Rätselhaftes Schmidt-Aus: Die Nachfolge-Kandidaten
Auerbräu sucht den Super-Wirt: Die spannendste Frage beim Rosenheimer Herbstfest
Andreas Schmidt als Wirt der Inntalhalle und Auerbräu gehen getrennte Wege. Somit muss die Brauerei fürs Rosenheimer Herbstfest einen neuen Inntalhallen-Wirt suchen. Auerbräu steht unter Zugzwang. Oder steht da schon ein Kandidat bereit?
Rosenheim – Macht’s Fahrenschon? Die Schausteller- und Festwirtfamilie hat am Dienstag so etwas wie eine öffentliche Bewerbung für die Bewirtung der Inntalhalle abgegeben. „Als langjährige Geschäftspartner der Auerbräu steht natürlich die Familie Fahrenschon bereit, um gemeinsam neue Konzepte zu gestalten“, heißt es in einer Mitteilung von Dienstag, 3. Mai. „Wir haben uns bereits für eine mögliche Nachfolge ins Gespräch gebracht.“
Das Rennen läuft, und die Fahrenschons sind unterwegs. Doch wer am Ende den Zuschlag für den so prestigeträchtigen wie fordernden Posten des Festwirts erhält, steht offenbar noch in den Sternen. Nach dem überraschenden Abschied des langjährigen Inntalhallen-Wirts Andreas Schmidt brodelt die Gerüchteküche. Aussichtsreiche Kandidaten: Neben der Familie Fahrenschon beispielsweise Hirzinger-Wirt Lorenz Hilger. Man habe schon mal gesprochen, sagt der vorsichtig, „aber da gibt es noch nichts Konkretes.“ Was ein Problem darstellen könnte: „Es sind ja nur noch drei Monate.“
Erfahrung und Kontinuität: Damit wirbt Fahrenschon um die Inntalhalle
Fahrenschons sehen sich offenbar gerüstet, eine 7000-Plätze-Location wie die Inntalhalle zu bewirtschaften. Die Familie betreibe seit über 50 Jahren im Großraum Bayern einen mobilen Festzeltbetrieb auf zehn Großveranstaltungen. „Auf den Volksfesten in Bad Aibling und Großkarolinenfeld haben wir mit der Auerbräu einen zuverlässigen Partner.“ Vom Virus hätten sie sich als Veranstalter nicht ausbremsen lassen, das betonen sie in ihrer Mitteilung: „Auch zu Pandemiezeiten konnten wir mit Auerbräu unter erschwerten Bedingungen zwei Veranstaltungen in Bad Aibling durchführen.“
Andreas Schmidt hatte mitgeteilt, dass sich er und sein Team nach zwei fordernden Pandemie-Jahren „neu aufgestellt“ hätten und sich neuen Herausforderungen stellen wollten. 14 Jahre lang war er Wirt der Inntalhalle. Eine Ära, die die Fahrenschons offenbar toppen wollen. „Neben einer ausgezeichneten Belegschaft steht bei der Wirtsfamilie mit den Kindern Anna-Maria und Maximilian Fahrenschon auch schon die nächste junge Generation parat, um langfristig die Veranstaltungen fortzuführen und gesamtheitlich ein starkes Team zu garantieren“, heißt es in der Mitteilung. Man stehe gern für Verhandlungen mit Auerbräu zur Verfügung.
Wer wird der neue Wirt oder die neue Wirtin in der Inntalhalle? Erfahren müssen sie oder er sein, ein gutes Netzwerk besitzen, vor allem aber auf reichlich Personal zurückgreifen können. Die Auerbräu GmbH ist Teil der Paulaner Brauereigruppe, die mehrheitlich im Besitz der Schörghuber Unternehmensgruppe ist. Von Paulaner bewirtet wird etwa das Winzerer Fähndl auf der Wiesn. Das Paulaner-Festzelt hat rund 6400 Plätzen drinnen und 2000 draußen. Somit entspricht es ungefähr dem Kaliber der Inntalhalle.
Auf der Paulaner Homepage ist fürs Winzerer Fähndl von nahezu 350 Mitarbeitern die Rede, von der Bedienung bis zum Verwaltungsbüro. Dieser hohe Personaleinsatz engt den Kreis der Kandidaten für die Inntalhalle drastisch ein. Kurz nach Corona suchen viele Hotels und Gaststätten händeringend nach Personal. Da kann nicht jeder Wirt mal eben bei der Inntalhalle einspringen, das muss schon einer mit großer Fest-Erfahrung und mit sehr guten Verbindungen sein.
Von Paulaner ist jedenfalls kein Eingreifen zu erwarten. Das Herbstfest werde stattfinden, die Inntalhalle bewirtet, und der Wirt komme nicht aus München, sagte Sprecherin Birgit Zacher auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen.
Fahrenschon ein erfahrener Kandidat
Auerbräu-Sprecher Michael Hinterseer will keinen persönlichen Tipp abgeben. Nur so viel: Der neue Wirt müsse erfahren sein, und er solle aus der Region kommen.
Es deutet tatsächlich vieles auf Fahrenschon. Ob die Familie tatsächlich die Inntalhalle übernimmt, liegt aber noch im Dunkeln. Ebenso wie die Gründe dafür, dass Auerbräu und Andreas Schmidt beim Herbstfest getrennte Wege gehen. Wer auch immer die Reißleine gezogen hat, der Zeitpunkt ist überraschend.
Traut man es einem Wirt mit Leib und Seele wie Andreas Schmidt zu, so kurz nach der Pandemie und so kurz vor dem vielleicht lukrativsten Herbstfest seit vielen Jahren aufzuhören und was Neues woanders zu starten? Warum sollte sich wiederum Auerbräu mit einer Trennung von Andreas Schmidt selbst in Zugzwang bringen?
Man hörte in den vergangenen Tagen mitunter von Spannungen zwischen Wirt und Brauerei. Doch die Angelegenheit bleibt rätselhaft. Auch weil sich am Dienstag (3. Mai) keiner der Protagonisten am Telefon oder auf sonstige Weise äußern wollte. Anders als in anderen Jahren herrscht in Sachen Herbstfest ein Stillschweigen wie sonst nur bei der Papstwahl. Beim Rosenheimer Wirte-Konklave bleibt es jedenfalls spannend.