fußgängerzone die nächtliche Lärmbelästigung durch die Besucher der Außengastronomie zunimmt.
Unterschriftenaktion gestartet
Trotz allem – und auch aufgrund der Unterschriftenaktion, die FDP-Stadträtin Maria Knott-Klauser initiiert hat – schlug Bürgermeister Daniel Artmann während der Sitzung des Verkehrsausschusses vor, eine verkürzte Fußgängerzone einzurichten.
Fußgängerzone gilt ganzjährlich
„Die Fußgängerzone gilt ganzjährlich. Der Lieferverkehr ist bis 10 Uhr frei, der Radverkehr wird analog zum Max-Josefs-Platz geregelt“, sagte Artmann. Im Moment würde das bedeuten: Von 22 bis 7 Uhr ist Radfahren in der Fußgängerzone erlaubt. Ansonsten muss geschoben werden. Zudem wird gegenüber dem Gasthaus zur historischen Weinlände ein absolutes Halteverbot eingerichtet. Die Parkplätze vor dem Ballhaus bleiben, sollen aber in Behinderten- und Bewohnerparkplätze umgewandelt werden. „Damit wollen wir den Parkplatzsuchverkehr eindämmen“, sagte Artmann.
Zweifel, ob Durchfahrtsverkehr eingedämmt wird
Lob für die Entscheidung der Verwaltung gab es von Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU. Er schlug zudem vor, darüber nachzudenken, ob für die Anlieger Kurzzeitparkplätze eingerichtet werden sollten. „Ich bezweifle, dass sich mit dieser Lösung der Durchfahrtsverkehr vermeiden lässt“, gab Stadtrat Franz Opperer (Grüne) zu bedenken. Stattdessen hätte er sich gewünscht, die Wein- und Adlzreiterstraße in das von den Grünen geforderte Einbahnstraßensystem im Stadtgebiet aufzunehmen. Weil das aber bereits seit „drei Jahren auf sich warten lassen“, forderte er zumindest, dass der Platz zwischen Wein- und Adlzreiterstraße gegenüber der Historischen Weinlände von den zugeparkten Autos „bereinigt wird“.
„Mutlose Notlösung“
Dafür plädierte auch Christine Degenhart, die für die Freien Wähler/UP im Stadtrat sitzt: „Es ist ein netter, kleiner Platz, der anständig gestaltet werden muss.“ Die Lösung, nur die Weinstraße als Fußgängerzone auszuweisen, bezeichnete sie als „mutlose Notlösung“. Dennoch respektiere sie die Meinung der Anlieger.
Sorge der Gewerbeinhaber unbegründet?
Stadtrat Robert Metzger (SPD) stimmte ihr zu und erinnerte daran, dass auch die Gewerbeinhaber am Max-Josefs-Platz vor etlichen Jahren gegen die Fußgängerzone waren, weil sie befürchteten, dass ihre Geschäfte darunter leiden würde. Diese Sorge sei – so weiß man mittlerweile – unbegründet gewesen. Trotzdem habe die Meinung der Gewerbetreibenden bei der Entscheidung, was aus der Wein- und Adlzreiterstraße wird, ein „sehr hohes Gewicht“ gehabt.
Einstimmige Entscheidung der Stadträte
Letztendlich sprachen sich die Stadträte einstimmig für die Errichtung einer kleinen Fußgängerzone in der Weinstraße aus. Für Maria Knott-Klausner ein erster Erfolg.

