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Nahversorgung wird immer schwieriger

Metzgerei in Nußdorf am Inn verkürzt die Öffnungszeiten - weil das Personal fehlt

Mit einer kleinen Mannschaft (von links: Metzger Thomas Himmelstoß, Elisabeth Jaus, Sabine Grandauer, Magdalena Grandauer, Regina Wurst und Metzgermeister Sebastian Grandauer) kann der Produktions- und Verkaufsbetrieb der Traditionsmetzgerei in Nußdorf nur mit eingeschränkten Öffnungszeiten aufrecht erhalten werden.
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Mit einer kleinen Mannschaft (von links: Metzger Thomas Himmelstoß, Elisabeth Jaus, Sabine Grandauer, Magdalena Grandauer, Regina Wurst und Metzgermeister Sebastian Grandauer) kann der Produktions- und Verkaufsbetrieb der Traditionsmetzgerei in Nußdorf nur mit eingeschränkten Öffnungszeiten aufrecht erhalten werden.

Lebensmittelgeschäfte in Nußdorf? Seit Jahren Fehlanzeige. Sebastian und Sabine Grandauer erweiterten das Sortiment ihrer Metzgerei hin zum Tante Emma-Laden. Nun mussten sie eine dicke Scheibe von den Öffnungszeiten abschneiden. Weil sie kein Personal finden.

Nußdorf – Seit vielen Monaten sucht die Metzgerei Grandauer Mitarbeiter, insbesondere für den Verkauf. Dazu wurden bereits zahlreiche Stellenanzeigen veröffentlicht und Aushänge plakatiert. Bisher jedoch ohne Erfolg. Nun mussten die Geschäftszeiten wegen der fehlenden Mitarbeiter erheblich reduziert werden. Wie es weitergehen soll? Das ist eine Frage, mit der sich die Familie Grandauer ab jetzt fast täglich beschäftigt.

Vor Jahren noch hatten die Einwohner der 2800-Seelen-Gemeinde im Inntal hinreichende Möglichkeiten, sich mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen. „Es gab im Dorf drei kleinere Lebensmittelläden sowie mehrere Bäckereien“, erinnert sich Metzgermeister Sebastian Grandauer (50), der den Traditionsbetrieb 1999 von seiner Mutter übernommen hat. Aus vielerlei Gründen setzte dann, wie auch in vielen anderen kleineren Ortschaften, ein schleichendes Sterben der Nahversorger ein. Ende 2018 musste schließlich auch das letzte Lebensmittelgeschäft in Nußdorf den Verkauf für immer einstellen.

Metzgerei reagierte auf das Aus der Lebensmittelgeschäfte in Nußdorf

Zahlreiche Bemühungen seitens der Gemeinde, wieder einen „Vollsortimenter“ ins Dorf zu bekommen, verliefen bislang ergebnislos. Dabei ist es insbesondere für viele ältere Einwohner sehr wichtig, wohnortnah eine Grundversorgung mit Lebensmitteln zu haben. Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten, in Brannenburg oder in Raubling, sind mit dem ÖPNV nur sehr umständlich und zeitaufwändig zu erreichen.

Auf das Aus der Lebensmittelgeschäfte in Nußdorf und den Bedarf ihrer Kunden, reagierten die Grandauers sofort und erweiterten kurzerhand ihr Sortiment. Denn: Eine „Shop-in-Shop“-Lösung ist keine Erfindung der großen Warenhauskonzerne, sondern bereits seit Jahrzehnten gelebte Praxis in Nußdorf, nachdem eine kleine Bäckereifiliale in die Metzgerei eingezogen war.

So kann man bei Grandauers neben Molkereiprodukten zum Beispiel auch Zucker, Mehl und Getränke erhalten. Außerdem finden sich im Angebot zahlreiche Artikel, wie Käse, Gemüse, Eier oder Obst, die ausschließlich von heimischen Betrieben stammen. „Für eine Metzgerei etwas artfremd, für unsere Kunden aber wichtig und hilfreich“, sagt Sabine Grandauer (41).

Immer mehr Discounter und Supermärkte werben damit, dass sie regionale Produkte verkaufen. Wobei „regional“ auch schon mal ganz Nord- oder Süddeutschland umfassen kann, wie die Stiftung Warentest herausfand. Anders in Nußdorf: „Die Schlachttiere, so wie alle anderen Produkte stammen zum größten Teil aus der unmittelbaren Umgebung“, sagt Sabine Grandauer und ihr Ehemann ergänzt: „Natürlich schlachten wir hier noch selbst. Das ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Rund 95 Prozent der Ware stammt aus eigener Produktion.“

Personalmangel - ein gravierendes Problem

Aus der „heißen Theke“ beliefert die Nußdorfer Nachbarschaftshilfe Senioren, die nicht mehr selbst für sich kochen können. Grandauer fasst es zusammen: „Ein grundsolides und bodenständiges Fleischerfachgeschäft. Für die Nahversorgung, angereichert mit Produkten des täglichen Lebens.“ Und mit einem gravierenden Problem: Personalmangel.

„Konnten wir bis vor Kurzem unser Geschäft noch 66 Stunden wöchentlich öffnen, mussten wir die Öffnungszeiten nun um rund ein Drittel kürzen“, sagt Metzgermeister Sebastian Grandauer, obwohl nebenher auch noch alle anderen Aufgaben im Geschäft mitlaufen. Mittlerweile wurde auch Tochter Magdalena (17) eingespannt. Noch nehmen die Grandauers alles mit ein wenig Humor. „Schließlich heißt ja selbstständig: selbst und ständig“, schmunzelt der Nußdorfer Unternehmer.

Den Wunsch, fachlich qualifiziertes Personal einstellen zu können, haben die Grandauers mittlerweile ganz bei Seite geschoben: „Quereinsteiger, die wir dann qualifizieren, sind uns willkommen.“ Darüber hinaus möchten die beiden ebenso gerne einen Auszubildenden einstellen. „Bei Bedarf würden wir unseren Azubis sogar den Erwerb eines Führerscheins sponsoren“, sagt Sabine Grandauer. Und: Grandauers zahlen ein übertarifliches Entgelt. „Außerdem gibt es als Fahrtkostenzuschuss monatlich einen Tankgutschein, eine betriebliche Altersvorsorge und für die tägliche Verpflegung mit einer Brotzeit wird auch gesorgt“, sagt der Nußdorfer Unternehmer. Wie es weitergeht, wenn sie keine weiteren Arbeitskräfte mehr finden können, bleibt derzeit jedoch offen.

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