AST-Zuschuss beläuft sich bereits auf 177.000 Euro
Wie geht‘s weiter mit dem Anruf-Sammel-Taxi? Rohrdorfer Gemeinderat fällt Entscheidung
Das Anrufsammeltaxi ist günstig für die Bürger, teuer für die Gemeinde: 177.000 Euro Zuschuss zahlte Rohrdorf. Dafür kommt jeder preiswert nach Rosenheim und zurück - auch spätabends und am Wochenende, wenn kein Bus fährt.
Rohrdorf - Über 100.000 Euro Zuschusskosten im Jahr 2021, gut 77.000 Euro im letzten Jahr: Kein Zweifel, das Anruf-Sammel-Taxi (AST) ist ein teurer Service der Gemeinde Rohrdorf für ihre Bürger. Zumal man bei der Entscheidung, bei diesem Angebot der Stadtwerke Rosenheim mitzumachen, von jährlichen Zuschusskosten von etwa 30.000 Euro ausging.
Vor diesem Hintergrund stand der Gemeinderat jetzt vor der Entscheidung: Aussteigen aus dem Projekt, dem neben der Stadt Rosenheim und Rohrdorf auch Stephanskirchen und Riedering angehören? Oder weitermachen und weiter zahlen?
AST gibt Senioren mehr Mobilität
Um dabei Unterstützung zu geben, stellte bei der letzten Gemeinderatssitzung Alois Seehuber von den Stadtwerken das Konzept und den aktuellen Status des AST noch einmal vor. Was schon auf einen entscheidenden Knackpunkt hinweist: Die Existenz des Sammeltaxis, vor allem aber seine optimale Verwendung, scheinen nach Ansicht so gut wie aller Gemeinderäte immer noch zu wenig bekannt. Gerade unter den Senioren, die mit zur Hauptzielgruppe gehören, sei diese Möglichkeit des Mobilitätsgewinns wohl noch nicht so publik wie gewünscht.
Eine höhere Fahrgastzahl – derzeit sind es rund 400 Nutzer pro Monat – führt allein noch nicht zu einem geringeren Zuschussbetrag. Sie tut es nur dann, wenn das Sammeltaxi seinem Namen gerecht wird und pro Fahrt mehr als nur einen Fahrgast befördert. Derzeit liegt diese Quote - auch pandemiebedingt - bei nur 1,2 Personen pro Fahrt, eine Erhöhung ist deshalb nach Ansicht der Gemeinderäte dringend geboten. Um dies zu erreichen, sahen sie vor allem die Stadtwerke in der Pflicht.
Rabatt für Frühbucher, Wartezeit für Kurzentschlossene
Ob es nicht möglich wäre, Frühbuchern einen gewissen Rabatt einzuräumen, fragte etwa Schorsch Loferer (Bürgerblock). Denn Frühbucher machten es leichter, Fahrzeuge mit mehreren Fahrgästen zu belegen. Karl Heinz Silichner (CSU) schlug vor, eine Maßnahme, die die Stadtwerke sich bislang als „Notfall-Joker“ in der Hinterhand behalten, nämlich die Zahl der eingesetzten Taxis zu reduzieren, tatsächlich umzusetzen. Das Angebot des AST sei preislich gesehen ein Transport-Sonderangebot. Da müsste es zu verkraften sein, wenn man wegen einer reduzierten Fahrzeugzahl auch einmal etwas länger zu warten habe als die Stunde Vorlaufzeit, die derzeit benötigt werde.
Ganz aus dem Vertrag aussteigen wollte jedoch keiner der Gemeinderäte, weshalb auch kein Beschluss nötig wurde. Das Grundprinzip sei bei konzeptgerechter Mehrfachbelegung pro Fahrt einfach überzeugend. Man kommt mit dem AST eben auch dann nach Rosenheim, wenn kein Bus fährt und das 365 Tage im Jahr. Möglicher Startpunkt sind alle Bushaltestellen sowie einige Sonderabfahrtsstellen. Bei der Rückfahrt – mit eventuell vollen Einkaufstaschen – wird man sogar vor der eigenen Haustür abgesetzt. Ein Service, der nicht nur Senioren mobiler macht, sondern alle, die gerade kein eigenes Auto zur Verfügung haben oder auch schlicht noch keinen Führerschein.
AST wird Teil des MVV
Die einstimmige Haltung, den Zuschussbetrag zumindest noch ein weiteres Jahr zu schultern, hatte für die Gemeinderäte noch einen weiteren Grund. Denn die große Zeit des Sammeltaxis könnte erst noch kommen. Der Beitritt von Stadt und Landkreis zum Münchner Verkehrsverbund sei eigentlich bereits „durch“, so meinte Alois Seehuber von den Stadtwerken. Mit dem Beitritt zum Verkehrsverbund aber würde mittelfristig wohl auch die Einbindung des Sammeltaxis einhergehen. Es wäre dann möglich, auch bei der Benutzung des AST mit nur einer Fahrkarte von Rohrdorf nach München oder auch zu anderen Zielen des erweiterten MVVs zu kommen.
