Inflation macht auch vor dem Tod nicht halt
Explodierende Preise: Auch das Sterben wird teurer
Die steigenden Preise machen in der Region Rosenheim auch vor der letzten Reise nicht halt: Die Kosten für Sarg, Einäscherung und die hohe Inflation verstärken den Trend zu alternativen Bestattungsformen.
Rosenheim - „Natürlich schauen die Angehörigen auf die Kosten“, sagt Michael Hartl. Und oft werde die ein oder andere Leistung weggelassen, die vielleicht in anderen Zeiten Teil der Beerdigung wäre. Die Inflation, die Gaspreise - all das betrifft die Angehörigen genau wie die Bestatter. Und der Holzpreis: „Allein die Sargindustrie hat im vergangenen Jahr viermal die Preise erhöht“, erzählt Hartl. Zwischen 15 und 18 Prozent kostet die letzte Ruhestätte nun mehr als noch im vergangenen Herbst. Bei einem Sarg ist das nicht wenig Geld: Selbst bei einfacheren Modellen war man da schon vor Inflation und Energiekrise im vierstelligen Bereich.
Auch bei Feuerbestattungen wird es nicht billiger: Abseits davon, dass man auch hierfür einen Sarg braucht - wenn auch einen sehr einfachen - sind durch die explodierenden Gaspreise auch die Kosten für die Einäscherung gestiegen. Dass das Krematorium in Traunstein, das für die gesamte Region Rosenheim zuständig ist, gar kein Erdgas verwendet, sondern auf dem Weg zur Klimaneutralität schon seit über einem Jahr auf Biomethan umgestellt hat, macht keinen Unterschied. Die Gaspreise werden an der Börse gehandelt und unterscheiden nicht zwischen konventionellem Gas und Biogas.
Noch erklärt Thomas Engmann, Geschäftsführer von Feuerbestattung Südostbayern, gelte die Preisbindung. Sprich Stand jetzt fallen beim Einäschern in Traunstein keine zusätzlichen Kosten an. Aber ab dem 1. Januar 2023 rechnet er mit deutlich erhöhten Kosten: „Wir fischen genauso im Trüben wie alle anderen“, sagt er, „aber wir rechnen mit einer Verzehnfachung des Arbeitspreises.“ Wieviel das für die Angehörigen ausmacht, kann Engmann nicht sagen. Bestatter Hartl rechnet mit etwa 50 bis 80 Euro.
„Nicht immer gut für den Umsatz“
Mit den steigenden Energiepreisen gehen auch die Kosten für Überführungen in die Höhe, sagt Hartl. All diese einzelnen Sprünge könne kein seriös arbeitendes Unternehmen auffangen, sagt Engmann. Und auch Hartl erklärt, dass sie aufgrund der Inflation sein Bestattungsinstitut die Löhne erhöht habe. All das führt dazu, dass Angehörige eben weniger oder kostengünstigere Leistungen buchen würden. Für sein Unternehmen bedeute das zwar weniger Umsatz, aber Sorgen macht sich Hartl deswegen nicht: „Unser Ansatz ist immer für jede Familie den richtigen Weg zu finden - das ist eben nicht immer gut für den Umsatz.“
Besonders interessierten sich die Menschen für pflegefreie Grabstätten. Das ist kein neuer Trend, aber er habe sich verstärkt. Bereits seit über zehn Jahren gibt es in Bad Feilnbach den „Gedenkwald“. Dort wird eine Urne unter einem Baum begraben. Sprich, man muss nichts pflanzen, gießen oder Unkraut jäten.
Der Trend kam allerdings weniger aus Kostengründen, wie Hartl bereits im April gegenüber dem OVB erklärte: Menschen erzählten ihm, dass sie 30 Jahre die elterlichen Gräber gepflegt hätten und das ihren eigenen Kindern nicht zumuten wollten. Und auch Stephan Rüttenauer vom Gedenkwald nannte damals andere Gründe: „Die Familienbande sind nicht mehr so eng wie früher und oft können die Menschen sich nicht mehr so viel kümmern.“
In Rosenheim ist auch eine Rasenbestattung möglich: Bei dieser werden Urnen in Hülsen gelegt und diese sternförmig um Bäume angeordnet. Ähnlich wie im Gedenkwald in Bad Feilnbach ist diese Form der Bestattung günstiger. Tendenziell am Günstigsten ist übrigens eine Bestattung, die in der Region nicht vorgenommen werden kann: eine Seebestattung.
