Vollbremsung nach Beinahe-Kollision
Verletztes Kleinkind im Rosenheimer Stadtbus: Wie die Fahrerin Schlimmeres verhinderte
Gefährlicher Vorfall in Rosenheim: Am Freitag (26. Juli) musste eine Busfahrerin eine Vollbremsung einleiten, weil ein E-Scooter-Fahrer plötzlich auf die Straße rollte. Dadurch stürzte im Bus ein Kinderwagen um. Das Baby wurde verletzt. Wie die Fahrerin Schlimmeres verhinderte und wie es dem Kind geht.
Rosenheim – Diese Fahrt wird der 43-jährigen Busfahrerin aus Rosenheim noch lange im Gedächtnis bleiben. Als die Mitarbeiterin der städtischen Verkehrsgesellschaft am Freitagabend (26. Juli) die Finsterwalderstraße mit ihrem Linienbus entlangfuhr, schoss plötzlich – auf Höhe des kleinen Fußballplatzes – ein E-Rollerfahrer aus einer Einfahrt auf die Straße. Sofort drückte die 43-Jährige auf die Bremse, um den Zusammenstoß zu verhindern. Obwohl die Busfahrerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, den Bus gerade noch rechtzeitig zum Stehen brachte, gab es dennoch einen Verletzten.
Kleinkind fällt aus Buggy in Rosenheimer Linienbus
„In hinteren Teil des Busses ist leider ein Kinderwagen aufgrund der Notbremsung umgekippt“, sagt die 43-Jährige. Dabei fiel auch das einjährige Kind einer 31-jährigen Rosenheimerin aus dem Buggy und blieb auf dem Boden des Busses liegen. „Das Kind hat dann gleich zum Schreien angefangen“, erzählt die Busfahrerin. Glücklicherweise habe man äußerlich auf Anhieb keine schweren Verletzungen erkennen können. Das Kind habe weder Schürfwunden gehabt noch habe es geblutet.
„Ich habe dann trotzdem die Polizei und die Rettungskräfte angerufen, damit das abgeklärt wird“, sagt die Fahrerin. Ein anderer Fahrgast habe zu Fuß die Verfolgung des E-Rollerfahrers aufgenommen, der auf seinem Gefährt flüchtete. Die anderen der rund zwölf Fahrgäste seien unverletzt geblieben, sagt die 43-Jährige. Auch für das Kind, das vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht wurde, sei der Vorfall glimpflich ausgegangen. „Die Sanitäter haben schon vor Ort gesagt, dass wahrscheinlich nicht viel passiert ist“, sagt die Busfahrerin. Inzwischen konnte die Polizei bestätigten, dass das Kleinkind nur leicht verletzt worden sei.
Polizei sucht jungen E-Rollerfahrer
Dem geflüchteten E-Rollerfahrer seien die Polizisten auch auf der Spur. „Der soll Schüler auf einer Rosenheimer Schule sein“, sagt Hauptkommissar Robert Maurer. Das hätten Zeugenhinweise ergeben. Zunächst sei man auf der Suche nach einem Jungen zwischen zehn und zwölf Jahren gewesen. „Wir sind zuversichtlich, dass der Fahrer bald ausfindig gemacht ist“, sagt Maurer.
Die 43-jährige Busfahrerin hat der Vorfall dennoch noch eine ganze Weile beschäftigt. „Ich habe seitdem etwas unruhig geschlafen. Das nimmt einen schon mit“, sagt sie. Auch, weil man sich viele Gedankte mache, wie es dem Kind oder den Eltern geht. Die Notbremsung habe sie trotzdem einleiten müssen. Der junge Mann sei „so knapp vor den Bus gefahren“, dass sie ohne dieses Manöver den E-Rollerfahrer „auf jeden Fall zumindest berührt, oder sogar überfahren hätte“. Wie das ausgegangen wäre, da wolle die 43-Jährige gar nicht erst daran denken.
Brenzlige Situationen im Busverkehr
Allerdings – auch das betont die Frau – müsse man als Busfahrerin mit solchen Situationen jederzeit rechnen. Daher fahre sie an „gewissen Ecken in Rosenheim“ wie in der Finsterwalderstraße immer deutlich langsamer als erlaubt. Auch, weil der Bremsweg eines Busses deutlich länger ist. Und Gefahrenbremsungen im Linienbus immer gefährlich für die Fahrgäste seien – „auch wenn man sich gut einhält“. Das sei schnell wie „Kegelnspielen mit den Fahrgästen“.
Aus diesem Grund wolle die 43-Jährige auch an die Menschen appellieren. „Es braucht ein Empfinden dafür, wie lange das dauert, bis so ein schweres Fahrzeug zum Stehen kommt und was das für die Fahrgäste im Innenraum bedeutet“, sagt die Rosenheimerin. Zudem dürfe man sich nicht darauf verlassen, dass der Busfahrer einen sieht und man deshalb noch kurz über die rote Ampel laufen kann. „Nur weil wir die Leute sehen, heißt das nicht automatisch, dass wir den Bus immer rechtzeitig bremsen können“, sagt sie.
Veränderungen beim Verhalten der Menschen
Früher sei ihrer Meinung nach auch eine rote Ampel „noch mehr ein Grund zum Stehenbleiben“ gewesen. „Heute verlassen sich viele nur noch auf den Augenkontakt untereinander“, sagt die 43-Jährige. Allerdings sei die Verkehrssituation in Rosenheim immer noch von einer größeren Rücksichtnahme geprägt als zum Beispiel in München. „Dort passieren solche Sachen wie am Freitag (26. Juli) viel häufiger“, sagt die Busfahrerin, die vor ihrer Zeit in Rosenheim mehrere Jahre in München unterwegs war.
Sie selbst sei auch am Samstag (27. Juli) sogar schon wieder ihre Tour durch Rosenheim gefahren. Im Hinterkopf habe sie den Vorfall aber schon gehabt, da habe ihr ihre Berufserfahrung geholfen, sagt die 43-Jährige. „Und man versucht jeden Tag, als Busfahrer sein Bestes zu geben, damit nichts Schlimmes passiert und niemand verletzt wird.“