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Sophie Mayer ehrenamtlich in Afrika

„Das hat uns überwältigt“ – Was eine Rosenheimerin (23) in einem Krankenhaus in Ghana erlebt

Sophie Mayer ist für zehn Wochen in Ghana ehrenamtlich in der Kaspoa Plyclinic tätig.
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Sophie Mayer ist für zehn Wochen in Ghana ehrenamtlich in der Kaspoa Plyclinic tätig.

Zehn Wochen arbeitet Sophie Mayer ehrenamtlich in der Kaspoa Polyclinic in Ghana. Ein tragisches Erlebnis mit einem Patienten veranlasste sie, etwas zu verändern. Was sie sonst noch erlebt hat und was sie aus dieser Zeit mitnimmt.

Rosenheim – An dieses eine Erlebnis kann sich Sophie Mayer noch sehr gut erinnern. Die 23-jährige Rosenheimerin arbeitet derzeit ehrenamtlich in einem kleinen Krankenhaus in Accra, der Hauptstadt von Ghana. An einem Tag sei eine Reanimation bei einem jungen Mann nötig gewesen. 30 Minuten habe Mayer und das Krankenhauspersonal um das Leben des 32-Jährigen gekämpft. In der Kaspoa Polyclinic – in der Mayer derzeit arbeitet – habe es keinen Defibrillator gegeben. Nur mit einer Maske und einem Beutel versuchte das Team den Mann zu reanimieren. Aber jede Hilfe kam zu spät.

„Dieser Moment hat uns deutlich gemacht, dass wir helfen wollten“, sagt Mayer. Wir, das sind Sophie Mayer, die Psychologiestudentin Kassi und die angehende Medizinstudentin Malin, die zusammen im Krankenhaus ehrenamtlich arbeiten. Sie organisierten daraufhin einen Spendenaufruf auf gofundme.com, um Geld für einen Defibrillator zu bekommen. „Es ist das wichtigste Gerät bei einer Reanimation“, sagt Mayer. Doch die Kaspoa Polyclinic bekomme von der Regierung keinen gestellt. Denn in Ghana werden die Krankenhäuser in Ränge unterteilt. Und je geringer der Rang ist, desto weniger Ausstattung bekomme die Einrichtung.

Mehr als ein Defibrillator kamen zusammen

Also kümmerten sich die drei Frauen selbst um das Problem. Von der großen Anteilnahme der Spender seien sie positiv überrascht gewesen. In 20 Stunden kamen 2780 Euro zusammen. Mehr als die Frauen gehofft hatten. „Das hat uns überwältigt. Wir haben gedacht, dass es Wochen dauert, bis wir das Geld zusammen bekommen“, sagt Mayer. Von den Spenden konnten sie mehrere medizinische Geräte kaufen. So gab es neben einem Defibrillator, unter anderem auch 20 Fieberthermometer und zwei Blutdruckmessgeräte.

Sophie Mayer organisierte zusammen mit Kassi und Malin einen Defibrillator. Denn das wichtige Gerät für eine Reanimation fehlte in der Kaspoa Polyclinic.

Für Mayer war dies ein besonderer Moment. „Der Mensch und das Medizinische machen mir sehr viel Spaß und interessieren mich einfach“, sagt sie. Dass sie mal in diesem Bereich arbeiten möchte, sei aber nicht immer klar gewesen. Die 23-Jährige machte ihr Abitur am Ignaz-Günther-Gymnasium und begann ihr Freiwilliges Soziales Jahr beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) in Rosenheim. Dort gefiel es ihr so gut, dass sie kurzerhand die Ausbildung zum Rettungssanitäter und zum Notfallsanitäter machte. Ihr nächstes Ziel hat sie auch schon fest im Blick: „Ich werde Medizin studieren.“

Die junge Frau aus Kolbermoor weiß, dass dieser Beruf nicht immer einfach ist. Egal ob Einsätze in Rosenheim oder in Ghana – an schlimme könne man sich nie gewöhnen. „Man muss seinen Weg finden, um damit klarzukommen“, sagt Mayer. Ihr helfe es, mit ihrer Familie oder Kollegen zu sprechen, um die Situationen langfristig zu verarbeiten.

Mit der Übergabe des Defibrillators gab es auch noch eine Einweisung und Übung mit dem neuen Gerät.

Deutliche Unterschiede zwischen Ghana und Deutschland

Neben den Einsätzen seien auch die großen Unterschiede der medizinischen Versorgungen zwischen Ghana und Deutschland zu spüren. Wie zum Beispiel bei der Versorgung oder der empathische Umgang mit den Patienten. „Es gab eine Frau, die aufgrund einer lebensbedrohlichen Krankheit in ein anderes Krankenhaus verlegt werden musste“, erinnert sie sich. Doch die Frau habe Schwierigkeiten gehabt, den Transport zu bezahlen. Und solange sie den nicht bezahlen konnte, habe das Klinikpersonal keinen bestellt.

In der Kaspoa Plyclinic gebe es nur wenig Medikamente, keinen OP-Saal und auch keine Computertomografie. „Es ist oft frustrierend, wenn man die medizinische Versorgung in Deutschland kennt und wüsste, wie man den Patienten behandeln könnte. Aber hier fehlt es einfach an den Mitteln“, sagt Mayer. Für sie sei es erstaunlich, wie das Klinikpersonal oftmals improvisieren müsse, um ihren Patienten zu helfen. „Sie geben hier immer ihr Bestes. Das ist etwas, was ich aus dieser Zeit mitnehmen werde“, sagt Mayer.

Über den Einsatz von Sophie Mayer freut sich auch das Team beim BRK Kreisverband Rosenheim. „Wir finden es natürlich wunderbar, wenn sich junge Menschen so engagieren, ob im In- oder Ausland. Sophie sammelt auf alle Fälle einmalige Erfahrungen und Erlebnisse, die sie für ihr Leben und Berufsleben prägen“, teilt Andreas Rieger, stellvertretender Leiter Rettungsdienst bei BRK Kreisverband Rosenheim auf OVB-Anfrage mit.

Etwas, was Mayer bestätigen kann. Es ist ihr erstes ehrenamtliche Projekt. Die zehn Wochen in Ghana haben ihr aber gezeigt, dass sie auch in Zukunft noch weitere machen möchte. Für die junge Frau sei es wichtig, andere Gesundheitssysteme kennenzulernen und das Personal vor Ort unterstützen zu können. „Ich sehe mich nicht als Retterin, die jetzt aus Deutschland kommt und alles besser kann“, sagt sie. Denn aus ihrer Zeit in Ghana könne sie viel für ihre medizinische Karriere mitnehmen.

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