Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel hilft
Pruttinger machen es sich mit Hackschnitzeln kuschelig - schon im nächsten Winter
Schule, Rathaus, Kirche und mindestens 110 private Haushalte sollen und wollen Teil des Pruttinger Nahwärmenetzes werden. Wenn alles optimal läuft, machen es sich die Pruttinger schon im nächsten Winter mit Hackschnitzeln kuschelig.
Prutting - Der Entschluss, dem Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel beizutreten, war Gold wert. Diese Erkenntnis hat der Gemeinderat bei seiner letzten Sitzung gewonnen. Denn in Prutting geht es derzeit um die Überlegung, in der Gemeinde ein Nahwärmenetz aufzubauen, ausgehend von einer Energiezentrale, die im neuen Gewerbegebiet angesiedelt werden soll.
Ein Vorhaben, das viele Fragen aufwirft - von der Einstiegsfrage, ob ein solches Nahwärmenetz unter den gegebenen Bedingungen überhaupt rentabel und damit sinnvoll ist, über die Klärung etwaiger Förderungsmöglichkeiten bis hin zu Detailpunkten wie der technischen Auslegung der Energiezentrale. Fragen, die von einzelnen Gemeinden – gerade, wenn sie wie Prutting eher klein sind – kaum beantwortet werden können. Es fehlt schlicht am Personal, das entsprechend einschlägige Erfahrung mitbringen könnte.
Ein Umstand, dem durch einem Interessenzusammenschluss mehrerer Gemeinden abzuhelfen ist, denn dadurch wird ein Zugriff auf eigenes Expertenwissen finanzierbar und damit sind auch größere und ehrgeizigere Projekte alternativer Energieversorgung denkbar. Vor allem: das Ganze behält seinen Zuschnitt und seine Ausrichtung auf die tatsächlichen Bedürfnisse kleinerer Gemeinden. So die Ursprungsidee, die schon im Jahr 2015 in der Gemeinde Kirchanschöring gewachsen ist. Mittlerweile gehören dem Regionalwerk rund 40 Gemeinden an aus den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Rosenheim und Traunstein, seit Januar auch die Gemeinde Prutting.
Wie fundiert die Beratung der Experten des Regionalwerks tatsächlich ist, bewies bei der letzten Sitzung Diplomingenieur Michael Perkmann. Er stellte ein Gesamtkonzept einer Nahwärmeversorgung vor, von der Bedarfsanalyse bis zur Größe und Ausstattung der Energiezentrale. Nach einer ersten Befragung wären etwa 112 Pruttinger Bürger im Kernort an einem Anschluss interessiert. Neben den Privathaushalten werden an das Netz die Schule, die Kirche sowie das Rathaus angeschlossen werden.
Kosten bei sieben Millionen Euro
Schon mit dieser Zahl ist das Vorhaben, dessen Kosten hochgerechnet bei etwa sieben Millionen Euro liegen, sinnvoll, weil bereits nach fünfzehn Jahren refinanziert. Reeller Weise wird man aber laut Perkmann am Ende mit noch mehr Anschlussinteressenten rechnen können, wodurch sich die Finanzierung für Gemeinde wie Endkunden günstiger gestaltet.
Die Energieversorgung erfolgt über zwei Hackschnitzelkessel von 500 KW beziehungsweise 1000 KW Leistung. Diese Doppelversorgung ist sinnvoll, um Sicherheitsreserven zu haben und die Kessel sowohl im Sommer als auch im Winter mit vernünftiger Auslastung fahren zu können. Kompetente Antworten gab es auch auf die Frage der Gemeinderäte, inwieweit solche Kessel mit „Holzabfällen“ - etwa Rindenmaterial oder Sägespänen - zu betreiben wären. Dies ist laut Perkmann möglich, wenn die Kessel von vornherein als „Allesfresser“ ausgelegt werden.
Planungsabwicklung und Betrieb des Nahwärmenetzes sollten nach Perkmann vom gemeindeeigenen Kommunalunternehmen übernommen werden. Für zukünftige Erweiterungen – etwa die Einbindung von Geothermie bei der Energieerzeugung - wäre aber auch eine Bürgergenossenschaft denkbar.
So sieht der Zeitplan aus
Was den Zeithorizont der Verwirklichung anbelangt, so wäre bei optimalem Verlauf sogar zu Beginn des nächsten Winters schon ein Beginn des Heizbetriebes denkbar. Der Flaschenhals hierbei, so Michael Perkmann, liegt bei der Bewilligung der entsprechenden Förderanträge, die unter Umständen einige Monate in Anspruch nehmen könnte. Entscheidend sei es deshalb, diese Anträge schnell zu stellen und parallel dazu zusammen mit dem Regionalwerk die Feinplanung in Angriff zu nehmen. Die entsprechende Beschlussfassung wird laut Bürgermeister Johannes Thusbaß durch den Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens zeitnah vollzogen werden.