Erste Präsenz-Bürgerversammlung seit 2019
Bürgermeister Friedrich erklärt: Warum Prien heuer 32 Prozent Wasserverlust verzeichnete
Rohrbruch - das klingt erst einmal nicht nach viel. Warum in Prien heuer besonders viel Wasser verloren ging, erfuhren die Bürger auf der Bürgerversammlung. Was der Priener Bürgermeister noch verkündete.
Prien – Die letzte „normale“ Priener Bürgerversammlung war 2019, vor der Pandemie – in der die Veranstaltung einmal online stattfand und einmal ausfiel. Hunderte Priener ließen sich daher die Gelegenheit nicht entgehen, vorigen Donnerstag an der Bürgerversammlung 2022 im König-Ludwig-Saal teilzunehmen.
Während der 90-minütigen Rede von Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG), der sich freute, endlich seine erste Bürgerversammlung in Präsenz ausführen zu können, erfuhren die Anwesenden bei Würstl, Bier und Apfelschorle die wichtigsten Kennzahlen und Entwicklungen ihrer Gemeinde.
Suche nach Leck dauert lange
Eine dieser Entwicklungen ist der hohe Wasserverlust, den die Marktgemeinde heuer zu tragen hat. Er liegt bei 32 Prozent der gesamten gekauften Wassermenge von rund 1,12 Milliarden Liter. Schuld daran sind laut Friedrich größere Rohrbrüche unter den heuer insgesamt 46 verzeichneten. Die kämen zwar regelmäßig vor und auch 2021 lag der Wasserverlust bei 27 Prozent, doch heuer hätten sie größere Leitungen betroffen, so der Bürgermeister.
So sei in der Rauschbergstraße eine „150er-Leitung“, also mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern, leckgeschlagen und in der Seestraße eine mit zehn Zentimetern Querschnitt. Zum Vergleich: Ein Haushaltsanschluss hat etwa 2,5 Zentimeter dicke Rohre. Zum hohen Wasserverlust trage auch bei, dass Lecks nur nachts gesucht werden könnten.
„Einen Rohrbruch merken die Mitarbeiter des Wasserwerks, wenn nachts ein höherer Verbrauch im Netz aufscheint als sonst. Sie gehen die Leitungen im betroffenen Ortsteil nachts, wenn praktisch keine Klospülung getätigt und kein Wasserhahn aufgedreht wird, zu Fuß ab und horchen ab, wo der Bruch ist“, schildert Friedrich. Bei 500 bis 1000 Anschlüssen pro Versorgungsgebiet könne die Suche bis zu einer Woche dauern.
Der Hauptgrund für die Rohrbrüche sind laut Bürgermeister Friedrich die vielen alten Wasserleitungen in Prien, die speziell bei Erschütterungen durch den Verkehr leicht brächen. Neu gebaut wurden heuer unter anderem Hauptleitungen an der Alten Bernauer Straße (56 Meter), Am Reitbach (25 Meter) und an der Bernauer Straße (185 Meter).
Internetausbau und Hochwasserschutz
An der Infrastruktur gebaut wird laut Tätigkeitsbericht des Bürgermeisters auch in Sachen Internet. Sechs so genannte Accesspoints ermöglichten seit März 2022 den Zugang zu freiem W-Lan in Prien, und die Deutsche Telekom baue die Glasfaserleitungen aus. Zu den laufenden beziehungsweise anstehenden Hochbaumaßnahmen zählen der Neubau des Kinderhorts an der Franziska-Hager-Schule, das Wohnquartier Trautersdorf und Hochwasserschutzbauten an der Prien.
Der Haushalt der Marktgemeinde hat 2022 ein Gesamtvolumen von rund 41, 67 Millionen Euro. Davon entfallen 32,44 Millionen Euro auf den Verwaltungs- und 9,22 Millionen Euro auf den Vermögenshaushalt. Die Haushaltsansätze für einige große Investitionen liegen bei 2,15 Millionen Euro für die Erneuerung der Osternacher Straße, bei 1,10 Millionen für den Kinderhort-Neubau, bei 1,05 Millionen Euro für die Sanierung des Prienavera und bei 900 000 Euro für den Neubau des Kindergartens Wildenwart.
Für die Versorgung der Kinder in Kitas und in Schulen, für Jugendarbeit, Jugendtreff sowie Sportförderzuschüsse für Jugendliche nimmt die Marktgemeinde heuer insgesamt rund 5,09 Millionen Euro in die Hand. 445 Priener Kinder besuchen die Priener Kindergärten, knapp 3 200 die in Prien ansässigen Schulen.
Positive Nachrichten vermeldete der Bürgermeister aus dem Tourismusbüro. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, so Andreas Friedrich mit Blick auf die Ankünfte von Gästen von Januar bis Oktober: Diese lagen heuer bei 87 135 (2019: 99 207).
Emotional ging es in der Fragestunde vor allem zum Thema Radwege her. Monika Lischke erhielt Applaus für ihre Aussage, sie habe sich an ihrem bisherigen Wohnort Wien beim Radfahren sicherer gefühlt als jetzt in Prien. Andreas Friedrich ging auf die Kritik ein, indem er Radfahrer bat, sich mit Vorschlägen zur Verbesserung an die Gemeinde zu wenden. Einige Maßnahmen wie ein Lückenschluss im Radwegnetz an der Rimstinger Straße seien in Arbeit beziehungsweise stünden bevor.
Ärgerlich finden etliche Priener auch den geplanten Lärmschutz an der Bahnstrecke. Der Gemeinderat hat sich nach einer Eigentümer- und Anwohnerbefragung für Lärmschutzwände ausgesprochen.
„Es wurden nicht alle Bürger befragt“, zweifelte Anwohner Herbert Forstner an der Aussagekraft der Erhebung. „Bei uns erhielten manche Nachbarn drei Fragebögen und andere gar keinen“, äußerte sich eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht öffentlich nennen wollte, ähnlich. Die Gemeinde solle sich einmischen, damit die Deutsche Bahn keine hässlichen, hohen Wände aufstelle. Bürgermeister Friedrich verwies darauf, dass die Umfrage unverbindlich gewesen sei und immerhin eine Rückmeldequote von 55 Prozent gehabt habe.
Wenige Bürger in den Ratssitzungen
Keine positive Antwort konnte der Bürgermeister Michael Hövel geben, der gefragt hatte: „Ist beim Nahwärmenetz eine Bürgerbeteiligung geplant?“. Das sei nicht der Fall, so Andreas Friedrich, „zumindest derzeit“. Ein großes Dankeschön richtete er an die Ehrenamtlichen der 130 Vereine für ihre Arbeit im heurigen Jahr.
Gemeinderat Johannes Dreikorn (CSU) lud angesichts der kritischen Äußerungen zum Lärmschutz betroffene Bürger ein, die entsprechenden Gemeinderatssitzungen zu besuchen.