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Vier Pflegerinnen berichten über ihre Arbeit

Sanfte Begleiter zwischen Leben und Tod: So erfüllend ist die Arbeit im Chiemsee-Hospiz

Heitere Stimmung ausdrücklich erlaubt – im Chiemseehospiz betreuen (von links) Petra Laubhuber und Iris Köpp-Wild Bewohner auf ihrem letzten Lebensweg.
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Heitere Stimmung ausdrücklich erlaubt – im Chiemseehospiz betreuen (von links) Petra Laubhuber und Iris Köpp-Wild Bewohner auf ihrem letzten Lebensweg.

Für viele der Beschäftigten im Bernauer Chiemseehospiz käme die Arbeit in einem normalen Krankenhaus nicht infrage. Gut so, denn sie werden genau hier gebraucht.

Bernau – „Was? Du arbeitest im Hospiz? Das könnte ich ja niemals!“. Diesen Satz hören viele Fachkräfte aus dem Palliativbereich, wenn sie von ihrem Beruf erzählen. Dabei ist der Tod ein fester Bestandteil des Lebens – wenn auch ein Teil, mit dem sich viele Menschen nicht allzu gerne oder gar ausführlich befassen. Es sei denn, er dringt abrupt oder gewaltsam in ihr Leben, etwa weil man von einem Verkehrsunfall hört oder einem Gewaltverbrechen.

Doch viel öfter kommt der Tod still und ohne großes Aufsehen. Durch die Vorhänge gedämpft dringt das erste Tageslicht ins Zimmer, auf der Straße gegenüber lachen Kindergartenkinder – und im Bett macht ein Mensch seinen letzten Atemzug.

„Hier bist du für den Sterbenden da“

Das Chiemseehospiz Bernau ist einzigartig in Südostbayern. Hier finden Menschen ein Heim, bei denen eine Versorgung zu Hause oder im Pflegeheim nicht möglich ist und die nur noch eine sehr begrenzte Lebenserwartung haben. Menschen, die in diesem Zeitraum aber eine palliativ-pflegerische oder palliativ-medizinische Versorgung benötigen.

Keine gedrückte Stimmung

Die Grundstimmung im Hospiz könnte angesichts dieser Voraussetzungen gedrückt sein. Doch sie ist es nicht, wie folgendes Stimmungsbild zeigt. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen haben vier Pflegerinnen über ihre Arbeit und Motivation gesprochen.

Statt Angst gibt es hier Nähe

Iris Köpp-Wild aus Chieming etwa hat erst mit 40 ihre Krankenpflegeausbildung absolviert. In der Gerontopsychiatrie hätte sie erlebt, dass die Patienten fast immer alleine in ihren Zimmern verstarben.

„Da war nur so ein Lava-Licht, und kaum einer ist da reingegangen. Mit Morphin ist so gut wie gar nicht behandelt worden. Und wenn, nur in kleinen Dosen aus Angst oder Unwissenheit.“

Das habe sie bewegt und traurig gemacht. Doch unter den Kollegen habe es geheißen: „Da brauchst du nicht rein, die sterben schon allein.“

Viel intensivere Betreuung möglich

Im Hospiz sei es ganz anders. Hier hätte sie weniger Bewohner, die sie dafür intensiver pflegen könne. „Wenn jemand Atemnot hat, bist du für den Bewohner da, lässt ihn nicht alleine. Oder wenn jemand sehr traurig ist und weint, da sitzt du manchmal einfach nur da und hältst die Hand.“ Und Schmerzen, wie sie ihrer Erfahrung nach bei Sterbenden häufig vorkämen, müsse hier niemand erleiden.

Leben – bis zuletzt

Petra Laubhuber stammt aus Rottau und arbeitet ebenfalls im Hospiz. Sie wisse aus persönlicher Erfahrung, dass es „manchmal nicht mehr wichtig ist, eine Erkrankung zu heilen, sondern zu leben“. Ihre Oma, welche sie bis zu ihrem Tod fünf Jahre lang gepflegt hat, habe lieber jeden Tag ein Stück Prinzregententorte gegessen, als darauf zu verzichten – und unter Umständen etwas länger zu leben.

Der Mensch steht im Zentrum

Angesprochen auf den Unterschied zur Arbeit im Krankenhaus, die sie ebenfalls gut kennt, antwortet sie: „Der Riesenunterschied ist, dass wir mehr Zeit haben für unsere Bewohner, dass es sehr persönlich ist. Und im Vordergrund steht nicht die Erkrankung, sondern der Mensch mit all seinen Bedürfnissen und Sorgen.“ Eine Apparatemedizin, bei der nur zähle, am Leben zu bleiben, gebe es im Hospiz nicht. Hier habe auch jeder seinen Namen. Nicht so wie im Krankenhaus, in dem es auch mal geheißen habe „die Galle auf Zimmer 23“. „In diesem System habe ich keinen Platz mehr für mich gesehen.“

Es bleibt Raum für die Lebenssinnfrage

Für die Pflegerin Verena Kögl steht der ganzheitliche Ansatz im Vordergrund. „Hier im Hospiz sind auch spirituelle Aspekte wichtig und die Familien der Bewohner – und nicht nur die Körperpflege. Es ist Raum für die Lebenssinnfrage und das ist der entscheidende Unterschied.“ Zum Ganzheitlichen würden auch die Gedenk- und Abschiedsfeiern gehören, an denen das ganze Team teilnehme. „Das ist für alle berührend und auch wichtig: Einmal Abstand vom Alltags- und Organisations-Wirrwarr zu nehmen und sich mit dem zu beschäftigen, „warum wir hier sind“.

Mit guten Gedanken begleiten

Für Tanja Pillmeier geht es im Palliativbereich um das kleine Stück Leben bis zum Schluss und um den eigentlichen Sterbeprozess. „Manchmal kann man sogar gewisse schwierige Themen noch auflösen, aber anwesend sein und den Sterbenden mit seinen guten Gedanken begleiten, kann man immer.“

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