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Neue Betrugsmasche

„Hallo Mama“: Whatsapp-Ganoven nehmen in der Region Rosenheim Senioren aufs Korn

Enkeltrick - Betrug: Auch in Region Rosenheim viele Fälle von Whatsapp-Gaunereien
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Nicht immer ist es ein Verwandter, der jemand als „Papa“ oder „Mama“ begrüßt: Betrug am Telefon hat Konjunktur.

Erst die Schockanrufe, nun zunehmend falsche Whatsapp: Telefonbetrüger versuchen in der Region Rosenheim, vor allem Rentnern Geld aus der Tasche zu ziehen. Wie es Betroffenen ergeht. Und wie sie sich gegen die fiesen Ganoven schützen.

Rosenheim – Es gibt da diese Masche der Schockanrufe: Irgendein Angehöriger am Telefon, der einem vorweint, dass er in etwas Schlimmes verwickelt sei. Nur die Zahlung einer hohen Kaution an die Polizei könne gewährleisten, dass der oder die Verwandte wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Eine besonders fiese Variante, wie man bevorzugt Senioren das Geld aus der Tasche ziehen kann.

Und es gibt eine Variante, etwas weniger fies, doch ebenfalls mit viel krimineller Energie in Szene gesetzt: falsche Whatsapps. Abgesetzt ebenfalls zu dem Zweck, Geld zu ergaunern. Eine Reihe von Lesern, durch diverse Kampagnen der Polizei sensibilisiert, hat sich mittlerweile bei den OVB-Heimatzeitungen gemeldet.

Mal ist das Handy verloren, mal einfach kaputt

Zum Beispiel Rudolf S. Der Rosenheimer bekam zwei Whatsapp-Nachrichten. Und durfte sich wundern, wie wechselhaft das Schicksal einem Smartphone-Besitzer angeblich mitspielen kann. Einmal hieß es nach der Begrüßung: „Hallo Papa“, das Handy sei verloren gegangen. Ein paar Tage später wurde ihm gemeldet: Handy kaputt.

Beide Male wurde er aufgefordert, die neue Nummer seines angeblichen Kindes einzuspeichern. Was er nicht tat. „Ich habe die 110 angerufen“, sagt er. Um die Fake-Nachricht der Polizei zu melden.

Die Dunkelziffer bei Telefonbetrug ist groß

Die registriert solche falschen Nachrichten mittlerweile in zunehmender Häufigkeit. Der Empfänger soll die Nummern unter den Namen des betreffenden angeblichen Verwandten einspeichern. Bei der nächsten Gelegenheit erhalten die Senioren dann wieder eine Whatsapp – und diesmal bereits unter dem Namen des Verwandten. „So wird Vertrauen zwischen Täter und Opfer aufgebaut“, sagt Alexander Huber vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd.

Hauptkommissar Simon Bräutigam, im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd einer der Fachberater in Sachen Telefonkriminalität, rät davon ab, mit den Betrügern in eine Unterhaltung einzutreten. Zu clever seien die Ganoven, sagt er. Lieber solle man unter der 110 die Polizei anrufen.

Im unteren dreistelligen Bereich bewegten sich die Meldungen von versuchten und vollendeten Betrügereien über den Messenger-Dienst, meldet das Polizeipräsidium für seinen Bereich. Experten gehen aber von einer hohen Dunkelziffer aus. Viele Opfer schämten sich, weil sie so naiv gewesen seien, sagt Bräutigam. Bei der Whatsapp-Masche kommt wohl dazu, dass viele Betroffene die falschen Nachrichten zunächst nicht ernst nehmen.

Geldforderung über Whatsapp: Manchmal ist nur die Waschmaschine kaputt

Die Geschichten, die in den Whatsapp-Nachrichten erzählt werden, klingen tatsächlich bei Weitem nicht so dramatisch wie bei den Schockanrufen. Oft werde da lediglich etwas von kleineren Rechnungen vorgeschwindelt, berichtet Carolin Englert, Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.

Eine neue Waschmaschine, eine Reparatur am Auto. „Mama“ oder „Papa“ werden dann gebeten, schnell mal Geld zu überweisen. Die Schäden seien daher nicht so massiv wie oft bei Schockanrufen, wo die Opfer mitunter Zehntausende von Euro verlieren, „aber da kommt auch einiges zusammen“, sagt Carolin Englert.

Die Täter halten sich clever im Hintergrund

Die Polizei tut sich schwer, die Täter dingfest zu machen. In Zusammenhang mit Betrugsdelikten können die Beamten mitunter ermitteln, wer ein Konto eröffnet hat - wenn eine deutsche IBAN genannt wird. „Bei ausländischen Banken funktioniert dies manchmal ebenfalls, wenn sich die Bank kooperativ gegenüber den deutschen Ermittlungsbehörden zeigt“, sagt Huber. Schwieriger werde es, wenn Täter Konten über Zahlungsdienstleister eröffneten. Der Aufwand sei gering, auch muss sich der künftige Kontoinhaber nur oberflächlich ausweisen.

Meist säßen die Täter im Ausland, sagt Huber. „Bei den Ermittlungen der Fälle im Raum Rosenheim führten Spuren mehrmals ins Ausland, insbesondere in die Niederlande und auch nach Litauen, Bulgarien, China und Lettland.“

Kinderlos und doch schon Großmutter

Rudolf S. konnte die Betrugsversuche schnell durchschauen, weil er engen Kontakt zu seiner Tochter pflegt. „Da ließ sich das ganz schnell abklären, ob sie mir tatsächlich eine Nachricht geschickt hatte.“

Erfahrungen mit Tele-Ganoven hat auch Rosi R. schon gesammelt. Die Rosenheimerin bekam eine Whatsapp, in der sie als „;Mama“ angesprochen wurde. „Dabei habe ich gar keine Kinder“, sagt sie.

Schon zuvor hatte sie einen dubiosen Anruf erhalten. Ein Unbekannter, der sich als Enkel ausgab. „Ich bin schwer erkältet, du wirst wahrscheinlich meine Stimme nicht erkennen, das hat er zu mir gesagt.“ Auch dieser Enkel-Trick war leicht zu durchschauen, Rosi R. behielt ihr Geld, sie war lediglich kurz ihrer Fassung beraubt: „Ich hatte mich bis dahin eigentlich noch nicht im Großmutter-Alter gefühlt.“

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