„Keine Hochzeit wie am Fließband“
Alternative zum Standesamt: Rosenheim bietet Trauungen in Galerie und Museen an
In Rosenheim können sich Paare nicht nur im Standesamt das Ja-Wort geben, sondern auch im Städtischen und Holztechnischen Museum oder der Städtischen Galerie. Wie besonders eine solche Hochzeit ist, erzählen István und Jürgen Morlock.
Rosenheim – Sie haben sich in Budapest kennengelernt, in New York verlobt und in Rosenheim geheiratet – nicht im Standesamt, sondern in der Städtischen Galerie. „Es war alles perfekt, die Räume, das Wetter, die ganze Trauung“, sagt István Morlock. Bereits zuvor hatten sie die Ausstellungsräume besucht und waren begeistert.
Kirchliche Trauung kam nicht in Frage
Für die Hochzeit haben die Angestellten ein Zimmer hergerichtet, ganz schlicht mit weißen Tischdecken und Stühlen. Für die Morlocks war das ideal, sie wollten kein „Schickimicki“ oder übertriebene Dekoration.
Deshalb hätten sich die beiden für die Städtische Galerie entschieden, wegen dem tollen Gebäude und dem kleinen Garten, wo der Sektempfang stattfand. Es hätte keinen anderen „richtig schönen Platz“ gegeben. Eine Kirche wäre für die Hochzeit schließlich nicht in Frage gekommen.
Homosexuelle Liebe war nicht so akzeptiert
Denn die beiden sind ein homosexuelles Paar. Bei der Hochzeit 2017 konnten sie nur ihre Lebenspartnerschaft besiegeln. Wenige Monate später konnten gleichgeschlechtliche Paare auch offiziell heiraten. Ein Jahr später gaben sie sich deshalb noch einmal das Jawort.
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Trotzdem zählt für sie der Hochzeitstag in der Städtischen Galerie. „Wir waren stolz, dass wir geheiratet haben, weil homosexuelle Liebe damals noch nicht so akzeptiert war“, sagt István Morlock. Aus diesem Grund wollten sie zeigen, dass sie zusammengehören und sich lieben.
Die Verbindung von einem Lebens- und Kunstevent
„Das ganze Paket ist für mich einfach perfekt“, sagt István Morlock über seinen Mann. Seinen Partner zu heiraten, sei sein großer Traum gewesen. Bei der Trauung habe er die ganze Zeit vor Glück geweint. Auch Jürgen Morlock erinnert sich an die ergreifende Zeremonie. Als er seinem Mann den Ring angesteckt hatte, seien ihm die Tränen gekommen. Normalerweise sei er nicht so zart besaitet.
„Das war die Verbindung von einem Lebens- und einem Kunstevent“, sagt Jürgen Morlock. Die Städtische Galerie sei etwas Besonderes und Gäste bekämen dort das „Rundum-Sorglos-Paket“. Es habe alles einwandfrei geklappt und die Angestellten hätten das Paar in allen Angelegenheiten unterstützt.
Heiraten inmitten von Kunstwerken
„Das war eine super organisierte Hochzeit“, sagt Monika Hauser-Mair, Leiterin der Städtischen Galerie. Für ihr Team sei jede Trauung ein besonderer Termin. Seit 2014 können Paare in den Ausstellungsräumen heiraten. 25 haben es bisher getan. Oftmals verzichten Brautleute auf eine kirchliche Trauung. Daher sei die standesamtliche Hochzeit der eine Tag, an dem Paare verkünden, dass sie für immer zusammen sein wollen.
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In der Galerie sei das Ambiente dafür wunderbar. „Das ist keine Hochzeit wie am Fließband“, sagt Hauser-Mair. Die Trauungen finden während den Ausstellungen statt und die Kunstwerke bleiben hängen. Damit die Brautleute wissen, in welchem Rahmen sie heiraten, zeigt ihnen die Galerie-Leiterin einige Werke der Künstler. Sie hofft, dass sich die Paare sich in der Kunst wiederfinden.
Die Termine sind gut gebucht
Stühle, Bistrotische und Gläser stellt die Galerie zur Verfügung. Auch den Tisch des Standesbeamten richten die Angestellten her. Das Brautpaar oder die Trauzeugen können den Raum dekorieren. Oft bringen sie Luftballons oder Blumen. Getränke für den Empfang im Galeriegarten kaufen die Heiratswilligen selbst.
Ein Jahr im Vorfeld überlegt sich Hauser-Mair, welche drei Samstage geeignet sind. An diesen Terminen werden jeweils zwei Paare getraut. Die Terminbuchung läuft über das Standesamt. Gleiches gilt für das Holztechnische und Städtische Museum. „Wir sind immer voll“, sagt Kulturreferent Wolfgang Hauck. Nur wegen Corona seien teilweise nicht alle Termine belegt.
Berührung mit Kunst und Kultur
Im Städtischen Museum können Paare in der rustikalen Bürgerstube heiraten und in den Ausstellungsraum des Holztechnischen Museums steigen sie über die „Himmelstreppe“ hinauf. Hauck ist überzeugt, dass sich Paare an eine solche Hochzeit erinnern. Es sei eine „tolle Sache“, dass die Stadt den Brautleuten eine ansprechende Umgebung bieten kann. „So kommen sie mit Kunst und Kultur in Berührung“, sagt Hauck.

