Weihnachtsaktion „OVB-Leser zeigen Herz“
5000 Vermisste seit 2020: Warum Spürnasen der Johanniter-Hundestaffel unverzichtbar sind
Ein Angehöriger ist verschwunden. Sein Aufenthaltsort: unbekannt. Reicht das aus, um eine Vermisstenfahndung einzuleiten? Wann die Polizei einschreitet und warum sie auf den ehrenamtlichen Einsatz der Rettungshundestaffel der Johanniter auch mitten in der Nacht zählen kann.
Rosenheim/Mühldorf – „Spurlos verschwunden: Vermisste Frau gibt Polizei Rätsel auf.“ Meldungen dieser Art sind keine Seltenheit. Wie Polizei-Sprecher Daniel Katz auf OVB-Nachfrage mitteilt, sind seit 2020 allein im Bereich des Rosenheimer Polizeipräsidiums Oberbayern Süd über 5000 Personen als vermisst gemeldet worden.
5000 Vermisste: das ist eine gewaltige Zahl – und erklärt, warum die Rettungshundestaffel des Johanniter-Ortsverbandes Oberbayern Südost mit ihren 28 – ausschließlich ehrenamtlichen – Mitgliedern ständig ausrückt, um nach Vermissten zu suchen. Ihr Einsatzgebiet – ganz Südostoberbayern, darunter die Landkreise Rosenheim, Mühldorf, Traunstein, Miesbach und Altötting – deckt sich weitgehend mit dem Polizeipräsidiumsbereich, der sich entlang der Berge von Garmisch-Partenkirchen bis Berchtesgaden erstreckt.
Rentner liegt zwölf Stunden im Wald
Oft gibt es ein Happy-End: Die Vermissten werden schnell, wohlbehalten oder gerade noch rechtzeitig gefunden – so wie ein 85-jähriger Mann aus Bad Endorf, dem die Hundestaffeln der Johanniter, des BRK und der DLRG im Juni 2023 vermutlich das Leben gerettet haben. Über zwölf Stunden war er nach einem Sturz beim Sonntagnachmittags-Spaziergang im Wald gelegen, ehe ihn ein Flächensuchhund im Unterholz entdeckte – um 5.08 Uhr früh.
Manchmal kommt auch jede Hilfe zu spät. Einige Vermisste bleiben auch lange Zeit verschwunden. So etwa jüngst ein Wanderer in Ruhpolding: Er galt drei Jahre als verschwunden, vor Wochen fanden Waldarbeiter nun seine Leiche.
Doch ab wann gilt ein Mensch als vermisst? Laut Polizeikommissar Katz müssen drei Kriterien erfüllt sein, damit eine Fahndung eingeleitet wird: Die Person hat ihren gewohnten Lebenskreis verlassen, ihr Aufenthalt ist unbekannt, und eine Gefahr für Leib oder Leben ist nicht auszuschließen. Zum Beispiel, weil die Person auf Medikamente angewiesen ist, oder wenn eine psychische Ausnahmesituation hinter dem Verschwinden stecken könnte.
Personenspürhund und Flächensuchhund
Strenger sind die Regeln bei Minderjährigen. „Sie gelten in jedem Fall als vermisst, wenn sie ihren gewohnten Lebenskreis verlassen haben und ihr Aufenthalt unbekannt ist“, so Katz. Bei Minderjährigen werde grundsätzlich eine Gefahr für Leib und Leben angenommen, wenn Erkenntnisse dies nicht widerlegen.
Kommt es dann zur Suchaktion, wird ein Fachberater der Rettungshundestaffel hinzugezogen. Den gibt es auch bei den Johannitern. Gemeinsam werde entschieden, ob und und welche Art von Rettungshunden benötigt werden, erläutert Johanniter-Sprecher Gerhard Bieber: „Für den Einsatz von Personenspürhunden benötigen wir eine Geruchsprobe und müssen im besten Fall den letzten Aufenthaltsort kennen.“ Anders sei es bei Flächensuchhunden, die nach allen menschlichen Gerüchen in einem bestimmten Bereich suchen. Aber auch dieser Bereich müsse sich grob eingrenzen lassen können.
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Für die Rettungshundestaffeln ist eher im Sommer Hochsaison. „Da ist es wärmer, die Tage länger, also sind die Leute auch länger draußen unterwegs“, sagt Bieber. Das betreffe auch ältere Menschen, die leichter die Orientierung verlieren können, oder eher auf Medikamente angewiesen sind.
Heißt das, dass überwiegend ältere Menschen als vermisst gemeldet werden? Ein Durchschnittsalter lässt sich laut Katz nicht errechnen. „Aber es lässt sich ein Schwerpunkt im Alter der Jugendlichen sowie bei den über 80-Jährigen erkennen.“
Melden Angehörige eine Person als vermisst, bleiben sie das so lange bis sie gefunden oder gerichtlich für tot erklärt werden. Vermissten-Meldungen werden auch im Internet auf der Homepage der Polizei Bayern veröffentlicht – und verschwinden dort bestenfalls gleich wieder. So wie im Fall der groß angelegten Suchaktion nach dem 85-Jährigen im Sommer 2023.
Um zwei Uhr nachts geht der Piepser los
Es ist zwei Uhr nachts, als die Piepser der Rettungshundestaffel schrillen. Zuvor hat die Polizei an allen möglichen Aufenthaltsorten nach dem Mann gesucht, auch per Hubschrauber. Als sie seinen Wagen am Waldparkplatz entdeckt, schlägt die Stunde der Hundestaffeln – der dramatische Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Erst muss sich das aus allen Himmelsrichtungen herbeigeeilte Großaufgebot von Johannitern, Rotem Kreuz und Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) das Suchgebiet aufteilen: Eine Zone südöstlich von Bad Endorf, dort ist der Rentner gern unterwegs. Und dann schwärmen die 28 ehrenamtlichen Retter mit ihren Suchhunden auch schon aus – aus der Luft unterstützt von der neuen, mit Wärmebildkamera bestückten Drohne der Johanniter.
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Auch die Hunde wissen: Es muss schnell gehen. Und es geht tatsächlich schnell genug: Um 5.08 Uhr wird ein Flächenhunde-Team der DLRG Bad Aibling fündig. Der 85-Jährige ist noch bei Bewusstsein, er hat kein Handy dabei. Nach der Erstversorgung holt ihn die Feuerwehr aus dem Wald, der Rettungsdienst bringt ihn zur weiteren Untersuchung ins Krankenhaus.
Mission erfüllt – doch dann ruft die Arbeit
Mission erfüllt also für die zwölf Johanniter: Alexandra Kriechbaumer mit Flächensuchhund Amy, Clemens Joos mit „Mantrailer“ Ati, Gruppenführerin Kate Stark-Maier, Fachberater Felix Daum sowie Astrid Weddemar-Joos, Tanja Langer, Laura Schwabe, Lucia Hezelgrave, Tom Hausberger, Christian Bauer, Markus Haindl und Martin Bauer.
Sie alle sind bei Bad Endorf im Einsatz gewesen. Doch für eine verdiente Verschnaufpause nach kurzer Nacht bleibt keine Zeit. Stattdessen heißt es: Heimfahren, umziehen, duschen – der Arbeitsalltag ruft. Denn ihr Geld müssen sich die nächtlichen Lebensretter woanders verdienen. Die Sucheinsätze sind für Vermisste und Angehörige kostenlos.
So können Sie spenden
Diese beiden Spendenkonten sind eingerichtet:
Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling: IBAN DE75 7115 0000 0000 0787 82; BIC BYLADEM1ROS
meine Volksbank Raiffeisenbank eG: IBAN DE78 7116 0000 0008 8499 00; BIC GENODEF1VRR
Hier finden Sie den Zahlschein 2023 zum Ausdrucken.
Mazda von Auto Eder zu gewinnen
Bei „OVB-Leser zeigen Herz“ ist wieder ein Auto zu gewinnen. Den Wagen – ein Mazda 2 im Wert von rund 18.000 Euro – hat erneut City-Autopartner Kolbermoor, ein Unternehmen der Auto-Eder-Gruppe, gestiftet. Der Gewinn wird also nicht mit Spendengeldern finanziert. Jede Spende ab zehn Euro, die bis 6. Januar 2024 auf den Spendenkonten bei der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling und der VR Bank Rosenheim-Chiemsee eingeht, nimmt automatisch an der Verlosung des Mazda 2 teil.
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Die Namen der Spender werden in der gedruckten Tageszeitung veröffentlicht. Wer nicht mit seinem Namen erscheinen möchte, vermerkt dies bei der Überweisung mit dem Zusatz „Anonym“. Bei Beträgen bis zu 300 Euro gilt der Kontoauszug oder Überweisungsbeleg als Spendenquittung für das Finanzamt. Bei höheren Beträgen stellt die OVB Stiftung Spendenquittungen aus. Hierzu muss allerdings eine vollständige Postadresse vorhanden sein. Mitarbeiter der OVB Media und der Auto-Eder-Gruppe sowie deren Angehörige können nicht an der Verlosung teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Aus rechtlichen Gründen sind die OVB-Heimatzeitungen verpflichtet, auch Nicht-Spender am Gewinnspiel teilnehmen zu lassen. Diese schicken eine Postkarte mit dem Kennwort „OVB-Weihnachtsaktion“ ans OVB.
Ihre Betroffenenrechte und Datenschutzinfos finden Sie unter https://ovbabo.de/datenschutzerklaerung/
