Projekttage am SFG
Mein Freund, der Baum: So setzt sich ein Rosenheimer Gymnasium für die Umwelt ein
Mein Freund, der Baum“ können 17 Schüler der Klasse 8d des Sebastian-Finsterwalder-Gymnasiums in Rosenheim ab sofort mit Recht sagen. Sie haben in einem Waldstück bei Kolbermoor gut 150 Bäume und Sträucher gepflanzt, und nicht wenige gaben „ihren“ Gewächsen dann auch Namen.
Rosenheim/Kolbermoor – Das Ganze ist eine Aktion im Rahmen der Umweltprojekttage der Schule. Seit 2019 ist man dort in Sachen Umwelt- und Klimabewusstsein nicht nur theoretisch unterwegs, einmal im Jahr wird man über drei Tage hinweg ganz unmittelbar tätig, legt selber Hand mit an. Die Palette dessen, was unternommen wird ist breit, reicht von „Upcycling“ – also Neuverwerten statt Wegwerfen – bis zum eigenhändigen Bau von Insektenhotels.
Das Lehrerteam der 8d hatte die Idee zu einer Baumpflanzaktion und wandte sich auf der Suche nach Unterstützung an die Schutzgemeinschaft des Deutschen Waldes. Die konnte helfen, denn die Firma Hamberger aus Stephanskirchen unterstützt schon seit einigen Jahren Aufforstungsprojekte in der Region und im Bereich der Stadt Kolbermoor fand sich dafür auch eine ideale, weil „aufforstungsbedürftige“ Fläche.
Mit dem Fahrrad in den Forst
Den Weg dorthin legten die Schülerinnen und Schüler an diesem sehr kalten, aber sonnigem Montag per Fahrrad zurück. Die Fahrraderreichbarkeit des Pflanzgebietes war ein ausdrücklicher Wunsch ihres Klassenleiters Felix Wolfseher gewesen: Eine Aktion, deren Ziel Nachhaltigkeit und Co2-Reduktion ist, sollte einfach von Anfang an konsequent durchgeführt werden. Viele der jungen Leute hätten wohl am liebsten sofort nach dem Ankommen einen Spaten in die Hand genommen und wären aktiv geworden, doch zunächst stand noch ein bisschen Vorbereitung auf dem Programm.
Anna Hunklinger, die bei der Schutzgemeinschaft des Deutschen Waldes als Försterin und Waldpädagogin arbeitet, sammelte mit den Schülern alles, was diese bereits zum Thema Wald, seinem Nutzen und seiner Schutzwürdigkeit wussten. Das war eine Menge, wurde aber jetzt gemeinsam strukturiert und geordnet und vor allem auch mit selbst erhobenen Zahlen unterfüttert: Die Schülerinnen und Schüler lernten zum Beispiel wie man aus den Jahresringen Baumes sein Alter ermittelt und wie man dieses Alter in gebundenes Co2 umrechnet: Pro Jahr sind das, wie die Schüler lernten, im Schnitt etwa zehn Kilo, bei einem hundertjährigen Baum also etwa eine Tonne. Groß aber das Erstaunen bei den Schülern, dass allein ihre Gruppe binnen nur fünf Wochen dieses Plus-Ergebnis völlig zunichtemachen kann, nur dadurch, dass jeder von ihnen sich etwa zwei Stunden pro Tag übers Internet Serien ansieht. Die Digitalisierung, so Anna Hunklinger, steht hinsichtlich des Co2-Ausstoßes dem Flugverkehr in Nichts nach.
Aber auch unmittelbares Praxiswissen in Sachen Waldverjüngung gab es. Die Tatsache, dass die Jugendlichen an diesem Waldrandgebiet auch viele Sträucher pflanzten, hängt mit dem Bemühen ab, den immer stärker werdenden Stürmen nicht völlig ungebremst auf die großen Bäume treffen zu lassen. Die Sträucher daneben ein wichtiger Lebens- und Schutzraum für allerlei Kleingetier, weshalb manche der Sträucher auch sehr bewusst stacheliger Art waren, wie etwa der zweigriffelige Weißdorn. Hier versteckt es sich vorm jagenden Fuchs einfach viel einfacher.
Schmankerl zur Mittagspause
Projekttage haben am Finsterwalder-Gymnasium aber nie nur ein einziges Thema, deshalb war auch die Mittagspause sozusagen ein eigenständiger Projektteil: Die Schüler und Schülerinnen hatten selbst zubereitete vegetarische und vegane Gerichte mitgebracht, die nicht einfach nur verzehrt, sondern à la Landfrauenküche auch gegenseitig verkostet und unter viel Gelächter von einer Jury bewertet wurden.
Per Video dokumentiert
Das ganze wie auch die Anreise und die Pflanzaktion per Video dokumentiert und am Folgetag zu kurzen Filmen zusammengeschnitten. Der dritte Tag der Projekttage dient dann dem gemeinsamen Rückblick. Die Rezepte des Mittagsmahles übrigens werden bis dahin auch in einem kleinen Kochbuch zusammengefasst werden, kurze Gerichte vergleichsweise schnell nachzukochen und damit die ideale Alternative zu Fastfood, weil um Klassen besser schmeckend, wie an diesem Vormittag festzustellen war. Die Projekttage für die 8d des Finsterwalder-Gymnasiums also nicht nur ein Bildungs-, sondern ein echtes Rundumerlebnis.

