Öffis zum Fixpreis
49-Euro-Ticket ab Januar: Lohnt sich das Ticket für die Pendlerstadt Rosenheim?
Jeden Tag pendeln unzählige Menschen in die Stadt Rosenheim oder von dort nach München - nicht wenige davon mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ab dem kommenden Jahr soll mit dem 49-Euro-Ticket der Anreiz geschaffen werden, dass noch mehr Menschen öffentlich fahren. Aber kann das funktionieren?
Rosenheim - Während des Sommers boomte der öffentliche Nahverkehr. Nicht nur in Deutschland, auch in der Region machten viele Menschen vom 9-Euro-Ticket Gebrauch. Von Juni bis August erlaubte das Ticket beliebig viele Fahrten im ÖPNV. Und das bundesweit.
Annette Luckner, Pressereferentin der Bayerischen Regiobahn bestätigte, dass die Züge der Bayerischen Regiobahn zeitweise sehr stark ausgelastet waren. Für das 49-Euro-Ticket erwartet die BRB ebenfalls mehr Pendler in und aus Rosenheim, und in der Folge auch eine Zunahme des Freizeitverkehrs.
Laut dem Bundesverkehrsministerium ist eine Einführung des 49-Euro-Tickets zum 1. Januar 2023 geplant. Und zwar als monatlich kündbares Abo-Modell. Wie auch schon beim Vorgänger sollen die Fahrgäste mit dem neuen Ticket Regionalbahnen und Busse nutzen können. Fernzüge wie ICE und IC sind nicht inklusive.
Ticket ist noch nicht sicher
Noch ist das 49-Euro-Ticket nicht in trockenen Tüchern. Ingmar Töppel, der Geschäftsführer des Stadtverkehrs Rosenheim, hofft, dass das Projekt nicht so chaotisch auf den Weg geht wie beim 9-Euro-Ticket. Aber „bis jetzt gibt es noch keine Klarheit, was Planung, Finanzierung und Umsetzung des neuen Tickets betrifft”, sagt Töppel. Der Vorgänger jedenfalls sei nicht gut durchdacht gewesen, die Rückerstattung von Tickets sei nur schwer möglich gewesen.
Auch die Förderung müsse in den richtigen Bahnen verlaufen. Sonst könnte das Billigticket dazu führen, dass der private Linienverkehr auf Dauer verschwindet.
Beschlossen ist das neue Ticket, und Bundesverkehrsminister Volker Wissing will es so schnell wie möglich einführen. Aber wer letztendlich für die Kosten aufkommt, ist noch in der Diskussion. Der Bund will die Hälfte der Kosten tragen und 1,5 Milliarden Euro dafür bereitstellen. Die andere Hälfte soll von den Ländern getragen werden. Sie sind zwar grundsätzlich dafür bereit, fordern aber auch noch mehr Geld für den Ausbau des ÖPNV.
Wenn es dann aber mal da ist, könnte das neue Ticket den öffentlichen Nahverkehr wieder attraktiver machen. Besonders wegen der gestiegenen Spritpreisen ist ein Umstieg auf Zug und Bahn eine Option. Das 49-Euro-Ticket sei auf jeden Fall ein Anreiz, den ÖPNV zu nutzen, sagt Oliver Kirchner von der RoVG. Allerdings bezweifelt er noch, dass das neue Ticket wirklich 49 Euro kosten wird. Es könne dann ein erster Schritt in Richtung Deutschland-Ticket sein, das dann auch mit ganz wenigen Ausnahmen die Schnellzüge mit einschließt. Hierfür bedürfe es allerdings eines finanziellen Kraftakts der öffentlichen Hand. Der ebenfalls diskutierte Preis von 69 Euro pro Monat sei für die deutschlandweite Nutzung aller Verkehrsmittel durchaus vertretbar.
Städter profitieren stärker
Ende August, kurz bevor das 9-Euro-Ticket auslief, veröffentlichte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR eine Studie, inwieweit sich das verbilligte Nahverkehrsticket auf das Mobilitätsverhalten der Deutschen ausgewirkt hat. Zusammengefasst profitieren Menschen in den großen Städten mit einem gut ausgebauten Nahverkehr am meisten davon. Bewohner in ländlichen Gegenden sind meist nach wie vor auf das Auto angewiesen und haben keinen Bedarf an günstigen Fahrten im ÖPNV. Das wird sich auch mit der Einführung des neuen, teureren Tickets nicht ändern.
Dafür muss das Streckennetz und die Taktung der Busse und Bahnen auf dem Land weiter ausgebaut werden. Die Rosenheimer Verkehrsgesellschaft ist für den Nahverkehr in Stadt und Landkreis zuständig. Dort plant man weitere Verbesserungen. Schon im April wurden einige Verdichtungen im Fahrplan vorgenommen, die laut Oliver Kirchner, dem Leiter der RoVG, auch bereits gut angenommen werden. Unter anderem ging es hier um die Strecken Wasserburg - Amerang und Rosenheim - Neubeuern. Ab dem 1. Januar sollen zusätzliche Fahrten und Takt-Erweiterungen auf sechs Buslinien im Landkreis Rosenheim vorgenommen werden.
Oft fehlen Busfahrer
Ein Problem kommt hinzu. So wünschenswert der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel auch ist, so könnte das dazu aufgewendete an anderer Stelle fehlen. Es herrscht Mangel an Busfahrern. Alleine in Bayern fehlen laut Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen bis zu 2000 Busfahrer. Mit der geplanten Verkehrswende könnte die Lücke noch größer werden.
Der Rosenheimer Stadtverkehr sieht sich gerüstet für das günstigere Ticket. Zumindest, was das Personal betrifft. Man fühlt sich „gut aufgestellt - zumindest was den aktuellen Fahrplan betrifft“.
