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Das Chiemseer Bündnis gegen Depression e. V. wurde von Professor Dr. med. Andreas Menke (links) gegründet, der als ärztlicher Direktor und Chefarzt im Medical Park Chiemseeblick arbeitet. Hier ist er mit dem Vereinsteam zu sehen.
Am 13. April findet in Prien das erste Mental Health Café statt. Welche Ziele damit verbunden sind, wie man Depressionen erkennt und welche Rolle bei der Behandlung eventuell bald schon Psychedelika spielen könnten, verrät Professor Dr. med. Andreas Menke im Interview.
Prien – Seit 2008 wirkt Moderator Harald Schmidt als Schirmherr der „Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention“ und hat dazu eine ganz eigene Vorstellung: „Fünf Millionen Depressive in Deutschland – das kann nicht nur am Fernsehprogramm liegen!“ Etwas ernster: Er wolle dazu beitragen, den Unterschied zwischen total depri sein, wenn der neue SUV mit den falschen Fußmatten ausgeliefert wird, und einer ernst zu nehmenden Volkskrankheit zu verdeutlichen.
Sie alle engagieren sich für die Stiftung Deutsche Depressionshilfe (von links): Entertainer Harald Schmidt, Komiker Torsten Sträter, Sängerin Clara Louise, Podcaster Lars Tönsfeuerborn, Vorsitzender der Stiftung, Prof. Ulrich Hegerl, Unternehmer Walther Kohl, Moderatorin Cathy Hummels und die Vorsitzende der Betroffenenorganisation DepressionsLiga.
Professor Dr. med. Andreas Menke (45) legt als ärztlicher Direktor und Chefarzt im Medical Park Chiemseeblick seinen klinischen Schwerpunkt auf Depression und Stress und beschäftigt sich seit seinen Zeiten am Max-Planck-Institut für Psychiatrie mit den Ursachen und Behandlungsmethoden von depressiven Erkrankungen. Kurz nachdem er 2020 von der Würzburger Uniklinik nach Bernau kam, gründete er das Chiemseer Bündnis gegen Depression. Nun findet am 13. April im Priener Café Scherzl ab 18 Uhr das erste Mental Health Café statt.
Prof. Dr. Andreas Menke im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen. Der 45-Jährige forscht seit vielen Jahren zu depressiven Erkrankungen und ist Gründer des Chiemsees Bündnisses gegen Depression.
Professor Menke, welche Ziele hat das Chiemseer Bündnis gegen Depression?
Wir wollen aufklären, sensibilisieren und entstigmatisieren. Denn eine Depression ist kein Gemütszustand oder eine Charakterschwäche. Es ist eine ganz normale medizinische Erkrankung wie ein Beinbruch oder ein Herzinfarkt, die zudem eine unglaubliche gesellschaftliche Relevanz hat. Bei der Frühberentung etwa ist sie Ursache Nr. 1. Dazu kommt, dass in Deutschland jährlich rund 9000 Menschen an Suizid sterben, das sind fast drei Mal so viele wie bei Verkehrsunfällen. Der Großteil davon geht auf Depressionen zurück. Diese Suizidrate wollen wir senken. Das Bündnis dient auch als Plattform für alle, die sich professionell mit der Depression beschäftigen.
Wen möchten Sie mit dem Mental Health Café erreichen?
Das Café ist auch, aber nicht nur für depressive Patienten und deren Angehörige gedacht. Hier ist wirklich jeder willkommen, der sich in entspannter Atmosphäre bei einem Kaffee oder Glas Wein zu psychischer Gesundheit informieren oder ins Gespräch mit Ärzten und Psychologen kommen möchte.
Können Depressionen wirklich jeden treffen?
Ja. Diese Krankheit macht keinen Unterschied zwischen den Menschen. Jeder Fünfte erleidet im Laufe seines Lebens einmal eine depressive Episode.
Wie erkennt man, ob man selbst oder ein geliebter Mensch an Depressionen erkrankt ist?
Antriebsminderung, Interessenminderung und Stimmungsverschlechterung gehören zu den harten Kriterien. Sind zwei davon mindestens zwei Wochen vorhanden, kann das ein Anzeichen für eine Depression sein. Dazu kommen weitere Zeichen wie Angst, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen oder tiefe Verzweiflung.
Kennt man die Ursachen für Depressionen?
Man geht von einem multifaktoriellen Geschehen aus. Letztlich ist es eine Mischung aus genetischer Veranlagung und – noch bedeutsamer – Umwelteinflüssen. Jeder hat seine ganz eigene Verwundbarkeitsschwelle. Wird diese etwa durch chronisch-toxischen Stress überschritten, kann die Wahrscheinlichkeit, depressiv zu werden, steigen.
Wie gut sind die Behandlungschancen?
Die sind sehr gut. Es gibt gute Psychotherapieverfahren und Medikamente. Erfolgversprechend könnten auch neue Behandlungsmethoden zu sein, die auf Psychedelika wie Psilocybin setzen und psychotherapeutisch begleitet werden. Diese Substanzen wirken ganz anders als klassische Antidepressiva und können möglicherweise Denkmuster aufbrechen. Die aktuelle Forschung dazu ist spannend. Möglicherweise werden die ersten diesbezüglichen Medikamente nächstes Jahr zugelassen.
An wen sollte man sich in einem akuten Fall wenden?
Wer selbst Angst und Sorge davor hat, dass er sich nicht mehr unter Kontrolle hat, kann sich an die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de, 0800/1110111) wenden, Kontakt mit dem Hausarzt aufnehmen oder sich selbst in der Ambulanz vorstellen. Hat man jemanden zu Hause, der sagt ‚...nee, jetzt reicht es, ich bringe mich um‘, müsste man den Notarzt rufen.