Über Vergangenheit und Zukunft der Faschingsgilde
Schnee, Feuer und panische Traktorfahrer: Die drei ältesten Rosenheimer Narren erinnern sich
Es hätte eigentlich schon vergangenes Jahr soweit sein sollen, aber die Rosenheimer Faschingsgilde musste Corona-bedingt ihr Jubiläum auf dieses Jahr versschieben. Drei der Gründungsmitglieder erzählen, warum die Sitzordnung wie Tetris ist und wie einmal das Wetter die Ballnacht verlängert hat.
Von: Evi Gröning
Rosenheim - 50 Jahre Faschingsgilde Rosenheim im Wirtschaftlichen Verband sind eine lange Zeit, in der sich vieles geändert hat. Manches wurde verbessert, manches wurde ausprobiert und einiges auch wieder verworfen. Doch jedes Jahr aufs Neue stellt die Faschingsgilde Rosenheim ein neues Programm auf die Beine. Da das Motto dieses Mal „Manege frei – 50 Jahre Circus Rosalia“ heißt, wollen wir zu den Anfängen zurück gehen und haben uns die älteste Zirkusnummer genauer angesehen.
Die Gründerväter
Eine witzige Nummer, bestehend aus drei gestandenen Männern, die mit ihrem Witz, der tollen Organisation und vor allem ihrem Charme den Rosenheimer Fasching zu dem machten, was er heute ist. Das sind die heute noch lebenden Gründerväter Werner Zimmermann, Paul Hohmann und Manfred Kröger.
Der älteste im Bunde ist Paul Hohmann, der sich mit seinen 92 Jahren immer noch gerne an die gute alte Zeit zurückerinnert. „Ja es war immer schon sehr viel Arbeit, der Fasching und die ganze Organisation rund um die Bälle“ sagt Paul, der damals der Leiter des städtischen Bauhofs, beim Technischen Hilfswerk (THW) und erster Vizepräsident der Faschingsgilde war.
Erster Präsident der Faschingsgilde war Werner Zimmermann vom Bayrischen Roten Kreuz, der in den späteren Jahren dann Geschäftsführer des Wirtschaftlichen Verbandes wurde. Seine damalige Aufgabe als Präsident bestand hauptsächlich darin, Sponsoren zu finden, die Auftritte und Bälle in Rosenheim zu organisierten und vor allem das Budget gut zu verwalten, damit der Verein auch wirklich nicht mehr in Schieflage gerät. Ihm ist es auch zu verdanken, dass die Faschingsgilde Rosenheim in den Wirtschaftlichen Verband aufgenommen wurde.
Der heute 85-jährige Manfred Kröger, der damals beim THW arbeitete, war fester Bestandteil des Organisationsteams und ebenso für die Durchführungen der Veranstaltungen zuständig.
Schnee, Feuer und panische Traktorfahrer
Da wo viel organisiert und gefeiert wird, passieren natürlich auch lustige Dinge, wie etwa die Geschichte um das Schneechaos beim Stadt- und Landball. „Beim Stadt- und Landball in der Inntalhalle hat es einmal richtig viel geschneit“, erinnert sich Paul Hohmann, „und als wir mit unseren Auftritten fertig waren, mussten wir feststellen, dass wir tatsächlich eingeschneit waren. Bestimmt ein halber Meter Schnee versperrte den Ausgang und wir hatten alle Hände voll zu tun, den Heimweg der Besucher zu sichern. Die Ballgäste haben sich drüber eher gefreut, denn die Ballnacht wurde einfach verlängert, bis der Schneeräumdienst seine Arbeit erledigt hatte.“
Und auch die Abstimmung zwischen allen Stellen war nicht immer leicht, wie Werner Zimmermann berichtet. „Wir haben damals den Stadt- und Landball in der heutigen Auerbräu Festhalle abgehalten, der Kartenvorverkauf fand immer persönlich in der Geschäftsstelle des Wirtschaftlichen Verbandes statt“, erzählt Zimmermann. „Und da war es dann wirklich schwierig, die Sitzplätze richtig zu koordinieren. Man konnte ja nicht einen Oberbürgermeister in die letzte Reihe setzten, oder einen der Hauptsponsoren falsch platzieren. Da war das dann immer ein richtiges Tetris Spiel, alles richtig zu machen. Ich bin dann am Vormittag in die Halle gegangen und habe bei machen Tischen ein oder zwei Stühle dazu gestellt, bei anderen wiederum einen weggenommen. Zufrieden mit meiner Einteilung bin ich dann kurz heimgefahren, um mich für den Abend herzurichten. Als ich wiederkam, waren alle Stühle wieder zurückgeschoben. Was für ein Dilemma. Da dachten die Bedienungen wohl, wir hätten einen Fehler gemacht. Ab diesem Zeitpunkt haben wir dann eine Chefbedienung für unsere Bälle auserkoren und das mit den Platzreservierungen gut in den Griff bekommen.“
Auch Manfred Kröger kann eine bemerkenswerte Anekdote beisteuern: „Beim allerersten stattfindenden Faschingszug durch Rosenheim, der damals in der Kastenau losging und in die Innenstadt zog, gab es einen kuriosen Vorfall. Wir standen auf einem Wagen und machten richtig Krach, indem wir Luftballons aufbliesen und sie explodieren ließen. Auf Höhe der damaligen Stadtgärtnerei in der Innsbrucker Straße passierte es dann: Ein kleines Feuer brach auf dem Wagen aus. Der Traktorfahrer des Wagens geriet so in Panik, dass er kurzerhand den Wagen abhing, das Weite suchte und uns einfach uns selbst überließ. Da standen wir also mit unserem Festwagen ohne Zugmaschine und überlegten, wie wir nun weiterkommen würden. Der Brand war ja inzwischen gelöscht also schoben wir ihn von Hand. Später jedoch, erbarmte sich der Fahrer dann und koppelte uns glücklicherweise wieder an.“
Faschingsgilde Rosenheim heute
Dank dieser drei äußerst engagierten Gründungsväter, steht die Faschingsgilde Rosenheim im Wirtschaftlichen Verband auch noch nach 50 Jahren top da. Immer das Ziel vor Augen, die Faschingskultur in Rosenheim aufrecht zu erhalten und den Rosenheimer Narren und Närrinnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Die Zukunft der Faschingsgilde sehen die drei übrigens in guten Händen: „Wir sind sehr zufrieden mit den heutigen Akteuren der Faschingsgilde Rosenheim und sind dem Fasching auch weiterhin sehr verbunden. Auch wenn wir aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr auf den Bällen sind, freuen wir uns bei den vielen anderen öffentlichen Veranstaltungen dabei zu sein. Das heutige Präsidium und die komplette Gilde zeigen viel Engagement und lassen sich auch immer wieder Neues einfallen. Für die Zukunft würden wir uns wünschen, dass die Faschingsgilde wieder mehr bei den in Rosenheim ansässigen Firmen mit Auftritten zu sehen ist. Ganz nach dem Motto: Miteinand – Hand in Hand!“