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Ganze Schulklassen kommen nach Prien

Segeln statt Ski fahren: Warum es Schüler aus ganz Deutschland auf das Boot zieht

Lustig und auch voller Nervenkitzel: So erlebten diese Woche Leonie Pfab, Lea Bittl, Corbinian Wittmann und Julian Genovese aus der Wirtschaftsschule Alpenland Bad Aibling ihre Schulsegelwoche an der Chiemsee Yachtschule.
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Lustig und auch voller Nervenkitzel: So erlebten diese Woche Leonie Pfab, Lea Bittl, Corbinian Wittmann und Julian Genovese aus der Wirtschaftsschule Alpenland Bad Aibling ihre Schulsegelwoche an der Chiemsee Yachtschule.

Fast jeden Tag muss die in Prien ansässige Chiemsee Yachtschule des Deutschen Hochseesportverbandes Hansa an Segelwochen interessierte Schulen vertrösten. Der Sport fördert die Kinder – und fordert sie.

Prien – Man kann die Einfahrt zur größten Segelschule am Chiemsee leicht übersehen, wenn man nicht gezielt nach ihr sucht. Auch was hier so passiert, wissen viele Priener nicht so recht. Die Chiemgau-Zeitung warf einen Blick hinter die Einfahrt in der Harrasser Straße. Der zeigt: Die traditionsreiche Chiemsee Yachtschule des Deutschen Hochseesportverbandes Hansa (DHH) mit ihrer mehr als 90-jährigen Geschichte zieht viele Kinder und Jugendliche an – und das aus fast ganz Deutschland.

2400 Kinder und Jugendliche pro Saison

Im Schnitt sind es rund 75 Schüler pro Woche, die im Klassenverband an der Priener Segelschule eine Segelwoche verbringen. In den Monaten April, Mai, Juni, September und Oktober waren so circa 1200 Schüler hier, um das Segeln zu erlernen. Dazu kommen noch ebenso viele Einzelteilnehmer – auch von ihnen sind viele unter 18. Beim Besuch vor Ort sind drei Schulklassen aus der Bad Aiblinger Wirtschaftsschule Alpenland zu Gast.

Für die Schüler ein neuer Sport

Was zieht so viele junge Leute, vor allem Schulklassen nach Prien? Berge, See und Segeln, das wäre die kurze Antwort. Hört man sich in der Segelschule um, kommen aber noch viele Antworten dazu.

Schulleiter Michael Wimmer, der inzwischen schon fast jeden Tag Anfragen von Schulen erhält und diese vertrösten muss, weil der Kalender bis 2024 voll ist, meint: „Es gibt nach wie vor zahlreiche Schulen, die Skiwochen anbieten, aber viele suchen nach Alternativen. Vielen ist es zu teuer, dann hast du in jeder Klasse Schüler, die total gut fahren und andere, die es gar nicht können. Und bei der Skiausrüstung gibt es auch so große Unterschiede.“

Viele Schulen entschieden sich daher gerne fürs Segeln. Denn hier sei es anders, schildert Wimmer: „Für die meisten Schüler ist es komplett neu. Und wir statten sie aus mit Ölzeug und Schwimmwesten, eben allem, das man zum sicheren Segeln braucht.“ Auch die Lehrer würden Teil des Ganzen, denn sie lernen ebenfalls Segeln – und können dann mit den Schülern mitreden.

Jeder muss auf dem Wasser seine Rolle erfüllen

Zum Reden haben die Schüler der Bad Aiblinger Schule genug. „Gestern sind wir sehr schräg mit dem Boot gefahren. Das war echt ein Nervenkitzel“, sagt Julian Genovese aus der Klasse 7CV. Sein Klassenkollege Corbinian Wittmann fand das spannend und ist stolz darauf, wie gut die fünf Buben zusammengearbeitet haben: „Es ist immer so: Einer lenkt, einer ist am kleinen Segel, einer am großen und zwei haben Pause, dann wechseln wir wieder ab. Das hat super funktioniert.“

Segeln ist auch fordernd

Leonie Pfab aus der Klasse 7AV, die zum ersten Mal auf einem Segelboot war, findet das Segeln „lustig und spannend“. Das liege auch „am Klaus“, ergänzt ihre Zimmerkollegin Lea Bittl und meint den ehrenamtlichen Segelausbilder, der ihre Gruppe auf dem J80-Boot begleitet hat: „Wenn was nicht so gut läuft, bleibt der immer ruhig und lustig.“

Ruhig sind am Vortag nicht alle geblieben. Das raue Wetter und plötzliche Windböen brachten ein paar Kinder zum unfreiwilligen Kreiseln. Segeln ist auch fordernd.

In der Morgenbesprechung am Tag danach besprechen Schulleiter, Segellehrer, Ausbilder und Schullehrer, wie sie einzelnen Kindern die Angst wieder nehmen können, damit sie noch drei schöne weitere Segeltage erleben können. Kurze Zeit später ist das gelungen.

Eine Lehrerin sagt: „Bei meiner Klasse lief es super. Ich musste sie bremsen, dass sie nicht auch noch das Vorsegel rausholen.“ Biologie- und Mathematiklehrer Stefan Schwaiger ergänzt: „Segeln ist pädagogisch sehr sinnvoll. Die Schüler müssen aus ihrer Komfortzone raus.“ Sie lernten, selber für ihr Handeln verantwortlich zu sein und die Konsequenzen zu erleben.

Ehrenamtliche und hauptberufliche Ausbilder

Ähnlich sehen das die jährlich 130 bis 140 ehrenamtlichen DHH-Ausbilder, die die hauptberuflichen Segellehrer unterstützen. Die Münchnerin Sabine Schaedle, pensionierte Betriebswirtschafterin von BMW, sagt: „Mich fasziniert, wie die Schüler aufeinander aufpassen und wie schnell sie lernen.“ Beim Segeln gehe es immer ums Team.

Helmuth Plath, Elektroingenieur bei Siemens und daheim in Neuss, freut sich, dass er am Ende einer Woche immer wieder von Schülern hört: „Das war eine tolle Woche. Ich komme als Einzelteilnehmer wieder.“ Dazu käme die tolle Chiemseekulisse, die ihm die ehrenamtliche Ausbilderarbeit zusätzlich versüßt.

Großprojekt Komplettsanierung

Wenn Ende Oktober die Segelsaison endet, steht ein Großprojekt an: Das 1936 gebaute Hansa-Haus wird komplett saniert, um einen modernen Standard herzustellen. Die Gemeinde Prien hat das Projekt einstimmig befürwortet.

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