Service unter bayernweitem Durchschnitt
Das neue Eisenbahn-Ranking beweist: Darum sind die Züge im Landkreis Rosenheim nur mittelmäßig
Sauberkeit, Kundenservice und Ausstattung der Züge in der Region sind im bayernweiten Vergleich unterdurchschnittlich. Das war das Ergebnis der jährlichen Auswertung der Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG). Wie die Bahnbetreiber aus Rosenheim, Traunstein und Mühldorf darauf nun reagieren wollen.
Rosenheim – Das Ergebnis des BEG-Jahresrankings für die Bahnbetreiber in der Region fällt wie schon im vergangenen Jahr ernüchternd aus. In der Ragnliste der 31 bewerteten Bahnnetze erfüllen die beiden Linien aus den Landkreisen Rosenheim, Mühldorf und Traunstein zwar den erforderlichen Mindeststandard. Doch dadurch, dass sich viele Betreiber im vergangenen Jahr deutlich verbesserten, bleibt der Schienenverkehr in der Region im hinteren Mittelfeld zurück.
Fahrgäste und Tester bewerten den Service
Auf einer Skala von -100 bis +100 erstellt die BEG seit 14 Jahren ein Ranking des Regionalverkehrs in ganz Bayern, das auf der Bewertung von externen Testern und Fahrgastbefragungen basiert. Die Kriterien für die Rangliste sind die Sauberkeit der Fahrzeuge, die Fahrgastinformation, die Ausstattung sowie der Umgang bei Kundenbeschwerden, nicht jedoch die Pünktlichkeit der Züge.
Das Chiemgau-Inntal-Netz (Meridian), das von der Bayerischen Regiobahn (BRB) betrieben wird, hat nun bei der Bewertung eine Punktzahl von 50 Punkten erreicht und damit das Niveau aus dem vorherigen Jahr gehalten. Da einige Betreiber der rund 31 Netze jedoch zugelegt haben, fiel das Netz im Ranking um vier Plätze auf Rang 16 zurück.
Da außerdem die Durchschnittspunktzahl aller Betreiber von 45 auf rund 53 Punkte stieg, liegt die Bayerische Regiobahn jetzt sogar unter dem bayernweiten Standard. „Wir schauen uns das schon immer wieder genau an und versuchen uns zu verbessern“, berichtet Sabine Floßmann, Marketingleiterin der BRB. Speziell die Informationen schnell an den Fahrgast weiterzugeben, wenn ein Zug ausfällt oder Verspätung hat, sei eines der wichtigsten Ziele und soll in Zukunft noch besser funktionieren. „Wenn wir an dieser Stellschraube drehen, können wir es auch unter die besten zehn schaffen“, meint Floßmann, die das Ranking ohnehin relativiert betrachtet. Denn laut der Marketingleiter sei es nur logisch, dass Netze mit weniger Fahrgästen, wie im fränkischen Kahlgrund, in der Regel besser abschneiden als das viel befahrene Inntal. Denn je weniger Menschen eine Strecke befahren, umso sauberer seien auch die Züge.
Ähnliche Schwierigkeiten mit dem steigenden Niveau mitzuhalten hat die Südostbayernbahn mit dem Linienstern Mühldorf. Zwar konnte der Absturz auf 32 Punkte aus dem vergangenen Jahr wieder auf 49 Punkte gesteigert werden. Im bayernweiten Vergleich reicht diese Punktzahl jedoch nur für Platz 19. „Natürlich streben wir noch bessere Werte an. Insofern wollen wir die technische Verbesserungen bei der Zugzielanzeige, die optischen Haltestelleninfo und die Stationsansagen optimieren“, teilt ein Sprecher der Südostbayernbahn auf Nachfrage mit.
Seit Beginn des BEG-Rankings im Jahr 2008 haben es zum ersten Mal drei Netze geschafft, die höchste Punktzahl zu erreichen. Die Bahnbetreiber der fränkischen Netze Kahlgrund, Agilis-Nord und Kissinger Stern erreichten die Bestmarke von 100 Punkten. Von den 31 überprüften Regionalzügen hat mit der Regio Würzburg-Thüringen nur eine Linie die Mindestanforderungen nicht erfüllt und steht mit -10,8 Punkten am Ende der Tabelle.
Bonuszahlungen als Anreiz
Um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen, den Service dauerhaft zu verbessern, setzt die BEG basierend auf ihrer Auswertung, auf einen finanziellen Anreiz. Jedes Netz, das über null Punkten liegt und somit den Mindeststandard erfüllt, bekommt Bonuszahlungen. Liegt die Servicequalität darunter, wird eine Strafe fällig.
Den Grund für das insgesamt so gute Abschneiden sieht Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG, nicht zuletzt in der nach wie vor verhaltenen Nutzung des Bahnverkehrs. „Die Corona-Pandemie hat am hohen Niveau der Servicequalität einen gewissen Anteil. Denn wenn weniger Menschen unterwegs sind, wirkt sich das positiv auf die Sauberkeit in den Zügen aus.“
Weniger Kunden aufgrund von Corona
Für die Zukunft erhoffen sich die Netzbetreiber wieder eine konstantere Zahl an Fahrgästen. „Da waren wir in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der Pandemie starken Schwankungen unterworfen“, meint BRB-Sprecherin Floßmann. Demnach ist die Zurückhaltung vor Reisen mit der Bahn immer noch zu spüren und hängt stark von den geltenden Einschränkungen ab. Der Weg zu der vor der Pandemie gewohnten Anzahl an Bahnfahrern sei daher selbst mit verbessertem Kundenservice noch weit.
