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Inzidenzzahlen steigen

Trügerische Entspannung: Corona-Pandemie hält Region Rosenheim im Griff

Coronavirus - Intensivstation
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Bedingt beherrschbare Lage: Auf den Intensivstationen in der Region scheint die Situation stabil. Die schiere Zahl der Corona-Infektionen aber macht den Fachleuten Sorgen. Foto: Schön Kliniken

Die Inzidenzzahlen in der Hotspot-Region Rosenheim unter 100? Zu schön, um wahr zu sein: Die Corona-Zahlen sanken nur scheinbar. Der Fehler lag im Chaos in der Verarbeitung von Meldedaten. Experten warnen daher.

Rosenheim - So einen Absturz hätte man gerne erlebt: So steil, wie sie mit der fünften Welle gestiegen war, sank die Kurve der Neuansteckungen Anfang März in der Region Rosenheim. Von deutlich über 1000 senkte sie sich jäh, bis auf den Stand von 98,2. Des Rätsels Lösung hatte das Gesundheitsamtes schon Tage zuvor geliefert: eine Störung beim Abruf der elektronischen Labormeldungen am Gesundheitsamt Rosenheim sei an den falschen Zahlen schuld.

Die Fehler seien außerhalb geschehen, unter anderem habe ein externer Dienstleister die Datenpanne durch eine fehlerhafte Instruktion verschlimmert. Das berichtet das Gesundheitsamt zu den Ursachen.

Am vergangenen Mittwoch, eben jenem Tag mit der niedrigsten Zahl, sei diese Störung behoben worden. Mit dem Resultat, dass positive Testresultate nunmehr verspätet eingetragen werden können und die Zahlen wieder nach oben schnellen: Von 155 am Donnerstag auf über 400 am Freitag stiegen die Inzidenzzahlen.

Corona-7-Tage-Inzidenz in der Region Rosenheim

Weiterhin müssen die Zahlen als vorläufig, wenn nicht gar als völlig irreführend betrachtet werden: Noch immer sind die Daten unvollständig. „Das Nachtragen der Labormeldungen wird sich massiv auf die Inzidenz-Zahlen auswirken“, heißt es auf der Homepage des Landratsamtes. Die Zahlen der Siebentage-Inzidenz, umgerechnet auf 100.000 Einwohner, werden weiter steigen, solange Meldungen nachgeliefert werden. Frühestens in sieben Tagen sei wieder mit verlässlichen Pegelständen zu rechnen, sagt Michael Fischer, Sprecher des Landratsamtes.

Entsprechend verwirrend sind auch die Zahlen der täglichen Neuansteckungen. Mal wurden an einem Tag nur acht Infektionen gemeldet, dann, eine Woche später, mit 690 fast das Hundertfache. Warum die Zahlen dennoch gemeldet werden - die Antwort auf diese Frage lieferte das Gesundheitsamt zunächst nicht.

Nach Absturz steigen die Zahlen erneut rapide

Belastbare Daten gibt es momentan seitens der Krankenhäuser. Und da äußert sich Dr. Hanns Lohner, Chefarzt Neurologie bei Romed und Pandemie-Beauftragter, eindeutig: „Ich kann keine Entwarnung geben.“ Grund sei die hohe Ansteckungsfreude der Omikron-Variante des Corona-Virus.

Die Impfquote in der Region Rosenheim im bundesweiten Vergleich.

Zwar seien die Verläufe tatsächlich seltener schwerwiegend als noch während der Herrschaft der Delta-Variante. Aber die schiere Masse der Infektionen stelle die Krankenhäuser eben vor große Probleme. Mit sechs intensiv versorgten Covid-Patienten hatte der Romed-Verbund am Freitag zu tun, eine Zahl, die keine Probleme bereite.

Mediziner in der Region Rosenheim melden: Ansteckender Subtyp auf dem Vormarsch

Mehr Sorgen macht den Romed-Medizinern die beachtliche Zahl von 70 normal versorgten Patienten. Dies um so mehr, als die Krankenhäuser weiterhin viele Ausfälle bei den Mitarbeitern verkraften müssen. Ob in der Pflege, ob im technischen oder ärztlichen Bereich werde den Mitarbeitern gerade viel Flexibiliät abverlangt. „Wir können dankbar sein, dass die Bereitschaft zum Einspringen da ist“, sagt Hanns Lohner.

Insgesamt werden vom Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Rosenheim 256 Patienten auf der Normalstation und 13 auf der Intensivstation gemeldet. Von sinkenden Zahlen wird in den kommenden Tagen kaum auszugehen sein. Die Sub-Variante BA.2, nach Expertenmeinung noch ansteckender als die ursprüngliche Omikron-Variante, ist auf dem Vormarsch. „Für die Region wird man bereits jetzt von ungefähr 50 Prozent aller Infektionen ausgehen können“. sagt Hanns Lohner. „Diese Variante wird bald führend sein.“

Weiterhin viele Ausbrüche in Heimen in der Region Rosenheim

Corona beutelt außerdem Kindertagesstätten und Schulen. Schulleiter berichten bereits von einem kritischen Personalstand bei der Lehrerschaft. In der vergangenen Woche wurden dem Gesundheitsamt insgesamt vier Gruppenschließungen in Kitas und die Schließung einer kompletten Klasse mit acht positiven Indexfällen übermittelt.

Auch in den Heimen in Stadt und Landkreis ereignete sich bei Bewohnern und Mitarbeitern in der vergangenen Woche weiterhin viele Erkrankungen. Dabei ist der Anteil der positiv getesteten vollständig geimpften und größtenteils sogar geboosterten Bewohner sehr hoch.

Immerhin kann Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Gesundheitsamts Rosenheim Entwarnung geben: „Die Verlaufsformen sind in der Regel milde, es besteht eine nur sehr geringe Rate an Hospitalisierungen.“ Dies sei als klarer Erfolg der Impfung zu werten. Was ihn daher auf die Palme bringt: Über ein Viertel der betroffenen Mitarbeiter war ungeimpft. Hierl: „Das ist für die Tätigkeit in diesem Risikobereich nicht akzeptabel.“

Impfkampagne in der Region Rosenheim ist zum Erliegen gekommen

Überhaupt hinkt die Region Rosenheim weiterhin dem Schnitt in Deutschland und Bayern hinterher. Nur etwas mehr als 60 Prozent seien vollständig geimpft, meldet Hierl.

Dass sich an der nach wie vor niedrigen Impfquote in der Region noch sehr viel ändert, ist kaum zu erwarten. In der ersten Märzwoche meldete das Impfzentrum auf der Loretowiese nur noch etwas über 400 Impfungen. Auch die Hoffnung auf den Impfstoff von Novavax, der als proteinbasierter Impfstoff auch für viele Impfskeptiker leichter zu akzeptieren sein sollte als die Messenger-RNA-Vakzine von Moderna und Biontech, hat sich nicht erfüllt.

Derzeit bewegten sich die wöchentlichen Zuwächse im Zehntelprozentbereich, sagt Hierl. Für einen nennenswerten Einfluss der Impfquote auf das Infektionsgeschehen sei das viel zu wenig. Auch Hanns Lohner gibt sich illusionslos: „Die Zahl der Menschen, die sich jetzt noch erstimpfen lassen, bewegt sich doch eher in einem sehr niedrigen Bereich.“

 

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