Rudersport-Club und Rotarier im Einsatz
Warum Rosenheimer 2100 Kilometer für geflüchtete Kinder rudern
Der Rudersport-Club Rosenheim und die Rosenheimer Rotarier rudern quer durch Europa, um Spenden für geflüchtete Kinder zu sammeln. Dabei ging es erst mal nur um eine sportliche Herausforderung.
Rosenheim – Bei Köln flussaufwärts den Rhein herauf war dann doch etwas zu viel für die Rosenheimer Ruderer. Da ist zum einen der Schiffsverkehr und vor allem die starke Strömung. Darum machen Paul Geisenhofer und seine Mitstreiter einen Umweg – einen ziemlich langen: Statt von Dortmund über Köln zu fahren und in Koblenz in den Main einzubiegen geht es durch die Niederlande und Belgien. Dort steht die „Vernø“ im Moment. Das 70 Jahre alte Boot und seine Mannschaften dürfen sich ein wenig ausruhen auf ihrer 2100 Kilometer langen Spendentour.
Flüsse statt Autobahnen
Eigentlich war es reiner Zufall, erzählt Geisenhofer. Sie haben das Ruderboot bei Aurich in Ostfriesland entdeckt. „Wir haben uns sofort verliebt“, sagt er. Aber 800 Kilometer auf der Autobahn mit Bootsanhänger? Darauf hatte keiner im Rosenheimer Ruderclub Lust. „Nein, wir rudern“, hätten sie dann beschlossen, erzählt Geisenhofer.
Zunächst war es ein rein sportlicher Gedanke, gibt er zu, und außerdem sei die Strecke ja auch schön. Doch dann kam der Gedanke, das Ganze mit einem guten Zweck zu verknüpfen. Die Strecke gab den Zweck vor: Etwas zugunsten der europäischen Jugendarbeit, schließlich wollte man immerhin vier europäische Länder durchqueren. Denn bevor es wieder nach Deutschland geht, kommen noch Stationen in Frankreich dazu.
„Im vergangenen Herbst haben wir in aller Stille angefangen“, erzählt Geisenhofer. Man musste schließlich erst einmal testen, ob das alles so funktioniert. Die „Vernø“ ist nicht die Jüngste und nicht mit modernen Ruderbooten zu vergleichen. Drei Mann beherbergt das Boot: Einer am Steuer und je ein Ruderer an Steuerbord und Backbord. Der Test hat gut geklappt, auch wenn die Geschwindigkeit eben nicht die schnellste ist: Acht Kilometer in der Stunde schaffen die erfahrenen Ruderer im Durchschnitt.
Unterwegs wird gezeltet oder bei Ruderclubs übernachtet. „Wir sind überall auf offene Türen gestoßen“, berichtet Geisenhofer. Nachhaltig seien die Ruderer unterwegs, schließlich gäbe es auch kein Begleitfahrzeug. Zum harten Kern gehören vor allem Ruderer aus Rosenheim, Mühldorf und Prien. Man könne nicht die Strecke mit nur einer Mannschaft bestreiten.
In Kleve gab es dann Ende April den offiziellen Startschuss mit einem veränderten Spendenziel: Die Integrationsprojekte von Rudervereinen für geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine und anderen Krisengebieten. Das passende Motto: „Wir sitzen alle im gleichen Boot.“
Zusammen mit dem Rotary Club Rosenheim, bei dem Geisenhofer ebenfalls Mitglied ist, wird seither gesammelt. Stand jetzt kämen, wenn die Ruderer ihr Ziel Passau erreichen gut 6000 Euro zusammen. Geisenhofer ist zuversichtlich, dass noch mehr zusammenkommt: „Im Herbst wird abgerechnet“, sagt er lachend.
Auch weil man unterwegs noch viel Unterstützung erfährt. „Ich rudere ab dem 12. Juni wieder und da ist dann auch eine Ruderin aus Kleve dabei“, erzählt er. Denn nicht nur Spenden kann man, sondern auch mitrudern. Die vielen Verbindungen zu Ruderklubs und natürlich das gute Netzwerk der Rotarier sorgen für eine große Bekanntheit. Und haben den Nebeneffekt, dass man neue Freundschaften schließen kann.
Rund 100 Schleusen liegen auf der Strecke
Die Strecke, die jetzt vor den Männern und Frauen liegt, ist eine besonders große Herausforderung. Nicht weil es stromaufwärts geht – das ist fast durchgehend so – sondern weil rund 100 Schleusen überwunden werden wollen. Die Schleusen schwächen zwar die Strömung, aber die kosten Zeit. Danach ist Geisenhofer ganz entspannt: „Die Strecke von Straßburg nach Passau kenne ich gut, das schaffen wir auf jeden Fall.“