Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Prädikant in der evangelischen Gemeinde Aschau-Bernau

„Müssen junge Menschen besser verstehen“: Wie Klaus Lerch den Exodus aus der Kirche stoppen will

Seit einem Jahr ist Klaus Lerch (oben rechts) ehrenamtlich als Prädikant in der evangelischen Kirchengemeinde Aschau-Bernau tätig und gestaltet unter Anderem Gottesdienste mit eigener Predigt. Auch in der evangelischen Heilandskirche Bernau (Bild). Über sein erstes Jahr im Amt berichtet er im OVB-Interview
+
Seit einem Jahr ist Klaus Lerch (oben rechts) ehrenamtlich als Prädikant in der Kirchengemeinde Aschau-Bernau tätig. Im OVB-Interview berichtet er über besondere Momente und Sorgen in der Kirchengemeinde.

Austritte und sinkende Beteiligung: Auch die evangelisch-lutherische Kirche kämpft damit. Klaus Lerch ist seit einem Jahr Prädikant, also ehrenamtlicher Prediger, in der Kirchengemeinde Aschau-Bernau und spricht mit dem OVB über die dortige Lage.

Bernau am Chiemsee – „Nach einer langen Suche habe ich den richtigen Ort gefunden.“ Das sagt Klaus Lerch über seinen Weg zur evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Aschau-Bernau. Seit 2017 engagiert er sich dort ehrenamtlich als Kirchenvorstand und Lektor, vor einem Jahr wurde er zum Prädikanten berufen. Nun gestaltet er ehrenamtlich Gottesdienste mit eigener Predigt und leitet auch Abendmahlsfeiern. Im OVB-Interview lässt er dieses Jahr Revue passieren.

Was waren besondere Momente?

Klaus Lerch: Es ist ja gute Tradition, dass die Pfarrer oder die Prädikanten nach dem Gottesdienst draußen am Kircheneingang, die Menschen in den Alltag verabschieden. Da finde ich es immer schön, wenn Leute zu mir kommen und sagen, dass sie etwas mit nach Hause nehmen, zum Beispiel einen Gedanken aus der Predigt, der sie in ihrer aktuellen Lebenssituation abgeholt hat und die Woche über begleitet. Das ist auch für einen selbst motivierend.

Heuer habe ich außerdem das erste Mal an Gründonnerstag das Tischabendmahl geleitet, was auch Tradition in der evangelischen Kirchengemeinde Aschau-Bernau ist. Da wird im Gemeindehaus in Bernau ein Abendmahl gefeiert, bei dem die Gemeindemitglieder gemeinsam an einem großen Tisch sitzen - eben im Gedenken an das letzte Abendmahl von Jesus Christus. Teil dieses besonderen Gottesdienstes ist ein gemeinsames Abendessen. Das Tolle dabei ist, dass man mit den Menschen ins Gespräch kommen kann.

Besonderer Moment: Klaus Lerch bei seiner Segnung als Prädikant durch Dekanin Dagmar Häfner-Becker.

Neben diesen schönen Momenten: Welche Sorgen hat die Kirchengemeinde?

Lerch: Wie gehen wir als Gemeinde und auch als Landeskirche, allgemein mit den zurückgehenden Zahlen an Pfarrerinnen und Pfarrern um? Das werden immer weniger. Außerdem gehen aufgrund der Kirchenaustritte auch die Kirchensteuerbeiträge zurück. So werden die finanziellen Mittel weniger, um die Arbeit vor Ort zu leisten, Gebäude zu finanzieren und zu erhalten.

In Bernau wird im nächsten Jahr voraussichtlich eine halbe Pfarrstelle wegfallen. Heißt, wir müssen die Aufgaben in der Kirchengemeinde neu verteilen und uns überlegen, wie lange wir zwei Kirchen oder Gemeindehäuser erhalten können. Eine Lösung, die wir schon ergriffen haben ist, dass wir die Gemeindehäuser vermieten, zum Beispiel den Saal in Bernau für Vereine oder private Veranstaltungen.

Sie haben die Kirchenaustritte angesprochen. Wie ist Ihre Gemeinde betroffen?

Lerch: Dieses Thema betrifft uns nicht direkt, spielt aber natürlich eine Rolle. Zahlen kann ich zwar keine nennen, ich kann aber sagen, wir haben etwa 1500 Mitglieder und sind eine relativ engagierte Gemeinde. Klar, Menschen die engagiert sind, treten nicht aus, sondern die, die zum Beispiel merken, das Kirche nichts mehr mit ihrem eigenen Leben zu tun hat. Es ist auch schwierig, auf solche Menschen zuzugehen, weil sie im Gemeindeleben oder im Gottesdienst nicht mehr erscheinen.

Man kann aber versuchen, für besondere Gottesdienste zu werben. Zum Beispiel haben wir heuer angefangen, alle paar Monate abwechselnd in Aschau und Bernau, einen Brunch-Gottesdienst am Sonntag zu veranstalten, der so wie beim Tischabendmahl mit einem gemeinsamen Essen verbunden ist. Die Menschen kommen dadurch anders mit der Kirche in Berührung und können sich miteinander austauschen.

Wie ist es bei jüngeren Leuten? Interessieren die sich noch für die Kirche?

Lerch: Wir haben junge Menschen, die sich engagieren, aber wie es auch in vielen Vereinen ist, werden sie immer weniger. Bei der Jugendarbeit haben wir uns mit den Kirchengemeinden Bad Endorf und Prien zusammengeschlossen und einen eigenen Jugendreferenten eingestellt. Und jedes Jahr werden die neuen Konfirmanden angeschrieben, ob sie sich gemeinsam auf die Konfirmation vorbereiten möchten. Das kommt nach wie vor gut an.

Was müsste sich ändern, damit die Kirche von der jüngeren Generation mehr angenommen wird?

Lerch: Das ist nicht ganz einfach. Klar, die Angebote, die wir haben, sind ein guter Weg. Aber wir müssen als Gemeinde versuchen die Lebenswelt von jungen Menschen besser zu verstehen und auch dieser Lebenswelt in der Gemeinde einen Raum zu geben. Zum Beispiel, indem wir Predigten und Musik anpassen. Einfach mit der Zeit gehen, damit wir auch auf die Sorgen und Lebensgeschichten der jungen Leute eingehen können. Trotzdem aber den Ausgleich für die älteren Generationen schaffen.

Kommentare