Aufgabe-Ursachen höchst unterschiedlich
Tote Augen im Gesicht des Marktes: In Prien stehen zunehmend Läden leer
Leere Schaufenster. Mal mit einem Plakat „Räumungsverkauf“, mal mit „Nachfolger gesucht“ und Telefonnummer beklebt, mal nackt. Im Priener Ortszentrum kein seltener Anblick. Aber kein schöner für einen Ort, der vom Tourismus lebt. Was ist da los?
Prien – An der Ecke Geigelsteinstraße/Bernauer Straße schloss vor knapp einem Jahr die „Genusswelt Prien“. Der Laden steht immer noch leer. Am Anfang der Seestraße, in der Hausnummer 4, stehen ein paar Sessel im ansonsten freien Geschäft, in der alten Rathausstraße zieren einige Kerzen das kahle Schaufenster und ein paar Meter weiter wechselt ein Laden mit schönster Regelmäßigkeit Mieter und Angebot, ebenso regelmäßig prangt dort „Räumungsverlauf“ auf dem Schaufenster.
„So eine Phase gab es vor zehn oder 15 Jahren schon einmal“, sagt Jörg Kaller. Er ist seit vielen Jahren als Immobilienmakler in der Marktgemeinde aktiv, kennt den Markt für Gewerbe ebenso wie für Wohnraum. Ja, sagt er, es kriselt im Einzelhandel. Gerade merke man sehr deutlich, dass viele Geschäftsinhaber aufhören (müssen) – oder umziehen. Wobei letzteres für den Einzelnen oft eine Verbesserung sei, aber im Ortsbild wieder eine Lücke hinterlasse. Den zunehmenden Trend zu Geschäftsaufgaben oder -umzügen hat auch Tobi Huber, in der Verwaltung der Marktgemeinde unter anderem für die Wirtschaft zuständig, festgestellt. „Ich finde es sehr schade“, sagt er.
Ursachen gebe es verschiedene, sagt Huber, die fehlende Nachfolge beispielsweise ist ein Klassiker. Ein zunehmend wichtiger Punkt sei, dass das Überleben eines Geschäftes maßgeblich davon abhänge, wie der Vermieter die Pacht ansetze. Da könne die Gemeinde abseits ihrer eigenen Immobilien aber nicht viel tun. Ebenso wenig wie gegen den Online-Handel. „Einen Baumarkt gibt es auch in Prien, da muss man eigentlich nicht im Internet bestellen“, so Huber.
Der Internethandel stößt auch Kaller auf. Er sei zwar zuversichtlich, dass sich die Lage wieder bessere, so wie vor zehn, 15 Jahren, so Kaller, sicher sei er aber nicht. Denn damals habe der Online-Handel längst nicht die Rolle gespielt wie heute.
Huber nennt nicht nur die Einkäufe im Internet als Problem der hiesigen Einzelhändler. „Es ist schade, wenn die Leute von Hause aus zum Einkaufen in die größeren Städte fahren, ohne vorher zu gucken, ob es das Angebot nicht auch in Prien gibt. Das ist nämlich öfter der Fall, als viele meinen. Nur, dass diese Geschäfte vielleicht nicht in exponierter Lage sind.“
Ortskern ist weniger belebt
Prien sei als zentraler Ort der Region attraktiv, hier sei die Lage insgesamt besser, als in anderen Orten im Umkreis, findet Kaller. Das tröstet Huber wenig: Der Ort sei durch den Leerstand schon weniger belebt, meint er, „aber die Marktgemeinde kann da leider nicht viel tun.“
Ein Gespräch zu diesem Thema mit einem Vorstandsmitglied von „Prien Partner“, dem Verband der Gewerbetreibenden, scheiterte trotz mehrfacher Versuche.