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Nachruf

Engagierter Lehrer, stiller Künstler: Wasserburg trauert um Michael Sandl

Michael Sandl
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Michael Sandl

Er hat „Fußabdrücke“ in der Stadt hinterlassen - als Lehrer und Künstler. Jetzt ist Michael Sandl im Alter von 98 Jahren verstorben. Sein Freund Ferdinand Steffan, ehemaliger Kreisheimatpfleger, erinnert an den Schwiegervater von Bürgermeister Michael Kölbl.

Von Ferdinand Steffan

Wasserburg - Wenn ein Mitbürger von uns geht, der ein knappes Jahrhundert überblickt und sieben Jahrzehnte in der Stadt gelebt und gewirkt hat, verliert die Gemeinschaft einen Zeitzeugen unterschiedlichster geschichtlicher Epochen, der zudem als Künstler und Kunsterzieher vielfältige Spuren, heute würde man „Fußabdrücke“ sagen, im Stadtbild hinterlassen hat.

Mehr als 10.000 Schüler unterricht

Von 1956 bis 1987 hat Michael Sandl nach seiner eigenen Schätzung mehr als zehntausend Schüler am Luitpold-Gymnasium nicht nur in allen möglichen Techniken, in denen Farbe und Pinsel, Feder und Tusche zum Einsatz kommen, und im Werkunterricht im Umgang mit Ton und Holz unterrichtet, sondern auch zur Auseinandersetzung mit der örtlichen Architektur und Kunst hingeführt. Mit sicherem Geschmack, natürlichem Lehrgeschick und ruhiger Gelassenheit führte er seine Schüler behutsam zum Kunstverständnis und regte deren Gestaltungswillen an. Daher haben nicht wenige Schüler seiner frühen Jahrgänge ihrem geschätzten Lehrer ebenso wie Kollegen und Gründungsmitglieder des AK 68 und Künstlerkollegen das letzte Geleit gegeben.

Breit angelegtes künstlerisches Wirken

Das künstlerische Wirken von Michael Sandl beschränkt sich weder auf eine bestimmte Technik noch auf ein einzelnes Material. Arbeiten in Emaille-Technik kombiniert mit keramischen Elementen stehen wohl am Anfang seines Schaffens, ehe er mit Fassadengestaltungen in Sgraffito-Technik in zeitloser Modernität über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde. Die ihm eigenen abstrahierten Gesichter und Formen finden sich auch in den großformatigen Linolschnitt-Zyklen zum Weihnachtsfestkreis oder Passionsgeschehen, die allesamt Handabzüge waren, die er an Bekannte verschenkte. In den persönlich gestalteten Glückwunschkarten an seinen Freundeskreis griff er pointiert deren Besonderheiten auf.

Im Umgang mit dem Ur-Werkstoff Ton brachte er es zu einer Meisterschaft, die es ihm ermöglichte, nicht nur die übliche Hafnerware zu drehen, sondern auch großformatige Plastiken zu modellieren. Daneben setzte er in seinen Aquarellen das um, was ihm besonders am Herzen lag – leuchtende Blumenmotive in seinem Künstlergarten am Langwiederberg oder Ausblicke von seinem Wohnzimmerfenster auf Kirchhofplatz und Burg zu unterschiedlichen Jahreszeiten. In der Ausstattung von Kapellen (zum Bespiel am Fröschlanger) brachte er seine tief religiöse Grundeinstellung zur Geltung.

Von Trends stets ferngehalten

Stets bescheiden präsentierte er sein Können nur selten in Ausstellungen, sondern versuchte im Stillen sein Können und Wissen in Kursen an Interessenten weiterzugeben, wobei er sich von den aufkommenden Trends der Szene fernzuhalten wusste. Umso härter traf ihn der plötzliche Verlust seines Augenlichts, sodass er weder die Eindrücke in Stadt und Natur wahrnehmen noch künstlerisch umsetzen konnte. Dennoch versuchte er immer wieder seine gespeicherten Wahrnehmungen zu Papier zu bringen wie er sich auch in seiner Umgebung an der Zahl der benötigten Schritte orientierte – bis auch diese begleiteten Spaziergänge nicht mehr möglich waren und die Kräfte versagten.

Liebevoll betreut von seiner Familie und den Pflegekräften starb Michael Sandl kurz nach seinem 98. Geburtstag. Er hinterlässt bei seiner Familie, zu der zwei Töchter, fünf Enkel und ein Urenkel gehören, bei Angehörigen und Freunden eine schmerzliche Lücke.

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