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Leiter der Bundespolizeiinspektion

Rosenheimer bereitet G7-Gipfel als Sicherheitschef vor: Das sind die Gefahren

Aktuell mehr in München als in Rosenheim: Ludger Otto leitet die Vorbereitungen für den Einsatz der Polizei beim G7-Gipfel.
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Aktuell mehr in München als in Rosenheim: Ludger Otto leitet die Vorbereitungen für den Einsatz der Polizei beim G7-Gipfel.

Er leitet an sich die Bundespolizeiinspektion in Rosenheim, kommt aber aktuell kaum dazu: Ludger Otto leitet die Vorbereitungen für den G7-Gipfel im Juni in Elmau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen). Wir sprachen mit Otto über Gefahren, den Schock von Hamburg und Planungen im Sprinttempo. 

Sie waren bereits bei den Vorbereitungen zum Gipfel 2015 dabei. Sie wissen also, wie es läuft. Fast schon Routine, oder?

Ludger Otto: Das ist nun schon was anderes. Weil ich dieses Mal Leiter des Vorbereitungsstabes der Bundespolizeidirektion in München bin. Derzeit ist alles im Fluss, aber wir sind im Plan. Bestimmt wird die ganze Sache dadurch, dass wir im Vergleich zu 2015 deutlich weniger Vorlaufzeit haben. Der Gipfel 2015 ist im Januar 2014 bekanntgegeben worden, und der Gipfel war Anfang Juni 2015. Da hatten wir also fast eineinhalb Jahre. Jetzt ist es so, dass Bundeskanzler Olaf Scholz am 14. Dezember 2021 bekanntgegeben hat, dass der Gipfel dieses Jahr in Elmau stattfindet. Es gab zuvor schon unbestätigte Gerüchte, die dadurch aufgekommen waren, dass die Polizei des Freistaats Bayern und die Bundespolizei Hotelzimmer angemietet haben, aber offiziell ist der Termin erst am 14. Dezember bekanntgegeben worden. Noch im Dezember haben wir begonnen einen Vorbereitungsstab aufzubauen, der Anfang Januar dann voll arbeitsfähig war. Wir reden also von einer erheblich kürzeren Zeit.

Apropos Hotels. Da sollen einige Polizeikollegen vergrätzt gewesen sein, weil die Bundespolizei versucht haben soll, 4500 Betten zu reservieren.

Gastgeber für die Mächtigen der Welt: Wie schon 2015 für Bundeskanzlerin Merkel und US-Präsident Obama übernimmt die Polizei auch 2022 in Elmau den Schutz der Staatschefs.

Otto: Also, es sind Betten gesucht worden, auch in der Gegend, aber definitiv nicht 4500 für uns. Mir ist nicht bekannt, wer verärgert gewesen sein soll.

Kollegen aus der Polizei.

Otto: Es ist so, dass die Kollegen der Landes- und der Bundespolizei relativ zeitnah angefangen haben, Unterkünfte zu suchen. Und was das angeht, habe ich bei niemandem Verärgerung festgestellt. Es gibt beim Freistaat eine Planungsgruppe G 7, mit denen haben wir einen regelmäßigen Austausch. Alles, wo es Konkurrenzen geben könne, läuft abgestimmt und wird nach Bedarfslage und nach Wichtigkeit entschieden.

„Ein Gesamtwerk, dessen Kern der Vorbereitungsstab ist“

Wer unterstützt Sie bei dieser Mammutaufgabe?

Otto: Wir haben in München einen Vorbereitungsstab, der so um die 30 Mitarbeiter umfasst. Mit Kolleginnen und Kollegen aus der gesamten Bundespolizei in Deutschland, die entweder aufgrund einer gewissen Expertise, beispielsweise im Kräftemanagement, hinzugezogen wurden, oder auch Kollegen, die schon im Vorbereitungsstab 2015 dabei waren und entsprechende Erfahrungen haben. Da haben wir ein gutes Team zusammengestellt, das sehr zielorientiert und mit viel Elan arbeitet. Es wird natürlich nicht alles im Vorbereitungsstab in München geplant, sondern auch in den Dienststellen, die dann sogenannte Einsatzabschnitte bilden, . Diese haben Planungsgruppen zusammengestellt. Auch das Präsidium in Potsdam wirkt mit. Es ist ein Gesamtwerk, dessen Kern der Vorbereitungsstab ist.

Warum eigentlich schon wieder Elmau?

Otto: Ich kann nur mutmaßen, dass es mit der kurzen Zeit der Vorbereitung zusammenhängen könnte. Und natürlich auch mit dem Wissen, dass 2015 der Gipfel sehr friedlich und ohne große gewalttätige Demonstrationen abging.

Rechnet man größeren Demonstrationen und Auseinandersetzungen? Im Ski-Stadion in Partenkirchen werden schon Arrestzellen in Containern eingerichtet.

Otto: Natürlich unternehmen wir vor so einem Einsatz die Lagebeurteilung und und die Lagebewertung, und wir werden unsere Maßnahmen und unseren Kräfteeinsatz darauf abstellen. Der Aufbau der Container im Skistadion liegt nicht in unserer Verantwortung, sondern in der der Landespolizei, die dort eine Gefangenensammelstelle einrichtet. Natürlich werden wir diese im Bedarfsfalle auch mit nutzen können. Das gab es 2015 auch schon, das bereitet man bei jedem größeren Einsatz vor. Trotzdem sage ich: Der größte Einsatzerfolg bei solchen Großveranstaltungen ist immer der, wenn die Kräfte hinterher feststellen können, dass sie wenig zu tun hatten. Es geht auch immer um Prävention.

Gewaltorgie in Hamburg: „Für mich war das in dem Ausmaß nicht vorstellbar“

Da wäre es doch begrüßenswert, wenn in der Zeit des Gipfels überhaupt niemand ins Voralpenland reist.

Otto: Es geht uns wohlgemerkt nicht ums Verhindern von Demonstrationen. Das Recht auf Meinungsäußerung ist in der Verfassung verankert und ein absolut wichtiges Recht. Die Bundespolizei ist jedoch nicht die originär zuständige Polizei im versammlungsrechtlichen Sinne. Wir sind zuständig vor allem für grenz- und bahnpolizeiliche Aufgaben. Wir werden durch Kontrolle, Überwachung und Aufklärung polizeibekannte Gewalttäter, die etwa mit der Bahn oder über die Grenzen anreisen, möglichst schon bei der Anreise festzustellen. Beim G20-Gipfel in Hamburg gab es ja gewalttätige Auseinandersetzungen, das waren nicht nur Personen aus Deutschland, da kamen auch viele Personen aus den Nachbarländern.

Hamburg hat ja gezeigt, wie so etwas aus den Fugen geraten kann. Macht einem das schlaflose Nächte?

Otto: Nein. Das hat mir damals auch keine schlaflosen Nächte bereitet. Erschreckt hat mich, welche Dimensionen an Gewalt gegen Sachen, aber auch andere Menschen zu sehen waren. Da macht sich jeder seine Gedanken, weil jeder weiß, ich hätte bei dem und dem Einsatz auch dabei sein können. Für mich war das in Deutschland in diesem Ausmaß bis dahin nicht vorstellbar.

Man hat der Polizei in Hamburg deswegen Vorwürfe gemacht.

Otto: Dazu kann ich nichts sagen, weil ich damals und in keiner Weise unmittelbar an dem Einsatz beteiligt war. Wir haben damals von Rosenheim aus kontrolliert, ob gewaltbereite Protestierer über die Grenze zu Österreich einreisen wollten.

„Wir tun alles dafür, es so gut wie möglich zu machen“

Wie ist denn das Echo auf den anstehenden Gipfel, ein „Nicht schon wieder“ oder Begeisterung?

Otto: Ich kann da nur aus persönlicher Sicht sagen: Auf der einen Seite ist es eine immense Mehrbelastung für die Polizei insgesamt. Wir haben insgesamt schon gut zu tun, als Bundespolizei, weil derzeit beispielsweise ja auch Maßnahmen im Zusammenhang mit der Ukraine zum Tragen kommen. Auf der anderen Seite verspüre ich bei den Mitarbeitern in meinem Team eine gewisse Vorfreude, weil es auch eine Herausforderung ist, so einen Einsatz vorzubereiten. Wir stehen vor einer weiteren Herausforderung. Und wenn wir vor Herausforderungen stehen, dann tun wir alles dafür, es so gut wie möglich zu machen.

Leiden Ihre Planungen unter Corona? Viele Einrichtungen melden stets um die zehn Prozent Ausfälle durch Erkrankung oder häusliche Isolation.

Otto: Wir sind auch dabei werden entsprechende Hygiene- und Testkonzepte zu entwickeln, um eine weitere Verbreitung auszuschließen. Wir werden sicherlich etwas mehr machen, als die Infektionsregeln eigentlich vorsehen.

Sie sind neben ihrer Funktion als Leiter des Vorbereitungsstabs noch nicht lange Chef der Bundespolizeiinspektion Rosenheim. Hätten Sie sich da etwas mehr Zeit zum Einarbeiten gewünscht, bevor so eine Großaufgabe kommt?

Otto: Es ist nicht so, dass es im Bereich der Bundespolizeidirektion München nicht auch andere gäbe, die das übernehmen könnten. Bei der Europameisterschaft 2020, für die ich in der Bundespolizeidirektion München ebenfalls den Vorbereitungsstab geleitet habe – wenn auch in einem deutlich kleineren Maßstab –, war ich an der Thematik dicht dran. Das hat sicherlich eine Rolle gespielt. Zudem bin ich gut vernetzt in Richtung der Landespolizei, aber auch zu anderen Sicherheitsbehörden und Organisationen, Rettungskräften und so fort. Dieses Netzwerk steht. Auch aufgrund der Kürze der Zeit ist das ein Vorteil, dass man die anderen kennt und wiederum gekannt wird.

Aber Ihre Inspektion, vermissen Sie die nicht?

Otto: Klar, dass ich gern mehr Zeit hätte für die Dienststelle hier in Rosenheim, Aber das wird gut abgefedert, durch meinen Stellvertreter Thorsten Kleinschmidt, aber auch durch die ganze Dienststelle. Und ich bin ja nicht so weit weg. Es ist jedenfalls noch nicht so, dass ich mich als Gast fühle, wenn ich in die Rosenheimer Dienststelle komme, sondern als Chef. Ich stelle mich gerne der Herausforderung, die Einsatzvorbereitungen der Bundespolizei in Bayern für einen der größten Einsätze der Bundespolizeidirektion München mit voraussichtlich Tausenden von Bundespolizisten zu leiten. Und das macht auch Spaß, mit so einem guten Team im Münchner Vorbereitungsstab.

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