Polizei mit großen Bedenken
Eine Herbstfest-Partymeile in Rosenheim? Entscheidung über Sperrung der Kaiserstraße gefallen
In rund drei Monaten ist es so weit – dann beginnt das Rosenheimer Herbstfest. Damit die Besucher am Wochenende sicher zu den „After Wiesn“-Locations kommen, gab es Überlegungen, die Kaiserstraße in dieser Zeit zu sperren. Nun ist die Entscheidung gefallen, ob es die „Partymeile“ geben wird.
Rosenheim – Wirklich verstehen kann Stephan Rech die Entscheidung nicht. Bis zuletzt hat der Betreiber der „Lausa-Bar“ gehofft, dass die Kaiserstraße während des Herbstfestes zumindest temporär gesperrt wird – und zwar von Donnerstag bis Freitag zwischen 22 und 1 Uhr. Das hatte die Rosenheimer SPD in einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März gefordert. Das sollte die Sicherheit der vielen Menschen erhöhen, die sich dort auf dem Weg zu den After-Wiesn-Clubs oder auf dem Heimweg zwischen den Autos hindurchschlängeln. Nun haben sich die Mitglieder des Verkehrsausschusses allerdings mehrheitlich – 7:4 Stimmen – dazu entschieden, den Antrag abzulehen.
Sperrung der Kaiserstraße während des Herbstfestes vom Tisch
„Es ist sehr traurig, dass ein so guter Vorschlag abgelehnt wurde“, sagt Rech am Telefon. Aus seiner Sicht hätte eine Sperrung der Kaiserstraße zwischen der Ruedorfferstraße und der Ellmaierstraße nur Vorteile für alle gehabt. Auch Andreas März findet die Idee „auf den ersten Blick gar nicht mal so schlecht“, wie der Oberbürgermeister während der Sitzung des Verkehrsausschusses betonte. Jedoch habe sich die Verwaltung dann bei der Rosenheimer Polizei informiert, wie dort eine mögliche Sperre gesehen wird. Und die Antwort ist deutlich ausgefallen: „Aus polizeilicher Sicht wird eine generelle Sperrung der Kaiserstraße während des Herbstfestes in der Zeit von 22 bis 1 Uhr nicht befürwortet“, teilt die Polizei mit.
Das liege zum einen daran, dass es in den vergangenen Jahren kaum Unfälle in dem Bereich während der Wiesn gegeben habe, die eine Sperrung aus Sicherheitsgründen rechtfertigen. „2023 und 2022 gab es je einen Kleinunfall in der Kaiserstraße in den ganzen 16 Tagen“, sagt Hauptkommissar Robert Maurer auf OVB-Anfrage. 2021 sei zu es zu gar keinem Zwischenfall im Straßenverkehr gekommen. Wenn es Ärger gab, dann seien das meist Vorfälle mit einer gefährlichen Körperverletzung gewesen, die sich direkt vor den Lokalen ereignet haben. Davon habe es allein im vergangenen Jahr vier Stück gegeben, sagt Maurer.
Polizei befürchtet längere Anfahrtswege
Ein weiterer Punkt für die Bedenken der Polizei ist, dass die Sperrung bei den Einsatzkräften zu Verzögerungen beim Erreichen der Einsatzorte führen könnte. Vor allem, da die Kaiserstraße eine „wichtige Nord-Süd-Verbindung Richtung Innenstadt“ darstellt. Dieses Argument wollte SPD-Stadtrat Robert Metzger nicht zählen lassen. „Die Straße ist jetzt auch schon 24 Stunden am Tag für mehrere Monate gesperrt“, sagt er. Daher müssten die Rettungskräfte derzeit auch Umwege in Kauf nehmen.
Zudem habe der Stadtrat auf Google Maps selbst ausprobiert, wie lange eine Umfahrung der Kaiserstraße dauert. Auf fast allen Strecken sei das nur eine Minute länger gewesen. „Und eine Minute ist kein Argument, den Antrag abzulehnen“, sagt Metzger. Das sieht Robert Maurer ganz anders. „Wenige Minuten können über Menschenleben entscheiden“, sagt der Hauptkommissar. In Notlagen sei jeder Betroffene froh, schnellstmöglich Hilfe zu bekommen. „Umwege zu fahren, nur um Feierlichkeiten denkbar angenehmer gestalten zu können, sehen wir mehr als kritisch“, sagt Maurer.
Zusätzliche Lärmbelästigung für die Anwohner
Die Einwände der Polizei sind jedoch nicht der einzige Grund, dass die Verwaltung dem Gremium die Ablehnung des SPD-Antrags vorgeschlagen hat. Auch die Anwohner in der Kaiserstraße seien befragt worden. „Durch eine generelle nächtliche Sperrung befürchten die Bewohner eine zusätzliche Lärmbelästigung“, teilt die Verwaltung mit. Und diese sei zur Herbstfestzeit sowieso schon größer.
Die Sorge, dass die Kaiserstraße an den Wiesn-Wochenenden zur lauten „Partymeile“ wird, kann der CSU-Fraktionsvorsitzende Herbert Borrmann nachvollziehen. „Bei einer Sperre ist nicht auszuschließen, dass es zu großen Menschenansammlungen kommt und die Leute sich mit ihren Getränken auf die Straße stellen.“
Entscheidung soll überdacht werden
Stephan Rech glaubt hingegen nicht, dass es so weit gekommen wäre. „Man darf sowieso nur bis 23 Uhr draußen Getränke verkaufen“, sagt der Bar-Betreiber. Zudem würden die Türsteher der Lokale immer kontrollieren, ob einer der Gäste etwas mit vor die Tür nimmt. Für die Raucher habe er zum Beispiel extra einen Bereich im Hinterhof eingerichtet. Ihm hätten einige Anwohner sogar berichtet, dass sie „ausnahmslos für die Sperrung während des Herbstfestes sind“. Daher solle die Stadt die Entscheidung nochmal überdenken und „bei tollen Vorschlägen“ in Zukunft auch wirklich die Betroffenen und Unternehmer mit ins Boot holen.
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