Unterstützung von ehemaligem Profi-Fußballer
„Eishockey-Stadt“ Rosenheim hält zusammen: „Rekord“-Aktion für Starbulls-Spieler Mike Glemser
Die Spendenbereitschaft nach Mike Glemsers tragischem Unfall ist riesig. Kaum hat seine Freundin Lara Lindmayer zu dem neuen Spendenziel von 500.000 Euro aufgerufen, ist es bald schon wieder erreicht. Nun beteiligen sich auch prominente Sportler an einer außergewöhnlichen Aktion.
Rosenheim - Innerhalb von 35 Stunden haben so viele Menschen für Mike Glemser gespendet, dass das Ziel von 250.000 Euro schnell erreicht war. Beim Spiel in Riessersee vor vier Wochen verletzte sich der 25-Jährige bei einem Sturz in die Bande so schwer, dass er vom Hals abwärts gelähmt ist und auf eine Beatmungsmaschine angewiesen ist.
Neues Spenden-Ziel: eine halbe Million Euro
Seine Freundin Lara Lindmayer hat nun die 500.000 Euro als neues Ziel ausgerufen. Allzu weit entfernt von diesem Betrag ist die Summe nicht mehr. Mittlerweile sind über 386.000 Euro zusammengekommen (Stand Montag, 6. März, um 16 Uhr). Bis zum Ziel fehlen nur noch 114.000 Euro.
Nicht nur die große Spendenbereitschaft, sondern auch die Aktion von Gastronom Giuseppe Tedesco sorgt für besonderes Aufsehen. Am Eingang des Restaurants „Giuseppe“ am Gillitzerblock in Rosenheim hängt das Trikot mit der Nummer 97. Es prangt dort als Zeichen der Unterstützung für den Starbulls-Spieler Mike Glemser. Denn der gesamte Tagesumsatz vom Montag, 6. März, geht an den verletzten Starbulls-Spieler. Am Abend wird Tedesco den Scheck an Ken Glemser und Lara Lindmayer übergeben.
„Das ist ein Rekord“
Der Andrang zur Mittagszeit ist enorm. 458 Reservierungen sind Giuseppe Tedesco zufolge eingegangen - 310 abends und 148 mittags. Normalerweise seien es an einem Montag meist nur 60 Reservierungen mittags und abends bis zu 90. Der Gastronom ist überwältigt von der Resonanz: „Das ist ein Rekord. Es ist so toll, wie viele Leute kommen um Mike zu unterstützten.“ Tedesco muss das Gespräch unterbrechen, ihm kommen die Tränen. „Das ist wirklich sehr emotional für mich“, sagt er. Der Gastronom und Mike Glemser sind befreundet, weshalb Tedesco das Schicksal des Sportlers sehr nahe geht.
Auch der ehemalige Profi-Fußballer Benjamin Lauth ist gekommen, um Mike Glemser zu unterstützen und etwas zu spenden. Er zeigt sich erschüttert, von den schweren Verletzungen des Starbulls-Spielers: „Tragischer geht‘s nicht. Er muss irgendwie versuchen positiv zu bleiben.“ Lauth habe wegen Verletzungen schon Fußball-Karrieren enden sehen, Glemsers Schicksal sei jedoch besonders schlimm. „In dem Alter aus dem Sport gerissen zu werden, das ist brutal hart“, sagt Lauth. Er wolle Mike Glemser ermutigen, weiter zu kämpfen und nicht aufzugeben - Schritt für Schritt, ein Tag nach dem anderen.
„Es ist jeder betroffen. Das ist wirklich ein sehr schweres Schicksal“, sagt Starbulls-Kapitän Dominik Daxlberger. Er ist mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn zum Mittagessen gekommen. Daxlberger habe Mike Glemsers Vater Ken Glemser das erste Mal bei der Pressekonferenz am Donnerstag, 2. März, getroffen. „Die Familie tut alles, damit es ihm gut geht“, sagt Daxlberger.
Vater überwältigt von der Unterstützung
Ken Glemser hat das Unfallkrankenhaus Murnau, in dem sein Sohn liegt, für wenige Stunden verlassen, um an der Restaurant-Aktion teilzunehmen. „Wir hätten uns das nie träumen lassen“, sagt Ken Glemser. Die hohe Spendenbereitschaft übertreffe seine Erwartungen bei Weitem. Die Situation sei für seinen Sohn sehr schwierig. „Wir tun alles, was wir können“, betont Ken Glemser. Dennoch fühle er sich hilflos. Sein Sohn wolle raus aus dem Bett. „Das macht ihn verrückt.“
Mike Glemser kann zwar nicht selbst vor Ort sein, sein Trikot mit der Nummer 97 hängt jedoch an einer Säule am Eingang des Restaurants. Eine Mutter fotografiert ihr Kind davor. Nach ihr kommen Handwerker, Ärzte, Rentner, Immobilienhändler und 18-Jährige mit Motorradhelmen unter dem Arm. Auch Politiker wie der zweite Rosenheimer Bürgermeister Daniel Artmann (CSU) sind gekommen.
Wer keine Zeit hat für ein langes Mittagessen, holt sich Pizza oder Pasta zum Mitnehmen. Ein Pizzakarton nach dem anderen geht über die Theke. An die Restaurantische geht sogar die ein oder andere Flasche Champagner, ein Steak oder Trüffelnudeln. „Viele Gäste haben anscheinend abends noch einmal reserviert. A super Gschicht“, sagt Christian Hötzendorfer, dritter Vorsitzender der Starbulls. „Grandiose Idee“, „tolle Aktion“ oder „super Unterstützung“ raunen sich auch die Gäste untereinander zu.
„Da sieht man wieder, Rosenheim ist eine Eishockey-Stadt durch und durch“, sagt Giuseppe Tedesco. „Das ist ein tolles Zeichen. Der Andrang spricht für Rosenheim und für den Zusammenhalt.“ Der Gastronom zeigt Nachrichten, die ihm Gäste geschrieben haben. „Ich zahle pauschal 500 Euro für mein Mittagessen“, schrieb ihm ein Bekannter. Eine Frau will statt 150 Euro für Pizza zum Mitnehmen 300 Euro zahlen. Sogar die Mitarbeiter des Restaurants spenden ihr Trinkgeld von diesem Tag und beteiligen sich somit an der Aktion. Dazu fällt Giuseppe Tedesco nichts mehr ein: „Ich bin wirklich sprachlos.“




