Energiemangel, Fehlschaltungen und Überlastung
Droht der „Blackout“? So bereitet die Stadt die Rosenheimer auf die Ausnahmesituation vor
Züge, die stehen bleiben, Lichter, die ausgehen und Supermärkte, die geschlossen bleiben: Ein Ausfall der Stromversorgung hätte weitreichende Folgen. Die Stadt bereitet ihre Bürger jetzt mit einem Handzettel auf einen möglichen „Blackout“ vor – und will damit alles andere als Panik schüren.
Rosenheim - Wenn die Rosenheimer in den kommenden Tagen ihren Briefkasten öffnen, wird ihnen eine Broschüre mit dem Titel „Blackout – und dann?“ in die Hände fallen. Auf mehreren Seiten hat die Stadt Rosenheim unter Einbindung der Stadtwerke und der Rosenheimer Polizeiinspektion zusammengefasst, was ein „Blackout“ ist, welche Warnsysteme für die Bevölkerung es gibt und was man für mindestens zwei Wochen zu Hause haben sollte. Zudem informiert der Flyer über Anlaufstellen in der Stadt und die Folgen eines Stromausfalls in der Region.
„Die Stadt beschäftigt sich seit Dezember 2018 mit der Möglichkeit eines sogenannten Blackouts“, heißt es aus dem Rathaus gegenüber dem OVB.
Hierzu sind Arbeitsgruppen für verschiedene Bereiche wie allgemeine Sicherheit, Strom-, Wasser-, Gas- und Telekommunikationsversorgung, Bürgerkommunikation sowie allgemeine Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs gebildet worden. Die Treffen der Arbeitsgruppen finden laut Stadtverwaltung in der Regel monatlich statt.
Entscheidende Frage ist Dauer des Blackouts
In diesen wird unter anderem darüber gesprochen, wie trotz eines „Blackouts“ – hervorgerufen durch Energiemangel, Fehlschaltungen, Überlastungen oder äußere Einwirkungen – verhindert werden kann, dass das gesamte Leben in der Stadt zum Erliegen kommt. „Die entscheidende Frage ist die Dauer des Blackouts“, sagt Stadt-Sprecher Christian Schwalm.
Engpässe bei Trinkwasser und Lebensmitteln
Bei einer Dauer von bis zu acht Stunden drohe der Totalausfall der Kommunikation. Die Trinkwasserversorgung könne in einem solchen Fall über Notstromaggregate an den Brunnenpumpen aufrechterhalten werden.
Bei einer Dauer von bis zu 72 Stunden rechnet die Stadt mit dem Ausfall der privaten Kraftstoffversorgung sowie mit Engpässen bei Trinkwasser und Lebensmitteln. „Bei einem noch länger anhaltenden Blackout potenzieren sich die Versorgungsengpässe“, erklärt Christian Schwalm.
Vorbereitung wie auf einen Campingurlaub
Deswegen rät die Stadt den Bürgern dazu, sich wie auf einen 14-tägigen Campingurlaub in den eigenen vier Wänden vorzubereiten. Jeder Bürger sollte deswegen unter anderem Bargeld, haltbare Lebensmittel, einen Erste-Hilfe-Kasten, Ersatzbatterien, einen Campingkocher, Hygiene-Artikel, Medikamente sowie Trinkwasser zu Hause vorrätig haben.
Eigenes Notstromaggregat
Weil das Romed-Klinikum über ein eigenes Notstromaggregat verfügt, sei ein Betrieb im Klinikum weiterhin sichergestellt. Alten- und Pflegeeinrichtungen werde die Stadt bei der Versorgung priorisieren. „Je nach Größe der Einrichtung sind jedoch auch die Betreiber selbst dafür verantwortlich, eigene Möglichkeiten vorzubereiten, mit denen eine Notstromversorgung sichergestellt werden kann“, teilt der Stadt-Sprecher mit.
Flächendeckendes Sirenenwarnsystem
Die Bürgerinformation im Falle eines Blackouts soll unter anderem über Lautsprecher und Flyer erfolgen. Zudem arbeite die Stadt im Moment an einem flächendeckenden Sirenenwarnsystem mit unterschiedlichen Signaltönen für unterschiedliche Gefahrenlagen. „Es sind insgesamt 20 Sirenenstandorte vorgesehen, vorrangig auf staatlichen oder kommunalen Gebäuden. Die Sirenen werden so verteilt, dass alle Siedlungsgebiete im Stadtgebiet akustisch gewarnt werden können“, heißt es aus dem Rathaus.
Einberufung des Krisenstabs
Bei einem „Blackout“ ab vier Stunden wird ein Krisenstab einberufen. Für die weitere Stromversorgung gibt es laut Schwalm zwei Möglichkeiten: Solange Erdgas verfügbar ist, sind die Wärme- und die Stromversorgung im Stadtgebiet trotz „Blackouts“ mit Einschränkungen gewährleistet. Sollte Gas nicht verfügbar sein, sind die Stadtwerke auf das Müllheizkraftwerk angewiesen. „Hier ist das Ziel, jeden Haushalt im Stadtgebiet für mindestens zwei Stunden am Tag mit Strom versorgen zu können“, sagt Schwalm. Zudem gibt er bekannt, dass im Falle eines „Blackouts“ Anlaufstellen an den Rathausgebäuden und an den Feuerwehrgerätehäusern geplant seien.
Flyer ohne Anlass verschickt
Schwalm weist in diesem Zusammenhang zudem darauf hin, dass die Stadt den Flyer ohne Anlass verschickt. Er solle lediglich dafür sensibilisieren, dass es zu einem „Blackout“ kommen könnte. „Die Stadtbevölkerung soll für einen solchen Fall wissen, was zu tun ist“, sagt er. Es sei die Aufgabe der Verwaltung zu informieren, sodass die Bürger nicht unvorbereitet von einem „Blackout“ getroffen werden.
