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Nachruf

Tiefe Trauer um „Beckenbauer der 50er“: Raublinger Sportikone Rupert „Bertl“ Rahm gestorben

Rupert „Bertl“ Rahm blättert in einem Fotoalbum mit seinen geliebten Bergen.
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Rupert „Bertl“ Rahm blättert in einem Fotoalbum mit seinen geliebten Bergen.

Rupert Rahm, den alle in Raubling „Bertl“ nannten, war ein ruhiger, besonnener Mensch. Mit seinem vielseitigen Sporttalent erreichte er überregionale Bekanntheit. Jetzt ist er im Alter von 98 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben.

Von Petra Rapp

Raubling - Laute Töne oder Lamentieren waren ihm fremd. Sein ganzes langes Leben lang. Bis zum Schluss, als die Kraft dann doch zu Ende ging. „Nein, er hat eigentlich nie gejammert oder gesagt, dass er keine Kraft mehr hat und nicht mehr mag“, erzählt seine Frau Irene, die ihn bis zum Schluss aufopferungsvoll begleitet hat.

Bis zuletzt am Stammtisch dabei

Auch, wenn es am Ende körperlich sehr mühsam war, nahm Bertl Rahm bis vor wenigen Wochen noch an seinem geliebten wöchentlichen Stammtisch beim Huberwirt in Raubling teil, verfolgte aufmerksam, was bei den Australian Open im Tennis geschah, was „sein“ FC Bayern in der Fußballbundesliga vollbrachte und wer im Ski-Weltcup die Siege einfuhr. Sport war sein Leben, seine Leidenschaft und hielt ihn auch in schweren Zeiten.

Zweite Heimat im TuS Raubling

Geboren in Kirchdorf bei Haag, kam er als Vierjähriger nach Raubling, wo seine Eltern ein Milchgeschäft übernahmen. Mit seinem vielseitigen Bewegungstalent fand der großgewachsene Junge schnell im TuS Raubling eine zweite Heimat. Als Leichtathlet machte er im Hochsprung und Stabhochsprung auch überregional auf sich aufmerksam. Nach dem Krieg hatte er als Fußballer in der legendären Amateurliga-Mannschaft des TuS Raubling als „rechter Läufer“ entscheidenden Anteil am Erfolg der Mannschaft in der damals höchsten Amateurspielklasse. „Ich war keiner der ganz großen Spieler“, betonte er in einem früheren Interview in seiner bescheidenen Art. Doch seine Pässe, mit denen er die Stürmer bediente, sein Laufstil und seine Übersicht auf dem Platz gelten heute noch als legendär in Raubling: Er war der „Beckenbauer der 50er“ im Inntal – und das, obwohl er durch eine Kriegsverletzung auf einem Auge blind war. Später zeigte er sich als begeisterter Tennisspieler im TuS, wo er sich auch viele Jahre als Sport- und Platzwart engagierte.

Seine große Liebe gehörte aber den Bergen, in denen sich der sportliche Autodidakt so oft wie möglich aufhielt. Es gibt kaum einen Gipfel in den Alpen, den er nicht bestiegen hat: hinauf auf das Matterhorn, den Mont Blanc oder „schnell mal“ mit Ski auf den Großglockner. Unzählige Male mit dem Radl zum Klettern in den Wilden Kaiser, wo er mit Hanfseilen im höchsten Schwierigkeitsgrad regelmäßig mit Freunden die Wände hinaufgekraxelt ist. Oder er ist im Winter jede freie Minute Ski gefahren. Auf dem Wendelstein, wo er einmal das legendäre „Goldenen Pfeil“-Rennen gewinnen konnte, später regelmäßig in den Kitzbüheler Bergen oder gerne auch weiter weg.

Rupert Rahm war im Winter jede freie Minute zum Skifahren. Auf den Wendelstein, wo er einmal das legendäre „Goldenen Pfeil“-Rennen gewinnen konnte, später regelmäßig in die Kitzbüheler Berge oder gerne auch weiter weg. Erst mit Anfang 90 musste Bertl Rahm seine geliebten Ski endgültig in die Ecke stellen..

Weit weg musste der Raublinger auch im Zweiten Weltkrieg. Nach der Ausbildung zum Schlosser in der damaligen Papierfabrik in Redenfelden wurde Bertl Rahm mit 17 als Soldat eingezogen und musste weit hinein ins russische Reich. Was er, der sich zeitlebens als unpolitischer Mensch sah, neben seinen beiden erlittenen Schussverletzungen nie vergessen hat, war der ständige unerträgliche Hunger, den sie dort erleiden mussten. Nach dem Krieg konnte er in der PWA weiterarbeiten, wo er sich zum Industriemeister fortbildete und später zum Betriebsleiter des Kraftwerks aufstieg, bevor er nach 44 Jahren Firmenzugehörigkeit mit 60 in den Ruhestand ging. Im Berufsleben war er wie im Sport nach Aussage früherer Mitarbeiter als Chef ein echter „Teamplayer“, der in seiner ruhigen, besonnenen, aber durchaus sehr zielgerichteten Art bei allen beliebt und geschätzt war. Schon in jungen Jahren hatte Rahm immer eine Kamera dabei und hielt die Berge in Bildern fest, die er sorgfältig archiviert hat. Und die Berge hielten ihn in schweren Zeiten.

Mit der Kamera in den Bergen

Seine erste Frau starb ebenso viel zu früh an Krebs wie einige Jahre später seine Schwester und seine einzige Tochter. Umso glücklicher war er, dass er mit seiner zweiten Frau Irene eine Partnerin fand, die seine Berg- und Sportleidenschaft so lange mit ihm teilte. Erst mit Anfang 90 musste Bertl Rahm seine geliebten Ski endgültig in die Ecke stellen. In der Nacht zum 7. Februar ist die Raublinger Sportikone im Alter von 98 Jahren nach kurzer Krankheit eingeschlafen.

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