125 Jahre: Besonderes Jubiläumsfest geplant
Prien feiert Markterhebung: Ein Blick in die Geschichte der Chiemseegemeinde
Prien feiert von Donnerstag, 23., bis Montag, 27. Juni, mit einem vielfältigen Festprogramm und einem Festzelt am Hohertinger Weg 125 Jahre Markterhebung. So ein besonderes Jubiläumsfest ist immer auch Anlass, einen Blick in die Geschichte zu werfen.
Prien – Die Jahr- und Wochenmärkte waren wichtige Pfeiler der Chiemseegemeinde. Der heute noch stattfindende Katharinenmarkt ist der älteste. Prien ist die späteste Ortsgründung im Chiemgau und erhielt seinen Namen vom gleichnamigen Fluss. Dessen Name leitet sich vom keltischen Wort „Brigenna“ ab, was so viel wie „Die aus den Bergen kommende“ (Bergfluß) bedeutet.
Die Gründung Priens ist in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, als Verwaltungs- und Gerichtsort des bedeutenden Geschlechts der Grafen von Falkenstein, festzumachen. Seit 1958 wird – historisch nicht belegt – das Jahr 1158 als Gründungsjahr angenommen und gefeiert.
Die drei Lebenspfeiler Priens waren über die Jahrhunderte der Gerichtssitz, die Jahr- und Wochenmärkte sowie der Pfarrsitz. Ganz wesentlich für die Entwicklung des Marktes war die Bestätigung der Gerichtsschranne im Jahr 1331 durch Kaiser Ludwig den Bayern.
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Der – heute noch abgehaltene – Katharinenmarkt ist erstmals 1438 dokumentiert und zählt damit zu den ältesten nachweisbaren Märkten Altbayerns. Die Märkte bildeten das wirtschaftliche Rückgrat Priens und begünstigten das Ansässigwerden von Handwerkern, deren Häuser noch heute das Erscheinungsbild des Ortes ausmachen.
Beim heutigen Bauernhof „Moar z´ Bruck“ bestand wohl bis in die Mitte des dritten. Jahrhunderts nach Christi ein römischer Gutshof, eine „Villa Rustica“, die durch Grabungen erschlossen werden konnte, die jedoch nicht als Vorläufersiedlung von Prien angesprochen werden darf.
Ortsteile und frühere bäuerliche Siedelungen zum Teil wesentlich älter
Die heute zu Prien gehörigen Ortsteile Bruck (um 924 erwähnt), Trautersdorf (erstmals genannt 735) und Ernsdorf (genannt um 960) sind im Gegensatz zum Handwerkerort Prien, als bäuerliche Siedelungen wesentlich älter. Der Ortsteil „Am Gries“ entstand erst langsam ab 1400 als Erweiterung des alten Ortskerns.
Prien konnte sich ab seiner Gründung im frühen 12. Jahrhunderts bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts als Zentrum der Gerichtsherrschaften Wildenwart und Hohenaschau behaupten und entwickelte sich zum zentralen Ort des westlichen Chiemgaus.
Kirchlich einst dem Augustiner-Chorherrenstift und dann Salzburg zugeordnet
Im Jahr 1818 brachte das Bayerische Gemeindeedikt die kommunale Selbstverwaltung. Kirchlich gehörte die Großpfarrei Prien (geographische Ausdehnung von Rimsting bis Sachrang) bis zur Säkularisation von 1803 zum Augustiner-Chorherrenstift Herrenchiemsee und zum bis 1817/18 zum Salzburger Suffraganbistum Chiemsee.
Die Einwohnerzahl des Marktes Prien war von jeher sehr gering. Im Jahr 1801 waren es mit den Ortsteilen circa 660 Personen. Erst langsam stieg die Bevölkerungszahl durch den Bau der Eisenbahn an. 1874 waren rund 950 Personen verzeichnet, 1895 circa 1900 Einwohner und um 1910 etwa 2500 Einwohner.
Eisenbahn und Autobahn gaben Fremdenverkehr in Prien Schub
Insbesondere die Eröffnung der Eisenbahnlinie München-Salzburg-Wien im Jahr 1860 gab im 19. Jahrhundert den wegweisenden Anstoß zur Entwicklung der Gemeinde und des Fremdenverkehrs. Letzterer erhielt einen ersten Schub ab 1850 durch den frühen Fremdenverkehr, insbesondere aber, nach dem frühen Tod König Ludwig II. im Jahr 1886, durch die Öffnung des Königsschlosses auf Herrenchiemsee für Besucher. Diese Entwicklungen führten letztendlich auch zur offiziellen Erhebung von Prien zur Marktgemeinde durch Prinzregent Luitpold im Jahr 1897.
Autobahn begünstigt die Entwicklung
Auch die Eröffnung der Reichsautobahn im Jahr 1936 begünstigte die weitere Entwicklung. Einen wesentlichen Zuzug brachten die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge nach 1945, so dass das Mittelzentrum Prien heute – auch mit den Eingemeindungen von 1978– rund 11 000 Einwohner besitzt.
Der Priener Hut – Ein trachtenhistorisches Phänomen:
Beinahe zur selben Zeit, als Prien offiziell zum Markt erhoben wurde, entstand in der Hutmacherwerkstatt der Familie Brunnhuber in der heutigen Seestrasse ein Trachtenstück, dessen Name nicht nur bei Brauchtumspflegern und Trachtlern einen glanzvollen Namen hat, der „Priener Hut“.Seine Schöpferin war Anna Brunnhuber. 1879 reichte die Hutmacherin und Modistin auf der Gewerbeausstellung der Stadt Berlin einen Frauenstrohhut ein, der die Bezeichnung „Allein echter Priener Bauernhut“ trug. In der Weiterentwicklung entstand in den folgenden Jahren der „Priener Hut“ aus Zylinderplüsch, der von de rFirma Brunnhuber zur „Bayerischen Landes-Industrie- Gewerbe- u. Kunstausstellung“ Nürnberg 1896 vorgestellt wurde. In der Ausstellung-Zeitung heißt es:“ … Prächtige Goldstickereien zeigen die von C. Brunhuber in Prien ausgestellten, durch schöne und charakteristische Formen ausgezeichneten Prienerbauernhüte.“ Kurz nach 1896 scheint Anna Brunnhuber auch die Quastengarnierung dieser „Nationalhüte“ aufgenommen zu haben.
In einem Werbezettel von 1906 werden die Hutmodelle ausgewiesen: „Schöner Priener Sonntagshut“ und „Fescher Priener Festtagshut“. Die Hüte wurden zu den bezeichneten Anlässen getragen, waren aber von den Modellen her nicht nach der sozialen Stellung der Trägerin unterschieden. Anna Kopp hatte die Absicht, im Zuge der allgemeinen Trachtenbewegung des 19. Jahrhunderts, einen Hut, insbesondere für die bäuerliche Bevölkerung zu schaffen. Erst um 1920 wurden Frauen in Trachtenvereinen zugelassen. Auf der Suche nach einem geeigneten Frauenhut bot sich nun der „Priener Hut“ an, der bereits 1921 auf dem Gautrachtenfest in Bad Aibling zum Erscheinungsbild gehörte. Heute steht der „Priener Hut“ in der Trachtenpflege und bei Sammlern als überregionales Markenzeichen für Chiemgauer Tracht.