Seit 65 Jahren verheiratet
Paar aus Rosenheim feiert „Eiserne Hochzeit“: Worauf es in einer Beziehung wirklich ankommt
Josef (86) und Franziska Bartsch (86) haben sich 1957 in einem kleinen Café in Prutting das Ja-Wort gegeben. 65 Jahren später haben sie nicht nur fünf Kinder, neun Enkel und fünf Urenkel, sie kennen auch das Rezept für eine lange und vor allem glückliche Ehe.
Rosenheim – Als Josef und Franziska Bartsch vor sechs Jahren von ihrem Haus in der Erlenau in die Zwei-Zimmer-Wohnung in Fürstätt gezogen sind, haben sie sich vorgenommen, nur einige wenige Dinge, an die Wände zu hängen. Ein Kreuz im Wohnzimmer. Ein Familienfoto, aufgenommen während der Diamantenen Hochzeit, über dem Sofa. Eine Urkunde für ehrenamtliche Verdienste gegenüber vom Esstisch und das Hochzeitsbild an der Wand im Schlafzimmer. „Früher hat man nicht viele Fotos gemacht“, sagt Josef Bartsch, der von allen nur „Sepp“ genannt wird, fast entschuldigend. Er hat das schwarz-weißfarbene Bild aus dem Schlafzimmer geholt, pustet noch schnell den Staub von der Oberfläche und hält es stolz in die Kamera.
Das Lächeln ist immer noch das Gleiche
Viel hat sich seit dem Tag im Juni 1957, als das Foto aufgenommen wurde, verändert. Doch das Lächeln, wenn Josef Bartsch seine Frau anschaut, ist immer noch das Gleiche. „Er ist sehr gut zu mir“, sagt Franziska Bartsch. Ihre Stimme ist leise, einen Großteil der gemeinsamen Geschichte lässt sie von ihrem Mann erzählen.
Nur hin und wieder schaltet sie sich ein, erinnert ihn, wenn er etwas vergessen hat, oder ermahnt ihn, nicht so auszuschweifen. Beispielsweise dann, wenn er von seiner Arbeit in der Saline berichtet, oder der Zeit, als er beim Trachtenverein „Alt Rosenheim“ erst als Jugendwart und später als Schriftführer tätig war.
Während der Schulzeit kennengelernt
„Ich bin selbst überrascht, dass ich so viel rede. Das mache ich sonst nie“, sagt Sepp Bartsch. Er lacht, dann wechselt er das Thema, so als ob er sich daran erinnert hat, worum es an diesem Vormittag eigentlich gehen soll. Um ihn und seine Fanny. Die Frau, die er schon seit der Schulzeit kennt.
„Damals hatten wir aber keinen Kontakt“, sagt Sepp Bartsch. Im Lauf der Jahre hätten sich die beiden dann wiedergesehen, auf einem Bauernhof in Prutting. Sie arbeitete dort als Magd, er als Knecht. „Eines Abends haben wir Halma gespielt. Und dann bin ich mit zu ihr“, sagt der 86-Jährige.
Kraftfahrer beim Baubetriebshof
Es folgte die Hochzeit, die Geburt von Tochter Elisabeth und der Umzug nach Rosenheim aufgrund eines Jobangebots in der Saline. Anschließend arbeitete Josef Bartsch als Schreiner, später als Kraftfahrer beim Baubetriebshof und als Schulhausmeister in der Heilig-Geist-Straße. Jede Überstunde, die dem 86-Jährigen angeboten wurde, nahm er wahr. „Wir waren früher arm wie eine Kirchenmaus“, erinnert sich Franziska Bartsch.
Von klein auf gelernt zu sparen
Von klein auf habe sie gelernt, zu sparen. Das sei ihnen im späteren Leben zugute gekommen. So habe es sich die Familie – die mittlerweile um vier weitere Kinder gewachsen ist – leisten können, während der Ferien in den Urlaub zu fahren. In Österreich seien sie gewesen, im bayerischen Wald und auf der Reiteralm im Hundsweg.
„Da haben wir uns einen Planwagen gemietet“, sagt Josef Bartsch.
Mittlerweile bevorzugt es das Paar, in Rosenheim zu bleiben. Sie gehen spazieren, Fanny strickt, Sepp schaut Fernsehen und probiert sich hin und wieder im Akkordeon spielen.
Regelmäßige Besuche bei der Gymnastik
Vor der Pandemie seien sie zudem regelmäßig zur Gymnastik und zum Mittwochscafé gegangen. Doch Corona habe unter beides einen Schlussstrich gezogen. „Manchmal würde ich schon gerne wieder auf Veranstaltungen gehen“, sagt Josef Bartsch. Aber weil Fanny nach ihrem Schlaganfall vor einigen Jahren das Haus nur noch für kurze Zeit verlassen kann, bleibt auch Josef daheim.
Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit
„Der Sepp ist wahnsinnig hilfsbereit“, sagt die 86-Jährige. Er wiederum schätze an seiner Frau die Ehrlichkeit, aber auch, wie fleißig sie ist. „Natürlich war über die Jahre nicht immer alles himmelblau. Aber wir hatten in 65 Jahren nicht einmal einen heftigen Streit“, sagt Josef Bartsch. Der Zusammenhalt sei wichtig, zudem achte er darauf, dass auch nach so vielen Jahren das „Gespräch nicht abreißt“. Kurz hält Sepp inne. „Wobei wir uns auch verstehen, ohne viel zu reden“, fügt er hinzu.
