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Rosenheimer Global Player im Radsport

„Früher habe ich Radeln gehasst“: Warum Konrad Irlbacher dennoch Corratec gegründet hat

Vom kleinen Rosenheimer Geschäft zu einem internationalen Fahrradproduzenten. Konrad Irlbacher, Geschäftsführer von Corratec, hat in den vergangenen 45 Jahren viel erlebt.
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Vom kleinen Rosenheimer Geschäft zu einem internationalen Fahrradproduzenten. Konrad Irlbacher, Geschäftsführer von Corratec, hat in den vergangenen 50 Jahren viel erlebt.

Was in den 60er-Jahren noch als Ski-Handel begann, entwickelte sich zur weltweit bekannten Rad-Marke. Im OVB-Exklusiv-Portrait erzählt Corratec-Gründer Konrad Irlbacher von seinem Leben, seiner Sonderanfertigung für die Klitschko-Brüder und warum er das Radeln früher gehasst hat. 

Rosenheim/Raubling - Die erste Erfahrung mit einem Fahrrad hat Corratec-Gründer Konrad Irlbacher heute eher schmerzlich in Erinnerung. Als Fünfjähriger wurde er von seinem Vater, Konrad Irlbacher senior, auf eine Tour von Salzburg bis nach Rosenheim mitgenommen. Auf einem kleinen Rad ohne Gangschaltung musste er rund 95 Kilometer überwinden. „Daher ist es eigentlich nicht erstaunlich, dass ich das Radeln früher gehasst habe”, sagt Irlbacher rückblickend. 

In Rosenheim beim Vater aufgewachsen

Doch die Leidenschaft sollte Jahre später zurückkehren. Wobei auch hier sein Vater, wie in vielen Abschnitten seines Lebens, eine tragende Rolle spielte. „Ich bin alleine bei ihm direkt gegenüber der Schule Fürstätt in Rosenheim aufgewachsen”, erzählt der Geschäftsführer über die prägende Zeit. 

Von der Schule direkt in die Ausbildung: Konrad Irlbacher arbeitete früh im Iko-Geschäft seines Vaters.

In den 1960ern legte Irlbacher senior dort den Grundstein für den heutigen Sporthandel Iko (kurz für Irlbacher Konrad). Als begeisterter Skirennfahrer konzentrierte er sich damals vermehrt auf den Wintersport. Die Ski produzierte er selbst. Schon als Schüler war Irlbacher junior dabei voll im Geschäftsleben integriert. „Ich habe die damals noch per Hand erstellten Rechnungen einzeln überprüft und nachgerechnet. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.”

Damals gab es keine Diskussionen

Konrad Irlbacher zur Arbeit in der Firma des Vaters

Im Hause Irlbacher habe es damals aber keine Diskussionen gegeben. Die Arbeit für das 1972 offiziell gegründete Geschäft hinterfragte der junge Irlbacher nie. „Mein Vater hat von sich und allen anderen immer viel gefordert. Mein Weg war daher von vornherein klar.” Direkt nach der Schule begann Konrad Irlbacher 1978 die Ausbildung in der Firma. Die erste Aufgabe: „Hunderte schwere Skibindungen von unten nach oben schleppen.”

Immer ein „wichtiger Ansprechpartner“: Iko-Gründer Konrad Irlbacher senior

Doch Irlbacher wollte mehr als eine durchschnittliche Arbeit im mittlerweile etablierten Iko-Geschäft und suchte sich seine eigene Sparte. Über Verbindungen nach Italien, die damals „die besten Räder” produzierten, erarbeitete sich Irlbacher das Wissen und die Komponenten, um eigene Räder zu bauen. Da der eigentlich für seine Geschäftsidee geplante Name „Corrado” (italienisch für Konrad) kurz vor der Gründung von einer Fahrzeugserie der Automarke VW weggenommen wurde, entstand 1990 die Firma Corratec.

Konrad Irlbacher (rechts) macht sich mit seinen Fahrrädern und der Marke Corratec 1990 selbstständig.

„Anfangs hatte ich dabei nur das Ziel, denselben Umsatz zu erreichen wie mein Vater mit seinen Ski”, meint der heutige Firmenchef. Doch das Unternehmen wuchs schnell und zog bereits zwei Jahre später in die Produktionsstätte nach Raubling, wo Iko und Corratec heute noch vereint sind. 

An einen Schlüsselmoment kann sich Irlbacher auch 30 Jahre später noch genau erinnern. „Damals kam ein großer Kraftsportler zu mir, unter dessen Gewicht sämtliche Laufräder zusammenbrachen.” Doch das von ihm speziell angefertigte Modell hielt der Belastung von über 100 Kilo stand. „Da habe ich gemerkt, dass ich wohl doch das nötige Gefühl für die Arbeit habe.”

Sonderanfertigung für die Klitschko-Brüder

Diese Fertigkeit kam Irlbacher rund 20 Jahre später nochmals gelegen, als die ukrainischen Boxlegenden Vitali und Wladimir Klitschko auf ihn zukamen. Sie trainierten zu der Zeit häufiger am Wilden Kaiser und suchten nach einer Alternative zu ihrem Krafttraining. Irlbacher half aus und so entstand eine bis heute bestehende Freundschaft. „Wir schreiben uns auch jetzt noch regelmäßig und hoffen, dass wir uns irgendwann wiedersehen können“, sagt Irlbacher mit Blick auf den Ukraine-Krieg.

Corratec agiert international

Solche und weitere Geschichten erlebte der mittlerweile 60-jährige in der langen Entwicklung der Corratec-Marke zuhauf. Heute ist Irlbacher ein international agierender Radhersteller mit Werken in Raubling und Rumänien. Rund 400 Mitarbeiter produzieren bis zu 120.000 Räder pro Jahr. In einem „fließenden Übergang” übernahm er zudem nach und nach das Iko-Geschäft seines Vaters, der im Jahr 2012 verstarb. 

Die am Unternehmen beteiligte Familie Irlbacher: (hinten von links) Konrad Irlbacher senior, Konrad Irlbacher und seine Frau Cielo sowie die Kinder (vorne von links) Konrad, Tessa und Johannes.

Doch auch ohne einen seiner „wichtigsten Ansprechpartner” bleibt der Stellenwert der Familie bei den Irlbachers hoch. Seine Frau Cielo, die Konrad als Mitarbeiterin in der Firma kennenlernte, führt heute gemeinsam mit ihm das Geschäft. Von den vier Kindern Melanie, Johannes, Tessa und Konrad arbeiten drei in der eigenen Firma. „Das war dabei von mir nicht vorgegeben“, betont der Geschäftsführer. Er freue sich aber, dass sich auch die nachfolgende Generation engagiert und anscheinend Spaß am Familienunternehmen hat.

Familie übernimmt Aufgaben bei Corratec und Iko

So bliebe ihm mehr Zeit, um sich ebenfalls langsam aus gewissen Geschäftsbereichen zurückzuziehen. So sei beispielsweise das Sportgeschäft Iko mit den Filialen in Raubling und Salzburg mittlerweile komplett die Sache von Geschäftsführerin Tessa Irlbacher. An einen finalen Rücktritt aus dem Geschäft denkt der jetzige Irlbacher senior allerdings noch nicht. 

Was für ihn in jedem Fall bleiben wird, sei seine Leidenschaft für Sport. Egal ob Skitour, Wandern oder Radausfahrt, an rund sechs von sieben Tagen sei Irlbacher aktiv. Zudem sei die Familie auch außerhalb des Unternehmens ein entscheidender Teil seines Lebens. „Nach einer Ausfahrt sind mir der Cappuccino und ein Stück Kuchen gemeinsam mit meiner Frau oder auch meinen Kindern sehr wichtig”, meint Irlbacher. Die 95 Kilometer von Salzburg bis zu seinem Haus in Thansau wären dabei heute auch kein Problem mehr.

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