Direkt neben der Loretowiese in Rosenheim
Vom „Schandfleck“ zum Schmuckstück: Das sind die Pläne für den Flötzinger-Stadel
An der Kaiserstraße tut sich etwas: Der Flötzinger-Stadel direkt am Eingang zur Loretowiese wird saniert. Wo jetzt noch Herbstfest-Utensilien gelagert werden, soll 2024 neues Leben einkehren. Welche Pläne es gibt und wann es losgehen soll.
Rosenheim - Eigentum verpflichtet. Das weiß auch Lorenz Stiglauer, Geschäftsführer der Flötzinger Brauerei. Statt die Flächen an der Kaiserstraße 23 also einfach sich selbst zu überlassen, hat er die vergangenen Monate genutzt, um zu überlegen, was man aus dem sandfarbenen Haus alles machen könnte. „Das Gebäude ist über die Jahre immer baufälliger geworden“, sagt Stiglauer. Es einfach verfallen zu lassen, war für den Geschäftsführer keine Option.
Errichtet nach einem Brand im Jahr 1841
Er steht im Erdgeschoss des ehemaligen Stallstadels. Im Boden klaffen einige Löcher, vom Gewölbe bröckelt weiße Farbe. Vor fünf Jahren wurde das Gebäude in die Denkmalliste aufgenommen, da es sich um eines der letzten historischen Lagergebäude am Rand der Altstadt handelt.
Errichtet wurde das Haus in seiner heutigen Form nach einem Brand im Jahr 1841. Noch in der Nachkriegszeit wurden dort Schweine und Kälber gehalten, später diente es der Brauerei als Lager. Ein Großteil dieser Utensilien wurde bereits mit einem Lkw in ein Depot außerhalb der Stadt gefahren. Nur im ersten Stock finden sich noch einige Überbleibsel: eine Kiste mit Kabeln, verschiedene Schilder der Flötzinger Brauerei und etliche Holzpaletten.
Strenge Denkmalschutzauflagen
Noch lässt sich nur mit viel Vorstellungskraft erahnen, welches Potenzial Lorenz Stiglauer in dem ehemaligen Stallstadel sieht. „Wir mussten uns genau überlegen, was getan werden kann. Denn die Denkmalschutzauflagen schließen einiges aus“, sagt der Geschäftsführer. Aus diesem Grund habe er sich mit den Architekten von „Kammerl und Partner“ zusammengetan, die unter anderem den „Bauern in der Au“ saniert haben. „Die Grundaufgabe ist ähnlich. Aus einem alten bäuerlichen Gebäude muss etwas rausgeholt werden, ohne es komplett zu verändern“, sagt Stiglauer.
Fertigstellung im Jahr 2024
Nachdem der Bauausschuss dem Vorhaben grünes Licht gegeben hat, soll demnächst mit den Arbeiten begonnen werden. Läuft alles nach Plan, kann mit einer Fertigstellung im Jahr 2024 gerechnet werden. „Während der Herbstfest-Zeit müssen die Bauarbeiten pausieren“, sagt Stiglauer.
Gastronomie mit Platz für 180 Besucher
Dort, wo er jetzt steht, soll in zwei Jahren eine Gastronomie ihren Sitz haben. Was genau geplant ist, will der Geschäftsführer noch nicht verraten.
Nur, dass das Lokal Platz für rund 180 Leute bieten soll. Im Erdgeschoss werden sich zudem die Theke, Toiletten sowie der Zugang zu Treppe und Fahrstuhl befinden.
Ein- und Zweizimmerappartements
Über eine alte Holztreppe, die bei jedem Schritt knarzt, führt Stiglauer in den ersten Stock. Neben weiteren Sanitäranlagen und einer Küche sollen hier Ein- und Zweizimmerappartements entstehen.
Ein Stockwerk weiter oben – im Dachgeschoss – plant der Brauerei-Geschäftsführer eine Wohngemeinschaft für sieben Leute. Auf den Plänen, die er dabei hat, zeigt er auf zwei große Räume in denen sich die Küche und der Aufenthaltsbereich befinden. Drumherum liegen jene sieben Zimmer, die vor allem an Studenten vermietet werden sollen. „Es wird zwei Bäder und eine separate Toilette geben“, sagt Stiglauer.
Insgesamt entsteht somit Wohnraum für neun Personen. Mitten in der Stadt und ohne die Versieglung zusätzlicher Flächen. „Wir brauchen verschiedene Nutzer, sonst würde es sich nicht rentieren“, sagt Stiglauer. Die Kosten würden sich im Moment auf vier Millionen Euro belaufen.
Lob von Stadträten und Verwaltung
Lob für die Pläne der Flötzinger Brauerei gab es während einer Sitzung des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschusses nicht nur von der Verwaltung, sondern auch seitens der Stadträte. „Ich finde es schön, dass das Gebäude genutzt wird“, sagte SPD-Stadträtin Gabriele Leicht. Ähnlich äußerte sich Dr. Beate Burkl (Freie Wähler/UP). Im Moment ist das Gebäude ihrer Meinung nach ein Schandfleck. Umso mehr begrüße sie, dass es hergerichtet werde.
Diskussionen über Stellplatzablöse
Lediglich beim Thema Stellplätze gab es kurzzeitig eine Diskussion. So löst das Bauvorhaben laut Verwaltung einen zusätzlichen Bedarf von 16 Stellplätzen aus, die auf der Loretowiese errichtet beziehungsweise nachgewiesen werden müssen. Diese sollen auf dem Baugrundstück in einem Bereich errichtet werden, der während der Herbstfestzeit beziehungsweise zu den Auf- und Abbauarbeiten nicht genutzt werden kann.
„Zur Kompensation dieses Ausfallzeitraums wird vorgeschlagen, fünf Stellplätze dauerhaft abzulösen“, war der Vorschlag aus dem Rathaus.
Stadt muss sich Gedanken machen
Gabriele Leicht nahm das zum Anlass, anzuregen, dass noch einmal grundsätzlich darüber diskutiert werden müsse, wie mit Stellplätzen und deren Ablöse umgegangen wird. „Wir müssen uns Gedanken darüber machen, was wir mit einer Stellplatzablöse erreichen wollen“, sagte die Stadträtin in der Sitzung.
Bild der Kaiserstraße wird sich verändern
Laut Oberbürgermeister Andreas März (CSU) gibt es hierzu bereits einen ersten Entwurf, der demnächst mit den Fraktionsvorsitzenden besprochen werden soll. Abgesehen davon sprachen sich die Stadträte einstimmig für das Vorhaben der Flötzinger Brauerei aus. Das Bild der Kaiserstraße wird sich somit zumindest an dieser Stelle deutlich verändern.

